Thema:
Re:Lesenswerte Endgame-Analyse im Guardian... flat
Autor: DJ Wisdom
Datum:08.03.22 17:22
Antwort auf:Re:Lesenswerte Endgame-Analyse im Guardian... von Phil Gates

>>>>von Christopher S. Chivvis*.
>>>>
>>>>Ich tendiere dazu, dem Autor mit gewissen Abstrichen leider zuzustimmen: Dieser Krieg wird so oder so eine schlechtere Welt hinterlassen. Für niemanden gibt es da irgendwas zu gewinnen:
>>>>
>>>>"There are two likely paths: continued escalation, potentially across the nuclear threshold, or a bitter peace imposed on a defeated Ukraine."
>>>>
>>>>[https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/mar/08/russia-ukraine-war-possible-trajectories]
>>>>
>>>>Einen dritten Pfad sehe ich aber auch noch ziemlich deutlich: Den Sturz Putins. Wundert mich etwas, dass das hier so gar nicht durchgespielt wird.
>>>
>>>Weil das Problem nicht Putin ist, sondern die herrschende russische politische Elite. Putin würde durch eine andere Figur mit gleichem Mindset und Zielen ersetzt werden.
>>
>>Putins beknackte Zaristen-Allüren haben Russland gerade komplett entgleisen lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Nachfolger zumindest den Mist nicht mehr in sich tragen würde.
>>
>>Das heißt freilich noch lange nicht, dass derjenige plötzlich Bock auf Demokratie haben muss. Aber eine sich irgendwie wieder erholende Wirtschaft hätte schon was.
>>
>>>Ein Umsturz inkl. echtem Wandel müsste mit einer Revolution im Land einhergehen, ähnlich der franz. Revolution. That's not gonna happen.
>>
>>Was ich für wahrscheinlicher halte: Ein rechtzeitiger Umsturz aus der aktuellen Führungsriege heraus, weil die Typen dort vor allem wegen Putin und der ganze Ukraine-Shitshow um ihre eigene Macht bangen. Die würden alle sicher gerne mit Kusshand wenigstens in Jahr 2021 zurückreisen. Ergo: Putin absäbeln, bevor der Mist tatsächlich noch einen waschechten politischen Wandel heraufbeschwört.
>
>Mir fallen dazu immer nur wieder Stauffenberg-Vergleiche ein. Stauffenberg und seine Mitstreiter waren mitnichten alles lupenreine Demokraten. Ein paar im weiteren Umfeld waren da vielleicht dabei. Aber deren erstes Ziel war, das Blutvergießen an der Front zu beenden und den Massenmord an den Juden.


Nehmen wir an er wäre erfolgreich gewesen - was hätte ein Nachfolger Hitlers anders gemacht? Waren Göbbels & Co. nicht ebenso von der arischen Reinheit und der jüdischen Endlösung überzeugt? Warum wären diese Gestalten weniger fanatisch, faschistisch und skrupellos gewesen?

Als Arabar kann ich aus der eigenen Geschichte ableiten das Diktaturen nicht durch Individuen definiert und geprägt werden (egal wie "charismatisch" sie auch sein mögen), sondern durch die zugrundeliegenden politischen Systeme und Strukturen. Der nächste Kim steht in Nordkorea bereit, ebenso der nächste Xi usw. - Gallionsfiguren gibt es noch und nöcher.

Russland, wie auch China und andere autokratische Systeme, werden sich nur durch gesellschaftlich getriebene revolutionäre oder von außen militärisch herbeigeführte Kräfte ändern. Da hilft es auch nicht wenn selbst zig Millionen Bürger unter der Führung dieser A-holes stirbt (siehe z.B. [https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Chinese_Famine]).


< antworten >