Thema:
Re:Nö, hat er nicht flat
Autor: _bla_
Datum:08.08.22 14:08
Antwort auf:Re:Nö, hat er nicht von Telemesse

>Sorry aber da muss ich kräftig lolen. Die Strategie der Grünen ist wohl eher die, der arbeitenden Bevölkerung am liebsten die ganze Kohle durch Steuern und Abgaben abzunehmen und diese dann gönnerhaft nach eigenen Vorstellungen zu verteilen.

Sie sind halt keine „schlanker Staat“ Partei wie die FDP, sondern wollen lieber einen leistungsfähigen Staat, auch wenn dafür relativ hohe Steuer gebraucht werden. Also eher das Modell Skandinavien als USA. Daraus jetzt aber zu machen, das sie am liebsten die Staatsquote auf 100% treiben wollten, ist ähnlich großer Unfug, wie wenn man behaupten würde, es würde sich bei der FDP um Ayn Rand Fanboys handeln, die Steuern und Sozialstaat am liebsten komplett abschaffen würden.

>Sieht man doch gerade erst wieder an Familienministerin Paus, die sich vehement weigert die kalte Progression abzuschaffen oder die unteren Steuerfreibeträge zu erhöhen.

Der Steuerfreibetrag ist doch gerade erst von der Ampel angehoben worden.

>Aber nein viel lieber möchte man die sicherlich kommenden und zum Inflationsausgleich dringend notwendigen Lohnerhöhung bestmöglich abgreifen um die Idee vom Nannystaat und völlig bevormundeten Bürger weiter auszubauen.

Gerade in dem mittleren Bereich in dem schon Spitzensteuersatz gezahlt wird, aber das Geld trotzdem nicht üppig vorhanden ist, sorgen die Beitragsbemessungsgrenzen dafür, das die prozentuale Abgabenlast über eine weiten Bereich sehr ähnlich ist. Der Anteil der Lohnsteuer steigt, dafür sinkt der Anteil der Sozialabgaben. Mit einem Abbau der kalten Progression erreichst du daher in diesem Bereich leider ziemlich wenig und es kann sogar schnell kontraproduktiv sein, wenn bspw. Krankenkassenbeiträge erhöht werden müssen, weil weniger Geld für den Steuerzuschuss vorhanden ist. Und gleichzeitig profitieren besonders die Menschen mit sehr hohen Einkommen davon, obwohl diese auch ohne Hilfe gut durch die Krise kommen würden. Abbau der kalten Progression kann man machen, aber gerade wenn es darum geht mit begrenzten staatlichen Mitteln zielgenau, die zu fördern, die alleine nicht gut durch die Krise schaffen, dann ist das halt ein wirklich schlechtes Mittel. Ungefähr so wie mit einer Schrottflinte in der Wohnung Mäuse jagen, man trifft damit auch ein paar Mäuse, aber ein großer Teil des Blei landet an den falschen Stellen.


>Bei der aktuellen Inflation dürfte es demnach nicht mehr lange dauern bis dann auch der Mc Donalds Burgerbrater im Spitzensteuersatz landet und sich eh keine Auto oder reguläres Bahnticket mehr keisten kann. Der darf sich dann ganz dankbar zeigen wenn er sich als Bittsteller sein 9 Euro Ticket für überfüllte und unzuverlässige Züge abholen kann.

Das die Züge überfüllt sind, zeigt doch das das 9 Euro Ticket funktioniert und das Fahrten verlagert werden. Gerade so ein überfüllter Zug ist wirklich enorm effektiv was den Verbrauch fossiler Brennstoffe angeht, damit sinkt der Bedarf und die Preise sinken. Als kurzfristige Maßnahme doch ein toller Erfolg. Langfristig glaube ich das es besser wäre, die Qualität des Schienennetzes zu steigern, aber das geht eben nicht kurzfristig. Zudem haben wir halt gigantische versteckte Subventionen fürs Autofahren. In Japan ist Zugfahren wesentlich teurer (und besser), aber Autofahren eben auch, weil Kostenfaktoren wie Stellflächen und Straßenbau, die hier kaum auf die Autofahrer umgelegt werden, dort hauptsächlich durch die jeweiligen Verursacher umgelegt werden. Da ist man dann auch mal 20 Euro für 100km Autobahnfahrt los und das Bahnticket ist gleich viel attraktiver.

>Die sollen sich mal lieber Gedanken darüber machen wie die normalen Menschen zukünftig ihre Energie bezahlen sollen/können. Wenn das so weiter geht wie aktuell fahren die hier alles an die Wand und da sind die Zeiten zum Freibier verteilen ganz schnell vorbei.

Und dafür sind natürlich Maßnahmen wie Tankrabatt und  Abschaffung der kalten Progression viel besser geeignet,  besonders weil sie total gute wirtschaftliche Anreize geben, weniger fossile Energie zu verbrauchen. Abschaffung der kalten Progression ist auch total hilfreich, für all die Menschen, die in einer schlechten Verhandlungsposition ihrem Arbeitgeber gegenüber sind und nicht auf Lohnsteigerungen hoffen können.


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