Thema:
Re:Ach Olaf... (über seine Aussagen zum Gasimportstopp) flat
Autor: Joschi
Datum:30.03.22 08:24
Antwort auf:Re:Ach Olaf... (über seine Aussagen zum Gasimportstopp) von Telemesse

>>>>naja, ob der Chef von EON jetzt eine bessere Quelle ist als eine Studie von offenbar anerkannten Wissenschaftlern aus diesem Bereich?
>>>
>>>Und auch die können niemals alle Kollateralschäden die eine solche Entscheidung mit sich bringt in ihren Modellen berücksichtigen. Dafür ist das ganze viel zu komplex. Und man findet bestimmt auch genügend andere seriöse Wissenschaftler die da zu anderen Ergebnissen kommen.
>>>Ein Rückgang von 2-3 % des BIP mag aus Buchhaltersicht verschmerzbar sein. Wenn dieser sich aber z.b. hauptsächlich nur auf einzelne Branchen und/oder Regionen konzentriert kann das gesellschaftlich verheerend sein.
>>>Mir geht das irgendwei auf die Nüsse das in letzter Zeit „Die Wissenschaft“ offenbar zu so einer Art Ersatzreligion geworden ist, mit der sich offenbar jedes noch so komplexe Problem doch ganz easy peasy runterbrechen läßt und die Lösungen ja quasi unübersehbar auf der Hand liegen.
>>
>>Meinen Nüssen hingegen wird es zu haarig, wenn einzelne wissenschaftliche Einschätzungen als "die Wissenschaft" verballhornt werden und ein Bild gezeichnet wird von einem besserwisserischem Kollektiv mit alleinigem Anspruch an der Wahrheit. Letzteres entsteht genau durch solche Argumentationsweisen, gleichwohl kein einziger Wissenschaftler sich als Teil eines solchen Kollektivs wähnt. Es gibt, da geb ich Dir recht, Aussagen einzelner Disziplinen, die in der Politik zusammengeführt und miteinander abgewogen werden müssen. Aber den Schwarzen Peter für eine fehlende Interpretationsfähigkeit von wissenschaftlichen Aussagen dabei einzelnen Wissenschaftlern oder gar kollektiv "der Wissenschaft" zuzuschieben, ist einfach asi. Da sollte man mal bei sich selbst anfangen.
>>
>Ich glaube du hast da was falsch verstanden. Ich kritisiere nicht die Wissenschaft als solches oder  wissenschaftliche Meinungen sondern diejenigen die so tun als ob es „Die Wissenschaft“ als homogene Gruppe überhaupt  gäbe und das es für hochkompexe Themen ganz klare und eindeutige „wissenschaftliche“ Antworten gäbe und diese dann auch als alleiniges Kriterium für politische Entscheidungen herhalten sollen.


Danke für die Erläuterung. Das hab ich in der Tat falsch verstanden mit den „“. Das sehe ich genauso.

>Genauso wird oft verkannt das Studien in vielen Fällen tendenziös sind, da sie eben in der Regel ergebnisorientiert in Auftrag gegeben werden. Das führt dann eben dazu das Studien häufig zwar nicht inhaltlich falsch sind, das aber die Gewichtung einzelner Parameter durchaus zugunsten des erwarteten Ergebniss durchgeführt werden; und umso komplexer die Themen sind umso mehr kann man eben durch Gewichtung einzelner Parameter (innerhalb des legitimen Rahmen) das Ergebniss beeinflussen.
>Das scheint aber vielen offenbar nicht bewußt zu sein weswegen ich den Vergleich zur Religion bemüht habe.
>Eine wissenschaftliche Studie ist eben keine heilige Schrift sondern eine Wahrscheinlichkeitsdarstellung in Abhängigkeit vieler Variablen.


Ich glaube das Hauptproblem sind nicht die wenigen Auftragsstudien sondern die ganzen wissenschaftlichen Aufsätze wo meist unter bestimmten kontrollierbaren Bedingungen mit begrenzten Stichprobengrößen statistisch signifikante Unterschiede gefunden werden. In der Presse/Öffentlichkeit werden dadurch belegte Hypothesen direkt als allgemeingültige Beweise interpretiert bzw. rumgeschrien wenn es dann doch mal anders aussieht unter ganz anderen Bedingungen oder halt in Ausnahmefällen.

Trotzdem möchte ich lieber eine an der wissenschaftlichen Erkenntnislage orientierte Politik und finde dieses Argument, die Wissenschaft sei kein Allheilmittel da irreführend, weil es suggeriert, die Wissenschaft einfach so übergehen zu können, ohne dabei entsprechend sachlich zu argumentieren.

>>>Politik muss aber eben alles mögliche an Reaktionen, Auswirkungen und Kollateralschäden mit beachten die sich eben nicht mal so simpel in einem wissenschaftlichen Model darstellen lassen. Darüberhinaus geht es ja nicht nur um die Auswirkungen auf das BIP sondern auch darum das die Verbraucher ihre Heizkosten noch bezahlen können.


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