Thema:
Re:Hähnchenwagen flat
Autor: Zinkhal
Datum:08.05.22 13:49
Antwort auf:Re:Hähnchenwagen von Mugen

>Warum wird immer auf dem gehobenen Mittelstand gehauen? Ich habe das Gefühl, dass niemanden klar ist welche finanziellen Lasten man trägt. Ich arbeite nun mehr als 15J. als E-Ing. in der Leistungselektronik. Bis auf die Elternzeiten habe ich durchweg immer sehr harte Arbeitswochen gehabt. Dazu noch viele unbezahlte Überstunden. Damit die Gesellschaft PV, Windkraft und nun E-Autos nutzen kann.
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>Wenn ich sowas lese, dann werde ich total traurig. Wie haben ein gutes Leben und können echt nicht meckern. Fahren ein altes gebr. Auto und nicht zwei. Leben nicht im Überfluss, aber sind finanziell sicherer aufgestellt. Das Opfer ist aber hoch und das Hamsterrad ist gnadenlos. Ich gehe davon aus, dass viele in der gleichen Situation stecken.
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>13 Jahre Schule, dann ggf. Ausbildung, fieses Studium, viele Überstunden und hohen Stresslevel durch die Arbeit. Fachlich sehr anstrengend und großer Lenzen ist nicht. So ganz nebenbei versucht man in seiner Freizeit sich weiterzubilden, die Kinder unter einem Hut zu bekommen, Paper u. andere Dokumente zu schreiben.
>Und dann solche Kommentare und Hackmethoden! Ich möchte einfach kotzen.
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>BTW. Ich u. Meine Mutter haben lange nur vom absoluten Minimum gelebt. Eine Zeit lang sogar von Sozialhilfe. Ich würde nie nach unten hacken! Aber bei guter Gesundheit und mit Willen ist der Einstieg im Hamsterrad sehr wohl möglich.
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>PS Aus Kostengründen u. Qualitätsgründen machen wir unser Hähnchen zu Hause.
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>Gesendet mit M! v.2.7.0


Pauschal auf den Mittelstand zu hauen, ist halt einfach.

Mein Vater war jahrelang arbeitslos und wir haben folglich auch mehrere Jahren auf Sozialhilfeniveau leben müssen, obwohl meine Mutter als Krankenschwester Vollzeit gearbeitet hatte. Gab ne monatliche Aufstockung von sagenhaften 100 DM. Ich weiß also, wie es sich anfühlt, wenn man nix hat.

Ich selbst habe zu Schulzeiten meinen Arsch auch nie hochbekommen und mit etwas Glück dann doch den richtigen Weg eingeschlagen und was gefunden, was mir Spaß macht. Ich habe eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten gemacht und bin 2007 mit knapp 1.050,00 EUR netto nach hause gegangen. Das war damals auch schon nicht die Welt, aber ich kam klar und war glücklich. Ich habe danach nebenberuflich meinen Steuerfachwirt und mein Steuerberater-Examen gemacht. Ich habe in dieser Zeit auf so viel verzichtet und bin gerade beim Examen echt auf dem Zahnfleisch gegangen. Mittlerweile bin ich Partner und verdiene echt gut. Ich zahle Spitzensteuersatz und trage meinen Teil zur Gesellschaft bei. Ich war weder krank noch arbeitslos. Ich habe von meinen Eltern kein Erbe zu erwarten. Alles was ich habe, habe ich mir hart erarbeitet.

Insofern geht mir solchen Aussagen, die sich pauschal gegen den Mittelstand richten, hart auf die Eier. Ist auch immer wieder schön, wenn man im Bekanntenkreis gesagt bekommt, dass jeder gerne mein Einkommen hätte, aber der Weg dahin wird völlig ausgeblendet. Diesen Aufwand wollen dann nur die wenigsten betreiben.


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