Thema:
Warum in die Vergangenheit schweifen? flat
Autor: Pezking
Datum:01.05.22 09:43
Antwort auf:US-Strategie in Europa von George Friedman (2015) von wongfeifong

Friedman kommentiert auch heute noch den Ukraine-Krieg:

[https://geopoliticalfutures.com/the-ukraine-war-redefined/]

Drei neue Tatsachen haben doch inzwischen alle vorherigen Analysen hinfällig gemacht: Russland hat die Ukraine tatsächlich überfallen. Die Ukraine hat sich als ein Staat entpuppt, der sich gegen eine solche Invasion zur Wehr setzen kann. Und das russische Militär ist erheblich schwächer als erwartet.

Mit dieser neuen Situation und diesen Erkenntnissen muss man jetzt arbeiten. Analysen von 2015 helfen einem da nicht weiter.

>Ich kenne ganz viele Stimmen hier im Forum, man muss bis aufs letzte um Donezk und Luhansk kämpfen.

Das wäre mir neu.

Nicht verwechseln mit Stimmen, die aktuell nicht glauben, dass die Ukraine irgendeinen Teil ihres Territoriums als potentielle Verhandlungsmasse ansieht.

Einzig ein mögliches neues Referendum unter internationaler Aufsicht und mit ernstzunehmenden Spielregeln kann dafür sorgen, dass diese Gebiete zu Russland wandern und das auch international anerkannt wird.

Und nach dem Verhalten Russlands seit Kriegsbeginn dürfte die dortige Unterstützung einer Abspaltung gen Russland nicht gerade gewachsen sein...

>Ich verstehe den Beitrag wie folgt, die USA unterstützen den Konflikt und lassen diesen auch eskalieren mit unkalkulierbaren Risiken für Europa.
>Da Deutschland sich in der Ukraine einsetzt und dadurch indirekt pro Amerikanisch verhält hat die USA somit das erreicht was laut GF eines der Hauptziele gewesen ist, die Beziehungen zwischen RUS und GER zu schwächen.


Russland allein hat Nordstream 2 gekillt. Niemand hat Russland zum Überfall auf die Ukraine gedrängt. Und ohne diesen Angriffskrieg stünde auch eine deutsche Abkapselung von russischer Energie heute nicht auf der Tagesordnung.

Russland hat sich mit dieser Invasion ganz alleine und ohne Not ins Abseits bugsiert. Und es wäre beschämend, wenn dieser Akt die deutsch-russischen Beziehungen nicht massiv beeinträchtigen würde.

Man kann heute eh sagen: Es wäre richtig gewesen, sich bereits nach 2014 von Russland stärker abzuwenden. Es war ein Fehler, dass Russland sich Anfang 2022 noch erfolgreich einreden konnte, dass eine Invasion der Ukraine international weitgehend hingenommen werden könnte, ohne drastische Auswirkungen auf Handelsbeziehungen.

Diesen Nachweis hat Moskau geliefert. Nicht Washington.


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