Thema:
Fahrradmitnahme flat
Autor: Kola
Datum:25.07.22 17:02
Antwort auf:Der Bahn-Fail Thread von alex3d

Letzten Freitag wollte ich mal mit dem neuen Dienstfahrrad (ein eMTB von Cannondale, das Standardmodell zum Pendeln in der Stadt) ein paar Runden in der Lüneburger Heide drehen. Die ist von der Bremen-Hamburg Strecke gut erreichbar in 39 Minuten. Bin dann losgezuckelt und wie ein Irrer im Turbo-Modus durch die Heide; da ist Freitag morgens wenig los. Das macht schon Laune. Irgendwann war dann aber Schluss. Der Akku hatte noch etwa 13km im Eco-Modus, als ich zurück am Bahnsteig war.

Die Metronomgesellschaft, die den Nahverkehr bedient, nimmt laut Webseite ab Freitag 15 Uhr bis Sonntag Abend keine Fahrräder mehr mit. Ich hatte zur Sicherheit auch noch einmal angerufen, ob das aktuell sei. Damit ja nichts schief geht war ich schon um 13 Uhr am Bahnhof, auch wenn die Pendlerströme erst viel später einsetzen. Zug kommt an, es steigen zig Leute aus, u.a. auch drei Leute mit Fahrrad. Ich glaube es ist jetzt klar, was der Schaffner zu mir meinte. Auf die Entgegnung, dass der Zug sich ja merklich geleert habe und ich sonst nicht nach Hause käme, meinte er nur trocken, dass ich das Rad hier anschließen sollte und dann einfach den nächsten Zug nehmen sollte (der laut DB Navigator aber ohnehin ausfiel). Sonstigen rationalen Erwägungen war er nicht zugänglich und ich wollte ihm, als er sich aufmachte, wieder einzusteigen, dann noch ein paar Tiernamen hinterherwerfen, besann mich aber noch eines Besseren; der ist halt der letzte Befehlsempfänger in der Reihe, muss ich nicht auch noch draufhauen. Wahrscheinlich darf er mich auch abweisen, so kenne ich das aus Dänemark. Das war nach meinem Dafürhalten in dieser Situation zwar Schwachsinn, ließ sich aber nicht ändern.

Also zum Taxistand.

"Wie teuer ist ein Taxi nach HB?"
"Mussi-chef-frage."
Drei Minuten später über Funk: "200 Euro." (oder gut zweiundzwanzig 9-Euro-Tickets)
Da haben wir beide erstmal gelacht.

Stehst du da, mit leerem Akku am Bahnhof. In Tostedt.

Was tun? Ich bin wirklich alles durchgegangen, was nicht völlig Plemplem war (200 Euro finde ich dann doch zu stattlich) und bin dann tatsächlich mit einem 25kg Rad gute 80km durch die Pampa nach Hause gefahren; zwischendurch in Fahrradläden mal hier und da ein paar KM getankt und immer wieder zwischen Eco-Modus und purem Hass-Modus changiert. Es war damals aber nicht alles schlecht. Ein Student bei Fischerhude hat mich eingeladen, mit seinen Freunden ein paar Bier im Garten zu trinken (war schönes Wetter) und das Rad nebenher aufzuladen. Mit einem älteren Herrn hatte ich ein Gespräch über den Russlandfeldzug. Ich war auch auf einer Hochzeit in Scheeßel. Überhaupt, sehr nette Leute auf dem Dorf.

Zuhause war ich gegen 20:30 Uhr. Fünf Stunden später als geplant. Eigentlich wollte ich nächsten Donnerstag mit der RB in den Harz, bisschen Mountainbiken.


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