Thema:
Re:OK, nochmal ausführlicher, damit es jeder versteht flat
Autor: Telemesse
Datum:13.03.22 14:18
Antwort auf:OK, nochmal ausführlicher, damit es jeder versteht von Yeboah17

>Du schreibst:
>
>"Bei mir im Betrieb sind einige Pendler, die bald nicht mehr wissen wie sie die Kosten für den Sprit aufbringen sollen."
>
>Laut statistischem Bundesamt haben 80% der Pendler eine Strecke von maximal 25 km zur Arbeit ([https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/pendler1.html]), und wenn dann die Spritkosten wie aktuell steigen, macht das nach meiner Rechnung:
>25 km x 2 = 50 km täglich
>100 km kosten bei 1,70 € pro Liter bei einem Verbrauch von 7 Litern 11,90 Euro.
>Steigt der Preis jetzt auf 2,30 €, so sind es auf 100 km 16,10 Euro.
>Es sind also je Arbeitstag Mehrkosten von 2,10 Euro. (16,10-11,90=4,20; 4,20 :2=2,10)
>
>Wenn das jetzt also dazu führt, dass sie die Kosten für den Sprit nicht mehr aufbringen können, wie du behauptest, gibt es drei Möglichkeiten:
>a) die wohnen so elend weit weg, dass sie allein deswegen viel Sprit brauchen und ihre Mehrkosten höher liegen
>b) die haben alle Spritfresser zum Quadrat
>c) die verdienen so wenig, dass eine Preissteigerung beim Benzin ihren Ruin bedeutet
>
>Wenn ich es jetzt realistisch angehe, bleiben für diese Situationen dieses Lösungen:
>a) über die Steuererklärung das Geld z.T. wiederholen, werden sie bestimmt machen, also ist diese Version eher unwahrscheinlich
>b) Wer pendelt, fährt normalerweise kein Ungetüm mit großem Motor, wäre ja Ressourcen- und Geldverschwendung, also unwahrscheinlich
>c) und damit bleibt es bei "bekommt zu wenig Geld für seine Arbeit". wir reden von Mehrkosten von ca 100 Euro im Monat, die maximal ärgerlich sind, klar, aber wenn sie deswegen "bald nicht mehr wissen...", dann bekommen sie zu wenig Geld vom Arbeitgeber.
>
>Y17


Den Fehler den du in deiner Rechnung hast ist der, das du die Fahrtkosten zur Arbeit offenbar als einziges Kostensteiegerungsereignis annimmst. Es wird aber alles teurer und beim Autofahren Privatfahrten natürlich auch. Wer also bisher für rund 100€ im Monat getankt hat (was relativ gängig sein sollte) muss aktuell für fast 200 Euro tanken (Diesel Preis März 21 ca. 1,25€ - Diesel Preis heute ca. 2,35), wer bisher 60 Euro für Strom bezahlt hat, zahlt aktuell gerne mal 100 Euro. Wer 100€ Heizkosten im Monat hatte kann sich durchaus künftig auf 200 € im Monat einstellen. Auch alles andere wird teurer. D.h. mit Kostensteigerungen von 2-300 Euro im Monat ist bei einem Durchschnittshaushalt durchaus zu rechnen. Um das zu kompensieren müsste also das Gehalt um ca. 500 € Brutto steigen. 500,-€ Brutto kosten den Arbeitgeber allerdings etwa 650-700 € und das ganze, natürlich auch branchenabhängig, bei völlig unsicheren Zukunftsperspektiven und, inbesondere im produzierenden Gewerbe, bei massiv steigenden Kosten. Und Gehälter sind ja auch nichts was man jetzt als Arbeitgeber beliebig festlegen oder erhöhen könnte. Am Ende des Tages muss das Geld eben auch erst mal verdient werden und die Arbeit muss profitabel sein.
Gleichzeitig gibts hier den Staat der enorm von den steigenden Energiekosten profitiert und momentan Energiesteuern einstreicht ohne Ende. Allein durch die Preiserhöhungen der letzten Wochen hat sich der Steueranteil je Liter Kraftstoff im Schnitt um etwa 40 cent erhöht. Das bedeutet bei ca. 150.000.000 Litern Tagesverbrauch ca. 60.000.000 ,-€ Steuermehreinnahmen jeden Tag. Hier gibts also durchaus Potential die Preisspirale etwas abzudämpfen was ja viele anderen Länder in Europa offenbar bemerkt haben.

Und nur zur Klarstellung. Meine Mitarbeiter verdienen alle deutlich über dem branchenüblichen Tarif und bekommen von mir zusätzlich monatliche Tank- oder Wertgutscheine. Nichtsdestotrotz ist es da nicht so das jeder mal eben einige hundert Euro Puffer übrig hätte auf die er mal eben so verzichten könnte.


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