Thema:
Re:Zu kurz gedacht flat
Autor: token
Datum:18.05.22 13:47
Antwort auf:Zu kurz gedacht von thestraightedge

Nah, halte ich mittlerweile für Fantastereien.
Je mehr wir verstehen, umso pessimistischer darf man werden dass wir als Menschheit irgendwas in der Richtung anderer Zivilisationen auch nur entdecken, zumal wir jetzt wirklich lang genug gehorcht und gescannt haben.

Zum einen ist alles jenseits von Signalen schon eh komplett illusorisch.
Selbst beim kosmologischen Katzensprung zum nächsten interest point außerhalb des Sonnensystems sind wir schon im Bereich von Lichtjahren.
Weiter, der offene Weltraum ist ein einziger Alptraum, das gilt nicht nur für biologische Wesen, das gilt leider ebenso für jede Form von Technik. Was wir von den Voyagersonden an Daten kriegen zeigt auch dass wir bestimmte Dinge nicht mal auf dem Schirm hatten, etwa plötzliche Strahlungsanstiege für die wir von hier aus komplett blind sind, und selbst die sind erst mit halbem Bein zu Haustür raus.

Wer macht dann noch das Redesign von einem finanziellen Mammutprojekt wo du vielleicht erst nach 200 Jahren checkst welche Denkfehler du hattest, weil es keine andere Möglichkeit als den Fail gab um an die zum Verständnis notwendigen Daten zu kommen?

Bei den Reisezeiten, den schon bekannten "Herausforderungen" die komplett irre sind selbst wenn es nur darum ginge Sonden zu launchen die wenn sie irgendwo ankommen auch noch funktionieren, wie auch den dann noch unbekannten Unwägbarkeiten würden selbst die Ingenieure bei Miele, selbst wenn sie mit unendlichen Ressourcen ausgestattet wären und es egal wäre dass es uns nicht mehr gibt bevor so eine Sonde anfangen kann irgendwas von Interesse zu senden, die Hände überm Kopf zusammen schlagen und in schallendes Gelächter verfallen.

Und wenn es um Signale geht, wird es auch nicht wirklich besser. Was wir hier getrieben haben, kann noch niemand empfangen haben. Und es ist wenn man schaut wie wir als Spezies unsere selbst erzeugten Probleme managen davon auszugehen dass die Sendezeit die wir haben eher kurz ausfallen wird. Es ist unglaublich unwahrscheinlich dass wir irgendeine Überschneidung erleben bei den unfasslichen Dimensionen um die es geht, sowohl was Raum als auch Zeit anbelangt, und wir selbst haben nun auch lang genug gehorcht um mit einer gewissen Gewissheit sagen zu können, da passiert auch nix mehr. Und es ist jetzt auch nicht unbedingt davon auszugehen dass es eine andere Zivilisation als unsere irgendwie einfacher hat, da mag es vielleicht irgendwo Konstallationen geben wo Dinge näher beiander sind und lokal was geht, aber bei uns selbst ist lokal halt tote Hose.

Ein komplett anderer Punkt ist das Leben an sich. Die Indizien dass das Leben nicht auf der Erde entstanden ist, sind gewichtig, und es macht einiges einfacher, auch im kosmologischen Maßstab, wenn die Entstehung von Leben nicht an die selbst im kosmologischen Maßstab unwahrscheinliche da äußerst spezifische Erdentwicklung gekoppelt wäre.

Mittlerweile sind auch alle Puzzlestücke die es braucht in Asteroiden nachgewiesen. Entsprechend wäre ich eher überrascht wenn wir nicht auch in unserem eigenen Sonnensystem noch was "lebendiges" außerhalb der Erde entdecken, jedenfalls dann wenn wir aufhören uns in dieser albernen Sandwüste zu verbeißen und mehr Ressourcen in die Erforschung deutlich spannenderer Monde geben, statt durchgeknallte Milliardäre ihre Fieberträume ausleben zu lassen. Auch dürfte es äußerst spannend werden, wenn wir das Licht von Exoplaneten abgegriffen kriegen, und das werden wir können. Da könnte man bspw. indirekt Photosynthese nachweisen, sprich wieder nach Dingen suchen die uns hier bekanntes Leben als Suchmaske anbietet und keiner höheren Zivilationsform bedarf um es zu erkennen. Aber da bliebe es dabei dass das was wir sehen entweder gar nicht mehr da ist, oder wenn es da ist, nicht erreichbar ist.  

Es bräuchte wirklich ein krasses Fehlverständnis bei unserem aktuellen Stand der Wissenschaft um noch interstellare Zivilisationshoffnungen zu hegen. Von einem solchen ist mittlerweile aber nicht mehr auszugehen, stattdessen sind gewisse Zweige mittlerweile gar abgeforscht, etwa das Periodensystem, inklusive möglicher Elemente die nicht in der Natur vorkommen und künstlich erzeugt werden müssen.

Ich persönlich "glaube" auch dass die Entwicklung von höherer Intelligenz keine zwingende Konsequenz von Leben und Evolution stellt, sondern eine bizarre und sehr unwahrscheinliche Laune der Natur sind die in einem "möglichen" Strang versandet. Die Dinos hatten bspw. genug Zeit um "schlau" zu werden, stattdessen war bei denen Netflix&Chill und es brauchte wieder eines kosmologischen Zufalls um neu zu würfeln, und da ging es auf einmal zackizack. Aber wenn das nicht passiert wäre, würden die imo noch immer hier selbstzufrieden rumcruisen, war ja alles im Lot, es gab keine Action, es gab keinen Druck, die Welt schien doch recht zufrieden ausgependelt zu prokastinieren und es hat wieder einen Arschtritt gebraucht. Nur werden solche Arschtritte von Außen ja auch immer unwahrscheinlicher wenn sich alles mal sortiert hat, und wenn sie dann doch passieren sollten, sind sie halt leider fucking destruktiv, können Dinge in Gang setzen, aber auch genausogut die Stopptaste für etwas das in Gang ist drücken.  

Da werden imo weder wir persönlich noch unsere Spezies irgendwas ähnliches wie uns finden, und auch generell muss man sehen dass wenn wir zeitlich ausreichend extapolieren nichts besser wird, sondern irgendwann alles für jeden auch noch aus dem beobachtbaren Raum driften wird. So gesehen hatten wir zumindest noch das "Glück" früh genug in die Existenz geschissen zu werden um sowas wie den Urknall tracen zu können, selbst sowas wird irgendwann für zukünftige Zivilisationen, egal wo diese entstehen mögen, nicht mehr gehen. Die notwendigen Daten um was zu verstehen sind dann einfach weg. Für immer.
Time is a bitch.


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