Thema:
Re:Die Konsequenzen sind halt unbekannt flat
Autor: Telemesse
Datum:30.03.22 08:43
Antwort auf:Die Konsequenzen sind halt unbekannt von Rocco

>>Ich frage mich immer, ob die Leute deren Job direkt von einem Gasstopp betroffen wäre, diesen auch fordern.
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>Erstmal müsste man konkret die realen Konsequenzen eines Lieferstopps benennen - das ist bis heute nicht passiert ausser vage/schwammig von "sozialen Verwerfungen" zu sprechen.
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>Also, Gashahn zu, was passiert denn nun?
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>Unternehmen werden mit Sicherheit nicht direkt pleite gehen, das ist während zwei Jahren Corona auch nicht im großen Stil bei Schlüsselunternehmen passiert. Privatkunden werden auch nicht frieren oder im Dunkeln sitzen, da diese bevorzugt versorgt werden. Energiepreise steigen, muss man subventionieren - z.B. durch die Kohle, die man jetzt eben nicht mehr nach Russland überweist.
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Hä? Die Kohle die man nicht nach Russland überweist dürften nach meiner Logik an den neuen Lieferanten gehen + noch ne ordentliche Schippe obendrauf aufgrund der höheren Preise.

>Wie lange hält Putin das durch, wenn EU-Zahlungen fehlen. Mehr als ein paar Monate? Sicherlich jedenfalls keine Jahre.
>

Der wird ja sein Gas, Öl und Kohle nicht behalten sondern dürfte das imo doch problemlos woanders hin verkaufen. So spontan fallen mir da Afrika, China, Indien und Türkei ein. Vielleicht bekommt er da etwas weniger als von uns, es ist doch aber völlig weltfremd zu glauben das die keine Abnehmer mehr für ihre Rohstoffe finden.

>Wie lange kann die EU das durchhalten, wenn keine Rohstoffe aus RU kommen? Ich glaube: unbegrenzt lang, denn die Zeit spielt für uns, d.h. der Anteil der gewonnenen Energien außerhalb Russlands steigt ja mit jeder neuer Vereinbarung (Katar, Schweden, USA,...) und mit jeder neuen Erweiterung/Initiative pro erneuerbarer Energien.
>

Es geht nicht nur darum woher die Rohstoffe kommen sondern was die kosten. Wir haben etliche Energieintensive Industriezweige. Chemie, Baustoffe, Glas, Stahl, Alu etc. Da braucht man jetzt kein Wirtschaftsexperte zu sein um zu erkennen was da Energieverteuerungen in dem zu erwartenden Maße für verheerende Auswirkungen haben werden. Und auch für den gemeinen Proletarierhaushalt dürfte es ziemlich eng werden wenn die Heizkosten mal eben um 30-50% steigen (wovon ich aktuell mal ausgehen würde).

>Das ist das, was ich mir mangels konkreter Informationen nur zusammenreimen kann. Ich fürchte daher keinen Blackout oder großflächige Probleme, die man nicht irgendwie durch finanzielle Umschichtung in den Griff bekäme.
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Zum Umschichten muß man aber auch irgendwo mal Geld generieren. Das scheint mir irgendwie bei den ganzen Umverteilungsfreunden nicht wirklich realisiert zu werden. Es ist halt fraglich wo die Gelder herkommen sollen wenn wir sehenden Auges ganze Branchen und Industriezweige in die Bredouille manövrieren.

>Gibt es auch nur ein großes Unternehmen, dass heute schon sagen kann, dass es die Mitarbeiter kündigt, wenn der russische Gashahn abgedreht wird? Gehen wirklich die Lichter nach ein paar Wochen überall aus mangels russischer Rohstoffe? Schwer vorstellbar, denn wir sind zwar von Russland irgendwo abhängig, aber nicht zu 100%.
>

Allein hier in der Gegend gibt es etliche Glasindustrielle Betriebe bei denen ganz schnell die Lichter ausgehen wenn eine bezahlbare Energie/Gasversorgung gesichert ist.

Hier nur mal ein Beispiel von vielen:
[https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/energiekosten-glasindustrie-ruft-bundesregierung-um-hilfe,SxbDlCZ]

Ähnliches gilt dann auch für die chemische und Baustoffindustrie. Die werden sich dann ganz schnell nach alternativen Standorten umsehen, an denen Sie günstigere Energie bekommen.
Ich bin mir ziemlich sich das z.b. bei Bayer durchaus bereits Überlegungen angestellt werden Produktionen ins benachbarte Ausland zu verlagern, wenn z.b. in Frankreich oder Belgien mit günstigen AKW Strompreisen für Industriekunden gelockt wird

>Greets
>Rocco


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