Thema:
Re:Es gibt keinen Anspruch auf 25 Grad flat
Autor: token
Datum:11.05.22 17:14
Antwort auf:Re:Es gibt keinen Anspruch auf 25 Grad von suicuique

>Ich möchte seine plakative Keule keineswegs verteidigen aber er hat einen Punkt.
>

Nö, eine plakative Keule ist eine plakative Keule, du selbst führst hier Punkte ins Feld. Ein Einzeiler mit "China" drin ist einfach nur *möp*

>Ich versuche mal diesen deutlich zu machen, warum ich einen definierten Cap für eine höchst unglückliche Idee halte:
>

Ich möchte etwas voranstellen was ich schon in der Antwort auf Chrom schrieb.
Was mir bei sowas fehlt ist die Position des Kontrahenten.
Einfach nur eine Gegenposition einzunehmen und die Position des Kontrahenten zu stressen ohne selbst einen irgendwie vergleichbaren Standpunkt zu bekleiden, die man miteinander messen könnte, ist in meinen Augen das IDDQD des Internettalks.
Find ich persönlich einfach müßig, und dann auch mühsam auf kleinteilige Detaildiskussionen einzugehen, wenn es doch um ein Grundsatzproblem geht.
Entsprechend spring ich mal direkt zum Block welcher dieses Problem anspricht und begreife diesen übersprungenen Block damit eher als deine Erläuterung dafür dass du dieses Grundsatzproblem hast.
Was ich im übrigen mehr als verständlich finde, weil ich solche Bauchschmerzen teile, aber Bauchschmerzen für aushaltbar halte, einen Kollaps von Systemen jedoch nicht für aushaltbar halte.

>disclaimer:
>Mir ist klar dass eine Gesellschaft, auch unsere, immer von Kompromissen lebt und ich vieles davon auch gegen bereits bestehende Beschränkungen ins Feld führen könnte. Dass diese teils notwendig sind will ich nicht bestreiten.
>Ich bin nur ein vehementer Gegner von Hardcaps. Weil sie keine Ausnahme zulassen. Weil sie Bedürfnissen nicht Rechnung tragen.


Ich wüsste nicht, warum es nicht Ausnahmen geben sollte. Es ist doch eher so, dass es gar nicht möglich ist, einen Regelkatalog zu formulieren, der für alle gelten soll, und wo die Regularien dann bei so einer Herausforderung schon im ersten Wurf alles bedacht hätten und damit perfekt und fair seien.

Was aktuell im Vormarsch ist, in der Industrie, auch weil es so viel effizienter ist _und_ weil am Ende dabei auch noch bessere Lösungen entstehen, sind agile Prozesse, wo man genau sowas in vielen kleinen Schritten problemorientiert nachregeln kann, statt schon im Vorfeld an BigBangs zu schrauben ohne zu Potte zu kommen.

>Warum nicht, wie weiter unten mal von bla vorgeschlagen, den Preis von Ressourcen abhängig vom Verbrauch sukzessiv erhöhen? So schafft man Anreize zur Sparsamkeit, aber gibt Menschen immer noch die Möglichkeit die eigenen Prioritäten zu berücksichtigen und da wo nötig mehr und wo anders möglich weniger zu verbrauchen.

Der Vorschlag hat Charme, aber wenn du mit einer Raumtemperaturregulierung ein Fairness-Problem siehst, was ist bspw. fair daran wenn genau die Menschen die in schlecht isolierten Wohnungen leben, was in der Regel Ausdruck von weniger Wohlstand ist, ansteigend zu Kasse gebeten werden, obwohl der Mehrverbrauch eben kein Ausdruck von Yolo sondern Energieineffizienz ist?

Gerade da Rohstoffe immer knapper und Klimaprobleme die mit deren Verbrauch einhergehen immer dringender werden, fände ich eine verpflichtende Umrüstung auf Thermostate gleich in vielerlei Hinsicht äußerst sinnvoll. Sie sind technisch darstellbar, diese Aufrüstung ist auch wirtschaftlich darstellbar da solche Umstellungen in der Regel komplett trivial sind, und damit einfach der Verbrauch im Schnitt schon super runtergehen würde, ohne dass irgendjemand deswegen ein Handicap hätte.

Aber so eine Nachrüstung würde dann halt auch Dinge möglich machen. Wenn man im Kontext dessen worum es hier überhaupt geht, warum man es macht, und was überhaupt möglich ist, in einer Regulierung von Raumtemperaturen etwas wilderes ausmacht als in einer Regulierung von Autobahngeschwindigkeiten, dann teile ich diese Aufregung halt nicht.

Als Pragmatiker ist mir in erster Linie wichtig, dass etwas grundlegend funktioniert und gesetzte Notwendigkeiten erfüllt. Wenn es da auch Wege gibt das anders und besser abzubilden, find ich das ja auch selbst knorke.
Aber an der Strategie der indirekten Regulierung die ich prinzipiell elegant finde, wuchsen in den letzten Jahren doch zunehmend Zweifel im Hinblick auf das was die Basis ist, nämlich die Gewährleistung der Funktionalität der Maßnahmen.
Speziell die Pandemie hat bei mir dann auch noch ordentlich an Restglaube an sowas abgeräumt.


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