Thema:
Re:HIMARS wohl effektiv flat
Autor: harukathor
Datum:17.07.22 10:46
Antwort auf:Re:HIMARS wohl effektiv von ChRoM

>* Die steigenden Energiepreise kompensieren die reduzierte russische Ausfuhrmenge

Korrekt. Die Reduktion der Öl- und Gasabnahme ist momentan eher kontraproduktiv.

>* China, Indien & Co. sind dankbare Abnehmer für Öl und Gas, das nicht mehr in den Westen geht.

Teilweise korrekt. Für Öl sind China und Indien dankbare Abnehmer, weil sie es auch momentan zu extremen Sonderkonditionen bekommen. Für Gas sind beide keine Alternativen, da die für Europa genutzten Gasquellen nicht mit diesen Ländern verbunden sind und wohl auch nicht einfach für LNG umgerüstet werden können. Das wird sich für China voraussichtlich frühestens 2025 und für Indien gar nicht ändern. Was China aus Russland an Gas bekommt, stammt primär von Gasfeldern in Ostsibirien, da da schon die Pipeline liegt.

>* Die erzwungende Zahlungsunfähigkeit Russlands, das seine Schulden zwar zahlen könnte, aber wegen Sanktionen im Bankensektor die Zahlungen nicht durchführen kann, hat null Auswirkungen - außer auf die Gläubiger im Westen, die ihr Geld nicht kriegen.

Irreführend, da die Zahlungsunfähigkeit nicht das direkte Ziel der Sanktionen war. Es geht darum, dass Russland auf dem Weltmarkt kaum noch etwas nützliches einkaufen kann – und das hat der Westen definitiv erreicht, selbst wenn man nur russische Quellen als Grundlage nimmt. Jetzt rächt sich vor allem, dass in Russland dank Korruption häufig behauptet wurde, dass man tolle russische Technologie entwickelt – während einfach ausländische Produkte neu eingefärbt oder mit Hilfe von westlichen Komponenten konstruiert wurde. Eine der kuriosesten Meldungen der letzten Tage war sogar, dass der hoch gehypte McDonald's-Nachfolger keine Pommes Frites mehr anbieten kann, weil ihm (in Russland!) die passenden Kartoffeln fehlen...

>* Der Rubel hat sich erholt

Ist tatsächlich absolut irrelevant und überhaupt kein Indikator mehr, da der Rubelkurs momentan von so ziemlich allem entkoppelt ist. Russland hat Geld, kann davon aber kaum etwas erwerben. Zudem manipuliert die dortige Zentralbank auch geschickt den Kurs.

>* Der Krieg läuft unbeirrt von den Sanktionen weiter. Russland macht Gebietsgewinne.
>

Russland verschießt momentan die Bestände der Sowjetunion und nutzt kaum noch moderne Waffen, da es davon auch keinen Nachschub bekommt. Die dennoch kaum nennenswerten Gebietsgewinne basieren rein auf dem UDSSR-Arsenal. Und das hat Russland unabhängig von Sanktionen zur Verfügung.

>Und in der Situation schickt Brüssel anonyme Quellen vor, die in den Medien streuen, dass die Sanktionen in Wahrheit eh Wirkung zeigen, nur sieht man das noch nicht.

Sanktionen sind nie etwas, was kurzfristig wirkt. Dies ist ja auch verständlich: Im Allgemeinen gibt es immer noch verbrauchbare Reserven, bevor zwingend neu zugekauft  werden muss. Dass dennoch jetzt schon etwas zu sehen ist, hat vor allem mit dem Rückzug wichtiger westlicher Unternehmen vom russischen Markt zu tun. Ohne Siemens läuft da beispielsweise wenig in der Industrie. Der komplette Automarkt in Russland ist bereits an die Wand gefahren und bei Lada wird nur noch ein einziges Auto produziert, das keinerlei moderne Sicherheitsmechanismen (ABS/Airbags) mehr bietet.

Und Brüssel muss da keine anonymen Quellen "vorschicken", da selbst Putin die Wirkung der Sanktionen inzwischen einräumt...
>
>Lustig find ich ja den Part: "Russlands Wirtschaft ist um 10 Prozent eingebrochen, wir erwarten heuer Wirtschaftswachstum!" Ja schau ma mal, was von diesem Wachstum übrig bleibt, wenn Putin weiter am Gashahn dreht.


Putin kann immer (!) am Gashahn drehen, völlig unabhängig von irgendwelchen Sanktionen. Deutschland ist nun einmal komplett erpressbar, was die deutsche Regierung auch erkannt hat. Wo möchtest du die Grenze ziehen, wenn Putin etwas von uns fordert? Wenn wir unseren russischen "Freunden" irgendwann militärisch helfen, damit Russland uns ja nicht den Gashahn zudreht?

Und ja, ich sehe auch Probleme mit allen Wachstumsprognosen. Bei Russland kommt es vor allem darauf an, wann Ersatzteile für bestimmte Maschinen gebraucht werden und wie sich die Rohstoffpreise weiter entwickeln.


< antworten >