Thema:
Re:Das Gendern sexualisiert die Sprache flat
Autor: Kilian
Datum:22.06.22 11:23
Antwort auf:Das Gendern sexualisiert die Sprache von Telemesse

>Wenn Sprache und Gerechtigkeit korrelieren würden, müsste in der Türkei oder in arabischen Ländern eine Geschlechtergerechtigkeit ohnegleichen herrschen, weil die Sprachen in diesen Regionen sehr „geschlechtergerecht“ sind. Dann wäre Isländisch eine höchst ungerechte Sprache, Island hat aber einen sehr hohen Index, was Gleichberechtigung betrifft.

Interessant. Ist das wirklich so? Würde mich interessieren, wie sich das konkret zeigt...

>Es herrscht bei den Befürwortern der Gendersprache eine Art magische Vorstellung, dass man die Sprache ändert und, voilà, die Gesellschaft wird besser.

Das ist zu simpel dargestellt bzw. so habe ich die bisherige Diskussion nicht verstanden. Meine Wahrnehmung ist, dass sich einige von der bisherigen Sprache - bspw. "Liebe Kunden" als Ansprache - diskriminiert und ausgegrenzt fühlen und sich wünschen, auch direkt angesprochen zu werden. Diesen Wunsch kann ich durchaus nachvollziehen.

>Ich denke, eine Gesellschaft wird besser, wenn man die Gesellschaft ändert.

Solche Binsenweisheiten machen den Text nicht besser, im Gegenteil...

>Und das lässt sich nicht auf der sprachlichen Überholspur herbeizaubern.

Es mag sein, dass das Thema zu schnell sehr emotional und politisch geworden ist, sodass sich die Debatte tatsächlich wie "Überholspur" anfühlt. Finde ich auch nicht gut. Eine Beruhigung aller Lager wäre wünschenswert.

>Außerdem muss man beachten: Wenn man diese Sprache übertreibt, verprellt man ganz viele Menschen, die für Gerechtigkeit sind, die aber sprachlich beim Gendern nicht mitmachen wollen.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn man diese Diskussion abwürgt und den Wunsch nach einer gerechteren Sprache lächerlich macht, "verprellt" man auch "ganz viele Menschen". Mit dem Unterschied, dass diese tatsächlich eine Punkt haben, wenn sie sagen, dass sie sich diskriminiert fühlen.

>Ich finde es jammerschade, wie viel Energie wir in diese Diskussion stecken.

...sagt derjenige, der gerade ohne Not ein Interview zum Thema gibt und damit das Feuer unterm Kessel nur weiter anfacht. O_o

Wie auch immer: Wie oben bereits erwähnt, täte IMO eine Beruhigung der Gemüter uns allen und der Sache selbst gut. Meine persönliche Einschätzung ist, dass Sprache sowieso dynamisch ist und sich Veränderungen gar nicht aufhalten lassen. Oder reden wir heute noch so wie in den 1950er Jahren? Eben nicht.

In ein paar Jahrzehnten wird man sich über diese Debatte genauso wundern, wie über andere Phänomene unserer Zeit wie freiwilliges Vergiften durch Zigaretten rauchen oder Autoabgase. Dann wird sich ganz selbstverständlich eine gerechtere Sprache - in welcher Form auch immer - durchgesetzt haben und jeder Teil der Bevölkerung (wenn er denn gemeint ist) angesprochen werden.


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