Thema:
Re:Ich befürchte, das wird nichts mehr. :( flat
Autor: harukathor
Datum:16.06.22 11:18
Antwort auf:Ich befürchte, das wird nichts mehr. :( von Fox

>Panzer und Waffen nützen doch nichts ohne Einbettung in entsprechende Kompanien mit ausgebildeten Soldaten.

Und genau davon hat explizit Russland derzeit viel zu wenige – es werden deshalb mittlerweile sogar die Ausbilder an die Front geholt, was langfristig die Armee extrem schwächen wird. Russland kann diesen Krieg ausschließlich deshalb weiterführen, weil zumindest ein Teil der riesigen Bestände der Sowjetunion noch funktioniert, was denen Ballern aus allen Rohren (aber ohne Präzision) erlaubt. Wenn dir die Zerstörung der Infrastruktur erst einmal egal ist – was sich bei der Versorgung extrem schnell rächen kann – ist solch eine Taktik "sinnvoll".

Und wir reden auf beiden Seiten (!) nicht wirklich über große Gebietsgewinne seit Anfang Mai, sondern über wenige Kilometer hart umkämpftes Territorium (bei Severdonetsk und Lyssytschansk geht es seit unzähligen Wochen um etwa 20 mal 20 Kilometer Land, das Russland bereits von drei Seiten eingekesselt hatte). So ist die Ukraine beispielsweise an einigen Stellen derzeit in der Offensive, während sie woanders die russischen Truppen in der Verteidigung zu binden versucht. Die Konteroffensive steht beispielsweise derzeit im Süden nur wenige Kilometer vor Kherson und östlich von Kherson ist die Ukraine derzeit auch auf dem Vormarsch, was die Russen mit einer Zangenbewegung zu verhindern versuchen. Ich sehe da keinerlei Anzeichen einer Kapitulation – die Ukraine kann Kherson beispielsweise aber ohne schwere Waffen nicht zurückerobern, da es sonst ein umgekehrtes Mariupol würde. Und selbst wenn die reguläre ukrainische Armee irgendwie zerschlagen würde, kann sich Russland auf einen langjährigen und ebenso verlustreichen Partisanenkrieg einstellen, der dann garantiert vor keiner Grenze mehr halt macht.

Um das aktuelle Geschehen einmal ins Verhältnis zu setzen: Einige Experten hatten erwartet, dass die ukrainischen Truppen sich um diese Zeit schon bis in die Nähe des Dnepr zurückziehen müssen – und dann andere im Hinterland die Versorgungswege der Russen kappen. Von der aktuellen Hauptfrontlinie ist der Fluss allerdings immer noch weit mehr als 200 Kilometer entfernt...


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