Thema:
Re:Ist halt Blödsinn flat
Autor: token
Datum:03.08.22 10:53
Antwort auf:Re:Ist halt Blödsinn von hellbringer

>>Ich kenne meine Kosten, und mit einem Gebrauchtkauf sieht die Rechnung ganz anders aus.
>>Das war mit hoher Pendel-Frequenz auf dem Level eines schon "subventionierten" Jobtickets, und wenn man den Terror der mobilen Folterkammern einrechnet deutlich günstiger.
>>Jetzt mit hohem HO-Anteil und weiterer Absenkung von Betriebskosten und Wertverlust per Carsharing werden die Kosten für Öffis pulverisiert.
>>
>>Was natürlich absurd ist, sind die Kosten für die Allgemeinheit, aber die zahlt ja jeder so oder so, für das Individuum ist das Auto ein absoluter Spitzendeal.
>
>Könntest du mal vorrechnen, was du jährlich zahlst? Weil ich komm bei mir auf ganz andere Summen und das ist genau das Gegenteil von einem Spitzendeal. Für die jährlichen Kosten meines Autos könnte ich 4 Jahreskarten für das Öffinetz von ganz Österreich zahlen und hab immer noch Geld übrig.


Im Modell Carsharing belaufen sich meine jährlichen Fixkosten ohne Nutzung des Autos auf 460€, Sonderkosten wie Werkstatt oder TÜV kommen da on top, werden dann aber auch durch zwei geteilt und machen den Kohl dann auch nicht mehr fett.

Mein Arbeitsweg hat einen Verbundswechsel drin, beide berechnen sich natürlich 100%, dadurch liegen die Spritkosten im HO-Betrieb, da es mit hohem HO-Anteil kein passendes Abo-Modell mehr gibt, DEUTLICH unter den Tickettosten einer Hin-Rückfahrt, etwa bei 60%. Der Unterschied, und das sind eben auch Kosten nämlich in Nerven- und Lebenszeit, die ich eben auch als valide Kosten erachte, nicht eingerechnet. Wenn es normal läuft hab ich mit der Karre eine Fahrtzeit für Hin- und Rückfahrt von im Schnitt 100 Minuten, selbst wenn ich mich nicht um die Rush-Hours herum fuchse, mit der Bahn wenn es optimal läuft von 180 Minuten, und es läuft NIE optimal.
Mein letzter Ausflug mit der Bahn, wo ich das Neuner probierte, lagen bei FÜNF STUNDEN!
Mich hat das Pendeln mit der Bahn sukzessive krank gemacht, das hatte dann auch Echtkosten die dann bei der Krankenkasse landen.

Das Auto ist etwas was ich gar nicht besitzen möchte, nur, spart es einfach ein jeder Ecke. Es ist besser für den Körper und Geist, diese Kosten sind diffus aber eben durchaus existent, es ist besser in Sachen Zeitkosten, würde ich hier meinen Stundenlohn als den Wert meiner Zeit ansetzen, wären die Mehrkosten des Bahnfahrens nahezu absurd, aber es ist eben auch bei Ausblendung dieser Kosten immer noch günstiger als Sprit und Betrieb im Vergleich mit der Alternative.

Carsharing ist für mich neu und ich kann da noch nicht alles konkret beziffern weil es da auch darum geht wie die Karre hält und was sie für Sonderkosten verursacht, aber auch davor.

Ich habe einen Jazz gebraucht für 3000€ gekauft und ihn dann bis zum wirtschaftlichen Totalschaden durchgefahren. Das waren 6 Jahre.
Werkstatt und TÜV und Reifen über den gesamten Lebenszeitraum beliefen sich nochmal auf 2000€, den Verschrottungswert abgezogen. Steuer und Versicherung lagen bei afair unter 500€ jährlich, weiß ich nicht mehr genau, aber es war dank hoher Schadensfreiheitklasse und niedriger Steuer da sparsamer Kleinwagen äußerst günstig. Heißt hier 920€ im Jahr mit allem außer Sprit eingerechnet. Und ich hab das Auto wie ein Stück Dreck behandelt, mit etwas mehr Interesse am Fahrzeug und besserer Haltung wären hier auch mehr als die 6 Jahre Betrieb möglich gewesen.

Die Spritkosten für das Pendeln beliefen sich dann etwa auf 1300€ jährlich.
Also 2220 Euro Gesamtkosten im Jahr mit ALLEM eingerechnet für den Schwerpunkt Arbeitsweg.
Nun das Jobticket mit Verbundwechsel, 2300€ jährlich.

Hello?
Aber das ist halt die Realität in Deutschland.

Und da haben wir noch nicht mal damit angefangen was das Auto dann an weiteren Ersparnissen möglich macht, etwa im Urlaub den günstigsten Flieger zu nehmen wo der Flughafen auf irgendeinem Feld steht das man normal kaum erreichen kann, wo aber gleich mehrere Hundert Euro gespart werden, oder eben der kurze Trip in das Umland in Deutschland oder anliegende Länder wie Holland, wo du mit der Option Auto auch verdammt viel sparst im Vergleich zu den Kosten des Ersatzverkehrs.

Und immer gilt, du bist flexibler, du bist schneller, du schonst die Nerven, und am Ende ist es auch monetär noch deutlich günstiger als jedwede Alternative.

Und ich will beileibe keine Pro-Auto Position einnehmen. Ich hasse Autos. Die Kosten für die Gesellschaft sind immens. Was das Instandhalten der Verkerhswege kostet, was allein die Grundstückspreise für die Parkflächen kosten und wie diese Nutzungsräume dann dem Fußgänger und Radfahrer die Luft zum Atmen abschnüren, was der Beitrag an Schadkosten Richtung Umwelt sind, die diffus sind, die sich dann aber auch in Echtgeld entladen, das irgendwo wieder beim Endverbraucher etc. etc. etc.
Imo sollte man diese Form von Individualverkehr _komplett_ abschaffen und auf andere Modelle abschwenken die aber halt erst aufgebaut werden müssten.

Aber das ist der idealistische Standpunkt, die Realität zeigt mir nur eins auf, nämlich dass ich komplett mit dem Klammerbeutel gepudert wäre nicht auf das Auto zu setzen. Und es ist eben nicht reiner Egoismus, denn ich kann halt nicht die Augen davor verschließen dass mein Körper und Geist der Stressbelastung des Bahn Fahrens einfach nicht gewachsen ist.


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