Thema:
Re:Na ja flat
Autor: Link
Datum:21.07.22 10:26
Antwort auf:Re:Na ja von Xtant

>Hm...
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>aus meiner Erinnerung raus, ist schon ein paar Jährchen her... Kims Statement halte ich allerdings für viel zu verallgemeinernd bzw. irreführend...
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>Der Strombedarf ist vielen Schwankungen unterworfen, die sowohl sehr kurz- (Tag/Nacht) als auch längerfristig sein können, z.B. saisonal.
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>jetzt kann man das auf zwei Arten steuern: Man versucht, dem Bedarf so gut wie möglich nachzukommen oder man versucht, den Bedarf selbst (bzw. sein zeitliches Auftreten) zu steuern/manipulieren.
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>Mit den althergebrachten Kraftwerken war es relativ Einfach, die Erzeugung zu steuern: Die AKWs bollerten günstig riesige Mengen billigen Strom raus, waren aber schwer in ihrer Last anzupassen. Dafür sorgten dann eher Kohle, Gas, Wasser, Müll, EEs und sonstiger Kram bzw. auch recht "kleine", flexible Kraftwerke.
>Darum ja auch die ewige AKW-Diskussion, weil billige Bedarfserfüllung und so. Und für die Ignoranten des (End-)Lagerproblems bzw. der Gefährlichkeit ja sogar noch ach so umweltfreundlich.
>Seit Mitte der 80er lag der Anteil des Atomstroms bei über 20%, dann kam ja schon Tschernobyl. Das hat uns in Deutschland zumindest so weit gebremst, dass er nie über ein Drittel stieg. So richtig viele (voll funktionsfähige) AKWs hatten wir ja auch nie. Selbst die restlichen drei, die aktuell noch laufen, sorgen immerhin für gut 10% des Stroms.
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>Fossile Kraftwerke waren zunehmend "bäh" (und teuer), hatten aber einen großen Vorteil: Mit ihnen ließ sich die Nachfrage sehr gut steuern. Inzwischen sind sie aber so bäh, dass Gaskraftwerke als halbgarer Kompromiss heimlich, still und leise stetig ihren Anteil ausgebaut haben, Nicht viel, aber immerhin.
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>Tja, bei den EEs hast du halt nach wie vor das Problem, das sich Wind und Sonne einen Dreck drum scheren, wann ihre Energie gebraucht wird. Wirklich praktikable Speicherlösungen im ganz großen Maßstab gibt es nach wie vor nicht. Insgesamt hat sich da afaik in den letzten jahren nichts Essentielles getan.
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>Durch den gewaltig gestiegenen Anteil der EE am Energiemix und einer vermutlich besseren Verzahnung der beiden Haupttechnologien (wann setze ich auf Wind, wann eher auf PV) haben es die EE aber halt geschafft, als Grundlast-Versorger immer "besser" zu werden. Allerdings sind sie dabei furchtbar ineffektiv. Überspitzt formuliert: Braucht unsere Gesellschaft zuverlässig 20 Gigawatt Grundlast (rein fiktive Werte), hast du halt AKWs und ein paar fossile KWs genau so "eingestellt".
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>Damit die EE aber diese 20 Gigawatt zuverlässig liefern können, muss ihre installierte Kapazität sagen wir mal 50 Gigawatt betragen (wieder fiktiver Wert), damit es zu keinen Ausfällen kommt. Tjo, nur manchmal (sonniger, aber windiger Tag) liefern sie halt dann tatsächlich annähernd die 50 Gigawatt, und die kann so gesehen keiner so richtig nutzen.
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>Also geht man zunehmend davon weg (bzw. muss man auch), die Auslastung der verfügbaren Kapazität anzupassen. Hin dazu, den Energiebedarf/-verbrauch (zeitlich) so weit wie möglich an den verfügbaren Strom anzupassen. Ist wohl auch die billigere Methode.
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>So weit ich das verstanden habe, kommt den Gas-Kraftwerken in dieser doppelten Übergangsphase eine besondere Bedeutung zu (neben der Funktion von Gas als Heizmittel): Das wegbrechen von Atom und Kohle sowohl mengenmäßig etwas abzupuffern als auch auf die verschiedenen Bedarfszustände halbwegs dynamisch reagieren zu können (Gaskraftwerke lassen sich afaik relativ leicht/schnell in ihrer Auslastung anpassen).
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>Ein Öko-Tarfif ist afaik eher was "virtuelles". Es kommt deswegen kein anderer Strom bei dir in der Leitung an (bzw. nur in einem komplett vernachlässigbarem Rahmen). aber der Versorger kauft halt nur noch Ökostrom ein; dessen Bedarf steigt, der von normalem Strom sinkt.
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>Inwieweit man jetzt mit Stromsparen in Abhängigkeit vom eigenen Stromtarif den Energiemix (positiv) beeinflussen kann, wüsste ich jetzt der ganzen Logik nach auch nicht. Insofern hat Kim dann recht.
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>(Ich hoffe, ich hab nicht zuviel Mist erzählt, wie gesagt, aus meiner Erinnerung raus... :-/)


Auch von mir Danke für die Ausführungen. Ist schon alles ziemlich kompliziert ... Andererseits lese ich da auch raus, dass die Gleichung "Wenn ich 100% Ökostrom habe, verbrauche ich ja nur den" so nicht aufgeht.


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