Thema:
Alter... flat
Autor: Blanko
Datum:06.05.22 18:08
Antwort auf:Minimalkonsens von Atlan

>Aber wo es bei den großen Vorbildern oft um Systemfragen geht, pickt Böhmermann sich viel zu häufig irgendwelche Einzelschicksale und -themen heraus. Bei denen dann wirklich alle bis auf ein paar AfDler Beifall spenden, am Ende unter dem Johlen der Menge ein symbolischer Kopf rollt und die Mehrheitsmeinung sich gegenseitig auf die Schulter klopft in moralischer Selbervergewisserung des richtigen Lebens im falschen. Jedoch:
>
>Don't hate the player, hate the game.
>
>Und genau das macht Böhmermann fast nie. Es wird nicht die überbordene Huldigung des Unternehmertums kritisiert, sondern nur der ein oder andere zwielichtige Betrüger. Es wird nicht der Kapitalismus an sich kritisiert, sondern nur der vermeintlich faule Apfel in einem Korb, der ansonsten ja superdupertoll wäre und zum Wohle aller. Im Grunde ist Böhmermann der Proto-(Sinn)fluencer schlechthin, eine lebende Twitter-Bubble, die fleischgewordene Startseite von Spiegel Online.


...besser hätte ich meine Meinung zu Böhmermann nicht formulieren können. Danke! Ein burgeoiser TV Total-Moderator, der sich selbst dran aufbaut, über andere herzuziehen. Anders als Stefan Raab lacht er halt nicht über sächselnde Unterschichtsvertreter in Talkshows, sondern über mehr oder minder Prominente (ich kannte Fynn Kliemann bis heute nicht). Allerdings: man kann gegen die Qualität der Recherche dahinter meist nichts sagen, insofern chapeau an sein Team.

>Sein Schaffen lässt sich am besten zusammenfassen mit einem Wort, das der Tod echter Satire ist und ihrem Zweck, der Mehrheit ideologiekritisch den Spiegel vorzuhalten: staatstragend.

Hm, also mit DEM Begriff verbinde ich echt was anderes und der würde mir bei so einem Besserwisserhampel wie Böhmermann nicht einfallen. Aber das mag auch einfach an einer anderen Konnotation des Begriffs für mich liegen.


< antworten >