Thema:
Re:Rational vs. irrational (Verhandlungen & Atomschlag) flat
Autor: Pezking
Datum:04.05.22 11:33
Antwort auf:Rational vs. irrational (Verhandlungen & Atomschlag) von harukathor

>Man hört ja gerne einmal (u.a. lese ich das aus dem aktuellen Brief heraus), dass man doch lieber mit Russland verhandeln solle, anstatt einen Atomschlag zu riskieren. Das Problem mit der Herangehensweise: Bei dem einen wird Russland als rationaler Akteur hingestellt und bei dem anderen als irrationaler. Warum es aus vielerlei Hinsicht keinen Sinn ergibt, dass Russland wirklich auf sein nukleares Potential zurückgreift, hat Perun recht gut in seinem neuesten (englischsprachigen) Video aufgeschlüsselt ([https://www.youtube.com/watch?v=sxOO0hCCSk4])
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>Wenn Russland ein rationaler Akteur ist, bei dem sich etwas mit Verhandlungen erreichen lässt, wird das Land keine Nuklearwaffen einsetzen, da es damit gegen seine eigene Doktrin verstößt und in jedem Fall seine Position weiter schwächt. Wenn Russland dagegen als irrationaler Akteur agiert, sind Verhandlungen ohnehin sinnlos und grundsätzlich jede irgendwie gegen das Land gerichtete Aktion kann unerwartete Reaktionen provozieren.


Völlig richtig.

Man sollte aber auch eine dritte Variante in Betracht ziehen: Russland ist ein rationaler Akteur, bei dem deshalb mit Verhandlungen nichts zu erreichen ist.

Man kann auch auf rationale Art und Weise konsequent und rücksichtslos Ziele verfolgen, die am Verhandlungstisch nur verwässert werden könnten, was einem nicht gut genug ist.

Das könnte man derzeit sogar über Russland und die Ukraine sagen, weshalb ich die Aussicht auf zeitnahe, erfolgreiche Verhandlungen aktuell als fast nicht existent erachte. Aber auf Seiten der Ukraine ist diese Haltung freilich aus moralischer und völkerrechtlicher Sicht völlig anders zu bewerten.


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