Thema:
Re:Habe nun mit mehreren Russen gesprochen... flat
Autor: harukathor
Datum:05.03.22 10:54
Antwort auf:Re:Habe nun mit mehreren Russen gesprochen... von sad

>Die Separatisten machen nichts ohne Putins Billigung. Das zu glauben wäre wirklich naiv. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass Putin diese Konflikt forciert hat und es ohne sein zutun gar keine Separatisten geben würde.

Ohne Putin hätte es vermutlich keine Separatisten gegeben, schlicht und einfach weil sie sich nie so lange hätten halten können. Er hat aber grundsätzlich in seiner direkten Einflusssphäre immer Konfliktherde ausgenutzt, die durch Spannungen zwischen verschiedenen Volksgruppen ohnehin bestanden. Dazu hat ein (wieder) aufkommender Nationalismus in den ehemaligen Sowjetrepubliken beigetragen, dem Minderheitenrechte so ziemlich egal waren. Es sollte sich deshalb leider niemand der Illusion hingeben, dass ein Abzug der russischen Truppen in den entsprechenden Gebieten direkt Frieden schafft.

Bei den Wahlergebnissen 2004 konnte man den enormen Riss zwischen West- und Ostukraine bestens sehen: [https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_der_Ukraine_2004#/media/Datei:Ukraine_Wahlen_2004_2.png], weshalb eine von allen Seiten akzeptierte Regierung dort schwer zu bilden ist (+ immenser Einfluss von Oligarchen hinter den Kulissen). 2019 gab es dann mit Selensky eine Hoffnungsgestalt, die später aber auch nicht nach unseren demokratischen Standards operiert hat: [https://www.derstandard.de/story/2000129854226/neuer-machtkampf-in-der-ukraine-krisenstimmung-im-machtzentrum].

Trotz dieser und ähnlicher Probleme, wegen denen die Ukraine zuvor nicht mal in die Nähe von EU-Beitrittsverhandlungen gekommen ist, hat sich dort aber in den letzten Jahren ein starkes Nationalgefühl herausgeprägt, das Putin völlig unterschätzt und nun noch stärker gefördert hat. Vor zehn Jahren hätte er vermutlich eine andere Situation vorgefunden.


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