| Ich war dort und möchte mal etwas klarstellen... |  |
Eins vorweg: F*** UEFA, f*** FIFA. Ich finde dieses Institutionen aus vielerlei Gründen widerlich und möchte diese geldgierigen Verbände nicht verteidigen. Aber... und das ist ein großes ABER:
In diesem Fall würde ich der UEFA nur etwa 20% der Schuld zusprechen, den Fans etwa 10%. Die restliche Verantwortung - rund 70%, eher sogar noch mehr - den Franzosen bzw. Organisatoren. Das war ja nicht das erste Mal, die Franzosen handhaben solche Events maximal beschissen. Das war also keine Ausnahme sondern eher die Regel.
Ich war schon auf mehreren Dutzend Großveranstaltungen (CL-Finale, EL-Finale, EM-Finale, WM-Finale, you name it...) und es sind immer die Franzosen, die bei der Organisation aus der Reihe tanzen. Egal ob EM-Finale 2016 im Stade de France, Quali-Spiele der französischen Nationalmannschaft oder das Spiel am letzten Samstag, das Betreten der Anlage war IMMER ein pain in the ass. Selbst Roland Garros am Vortag war wieder mal extrem nervig, und da waren angeblich nur 15.000 Zuseher anwesend. Ich denke es waren eher mehr, weil man da auch Tickets kaufen kann, die einem nur Einlass aufs Gelände gewähren und nicht in einen der vielen Tennis-Courts. Ich habe trotz früher Anreise sehr lange warten müssen. Und selbst der recht gut gelegene Parc des Princes ist nicht wirklich ideal was das organisatorische betrifft.
Beim Stade de France kann man sich das etwa so vorstellen: Du hast drei Möglichkeiten mit den Öffis anzureisen: Zug RER B oder D und die Metro 13, allerdings gibt es insgesamt nur zwei Wege aufs Gelände sobald man dort ankommt. Im Falle des CL-Finals war es also eine 50/50 Chance. Entweder nimmt man den halbwegs "guten" Weg, der größtenteils den Real-Fans vorbehalten war (absichtlich? Zufall? keine Ahnung). Wir hatten jedenfalls den Liverpool-Zugang gewählt, weil 3-4 Stunden vor Anpfiff sollte doch früh genug sein, oder? Nope. Du hast da nämlich in Form einer kleinen Stiege den ersten Flaschenhals auf dem Weg zum Stadion, an dem es sich immer staut. Danach hast du nochmal einen weiteren Flaschenhals (Unterführung parallel zur Autobahn). Und jeder vernünftige Mensch weiß, dass man an einem Flaschenhals nicht noch eine weitere künstliche Bremse einbauen sollte (Ticketkontrolle, Security Check).
Aber genau das haben die Organisatoren gemacht. Mit zu wenig Personal an dieser Stelle. Das war dumm. Sehr, sehr dumm. Mein Kumpel und ich waren 90 Minuten in diesem Pulk gefangen. Meganervig aber da wir beide groß sind und uns an den Rändern aufgehalten haben, war das kein Problem für uns. Auch die Liverpool-Fans waren sehr geduldig. Hatte man aber ein gefälschtes Ticket oder musstest aus anderen Gründen zurück, musstest du dich durch die ganze Masse (!), also hunderte von Metern (!!) zurück kämpfen. Über 3-4 Stunden kann das einfach nicht gutgehen, vor allem weil keiner der Organisatoren oder Cops wirklich geholfen hat.
Okay, nach 90 Minuten waren wir also durch. 300 Meter weiter haben wir schon gesehen wie ein paar Dutzend Polizisten in unsere Richtung angerannt kamen und an uns vorbei zu den anderen Wartenden liefen. Da dachten wir uns schon, dass die Stimmung wohl gekippt war. Naja. Also weiter im Text, sprich zur Durchsage und dem Bild, das im geposteten Artikel so prominent kritisiert wurde. Tatsache ist, dass niemand wusste was los war, nicht mal die UEFA selbst. Denn es wurde nicht nur diese Nachricht kommuniziert: Zuerst wurde als Grund die verspätete Anreise der Fans genannt, aber nur auf Englisch. Die französischen und spanischen Texte waren nicht so spezifisch. Ich verstehe zumindest genug von beiden Sprachen um der Textnachricht folgen zu können. Auch der Stadionsprecher hat mehrere Gründe kommuniziert. Das war sehr verwirrend, und die Organisatoren waren VÖLLIG planlos. Denn auf der Anzeigetafel wurde der Text alle paar Minuten verändert dargestellt.
Ist die UEFA also verantwortlich? Ja klar, als organisierender Verband kann man die UEFA nicht von jeglicher Schuld freisprechen. Aber ist die UEFA auch der richtige Sündenbock, der aus Marketinggründen versucht, den Fans die Schuld zu geben? Von meiner Seite gibt es ein ziemlich eindeutiges NEIN. Der größte Fehler der UEFA war es, diese Veranstaltung den Franzosen zu geben.