Thema:
Re:Finde ich komplett unnötig flat
Autor: token
Datum:21.04.22 09:18
Antwort auf:Finde ich komplett unnötig von waldmeister

>Ich kann das nicht mehr lesen. Ich bin wahrlich kein Leipzig Fan, finde das Invest von Red Bull aber aus mehreren Gründen positiv, sowohl für die Bundesliga als auch die Region. Und für das Konstrukt kann Leipzig nichts.

Es wird halt gerne auf Momentaufnahmen geschaut, wenn man sich sowas schön redet, aber selbst bei dieser Perspektive werden dann drei Augen zugekniffen, bspw. die winkeladvokatige Umgehung des Vereinswesens seitens Red Bull.

Ein weiteres Problem ist Nachhaltigkeit. Ein Verein gehört eigentlich den Menschen in der Region, die Tradition solcher Vereine reicht teils über mehrere Generationen.

Wenn man dieses Wesen in die Hände von Investoren gibt, sollte man auch die Finanzstrukturen dieser Investoren im Zusammenspiel mit dem "Verein" verstehen und welche Konsequenzen es hat. Ja, es wird viel Geld reingesteckt, aber das sind Finanzprofis die auch jeden möglichen Cent zu Lasten des Vereins parken. Wenn der Investor geht bleibt entsprechend ein unabtragbarer Schuldenberg zurück, und wenn ein Investor geht hat das meist auch einen Grund, also eben nicht nur Schulden sondern auch eine desaströse sportliche Struktur die kaum noch so monetarisiert werden kann, um diesen Berg zu deckeln.
Einen kleinen Einblick hinter solche Kulissen bietet etwa die Netflix-Doku "Sunderland 'Til I Die". Auch generell sehr empfehlenswert für Fußballfroinde.

Und wenn sowas passiert, und dass es das tut ist immer nur eine Frage der Zeit, weil die Nachhaltigkeit einer Region hat ein austauschbarer Investor eben nie, oder kennst du einen Verein der auch einen langjährigen treuen Sponsor nicht irgendwann mal tauschen musste weil der Sponsor nicht mehr wollte oder einfach nicht mehr konnte? So dass im Grunde so ein Problem nur durch einen Tausch des Investors behoben werden kann, der ein neues Hobby braucht und dem Geld egal ist, oder der eine neue Litfaßsäule braucht und sich die sportliche Kompetenz zutraut. Es gibt keinen Weg zurück.

Dass solche Investoren den Erfolg nicht einfach nur kaufen sondern sowas wie sportliche Kompetenz oftmals mitbringen steht außer Frage, gerade Red Bulls Bilanzen im Sport sind außergewöhnlich. Extrem gute Arbeit, extrem gutes Händchen bei Managern. Das ist nicht "nur" Geldcheat, mitnichten, dass Geldcheat allein nicht reicht sieht man ja auch oft genug.

Aber eines bringt der Geldcheat aber halt doch mit, nämlich dass man genau dann wenn auch mal Dinge schief gehen, sich einfach aus der Misere mit hohen Investments rauskauft, wo andere Vereine die sportliche Konsequenz des Abstiegs hinnehmen müssen. Die Luft zum atmen wird in Topligen so zunehmend immer dünner, und gerade Investorenvereine katalysieren solche Verdrängungen. Auch die Marktpreise werden eben auch noch komplett auf links gedreht, was "normalen" Vereinen UN-GE-MEIN zusetzt. Zwar hat ein kleiner Verein so manchmal einen kleinen Lottogewinn drin wenn er Glück mit einem Talent hat, aber in der Regel fließt bei Talenten auch nicht wirklich viel Kohle, weil diese so früh gescouted werden und sich auf Spitzenniveau noch nicht ausreichend bewiesen haben. Es entstehen Ligen in den Ligen die nichts miteinander zu tun haben, obwohl sie sich eine Tabelle teilen.

Ich persönlich finde es auch bedauerlich dass dieser kuriose Schritt zur Superduperliga gescheitert ist, das hätte ich tatsächlich als eher reinigend und konsequent empfunden, weil in der Realität ist dieser Zustand eh schon längst erreicht.

Auch in der Bundesliga haben wir längst ein Schichtenmodell, wo zwar alle Vereine im gleichen Wettbewerb spielen, aber im Grunde haben die Schichten zwischen Spitzenklasse, Topklasse und Rest kaum noch sportliche Berührungspunkte haben.
Das sind im Grunde eigene Wettbewerbe wo klar ist dass nur ein äußerst kleiner und immer konstanter werdender Kreis (siehe Veränderung von Marktpreisen) teil nimmt.

>Und besonders lächerlich finde ich es, wenn dann auf der anderen Seite Vereine wie Liverpool, Chelsea, Man City und andere hier im Forum abgefeiert werden sobald sie den FC Bayern München e. V. besiegen. Und in der Regel von den gleichen Personen.

Wenn es User gibt die beides machen, da fehlt mir als Effzeh-Fan wohl die Sensitivität in der Wahrnehmung, geb ich dir absolut recht, das ist hochgradig lächerlich. Dass sowas vorkommt macht aber die grundsätzliche Kritik an diesen Strukturen und Entwicklungen nicht obsolet, das ist keine reine Neiddebatte, die Probleme reichen meines Erachtens richtig tief und sind äußerst valide und auch kein Hirngespinst, die prophezeihten Entwicklungen sind schon lange genau wie vorhergesagt beobachtbar, und diese Reise ist auch noch nicht abgeschlossen, und besser wird es auch in Zukunft nicht werden, wenn die Ligen nicht mal drastische Maßnahmen beschließen. Nicht ohne Grund wird bei sowas immer wieder auf das US-Modell verwiesen, was zwar auch offene Flanken mitbringt, sich aber dennoch in einem sportlich deutlich interessanterem Wettbewerb entlädt, bei welchem die Athleten auch nicht gerade am Hungertuch nagen ;)


< antworten >