Thema:
Re:Kenn ich nur aus Erzählungen flat
Autor: Phil Gates
Datum:02.03.22 12:12
Antwort auf:Re:Kenn ich nur aus Erzählungen von Gerhard S.

>>Hat z.B. nicht mal mein Opa im zweiten Weltkrieg geschafft. Ich kann mich noch an seine Geschichte erinnern, als er damals in einem Feld auf einen Russen stieß. Beiden schlotterten die Knie, beide wollten nicht abdrücken. Dann haben sie gemeinsam eine Zigarette geraucht und sind weitergezogen...
>
>Wann Du vom Kriag erzöht host, wie du am Russen
>Aug in Aug gegenüber g'standen bist
>Ihr hobt's eich gegenseitig an Tschick anboten,
>Die Hand am Obzug hot zittert vor lauter Schiss
>
>Großvota, kannst du net obakumman auf an schnön Kaffee?
>Großvota, i mecht da sofül sog'n, wos I erst jetzt versteh!
>Großvota, du worst mei erster Freind, und des vergiß i nie, Großvota



Solche Geschichten sind täglich passiert. Man denke an den Weihnachtsfrieden 1914. Oder mein Urgroßvater, der im 1. WK auf deutscher Seite in Verdun lag und seine Cousins auf französischer Seite. Er hat immer gehofft, nicht auf seine Cousins schießen zu müssen. Die sind aber alle gefallen.

Im 2. WK musste mein Uropa nicht zum Dienst, weil er im 1. WK schwer verwundet wurde und außerdem mittlerweile Oberförster war, damit war er kriegswichtig und musste nicht zum Dienst an der Waffe antreten. Er hat ganz gezielt französische Kriegsgefangene als "Zwangsarbeiter" angefordert, weil er in Lothringen geboren und zweisprachig aufgewachsen war (seine Mutter hat 3 x die Staatsbürgerschaft gewechselt). Er hat dann eines Abends nach der einen oder anderen Flasche Schnaps beim Kartenspielen eine Landkarte rausgeholt, auf der er eine relativ sichere Route vom Soonwald nach Frankreich eingezeichnet hatte (50km Luftlinie, also ca. ein Tagesmarsch). Den Behörden hat er hinterher erzählt, er sei leider sehr besoffen gewesen und die Arbeiter seien geflüchtet. Gab natürlich Ärger und er bekam keine  Zwangsarbeiter mehr, aber sonst ist nix passiert, er hatte ja das EK.

Oder auch diese Story:

[https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/eifel/heiligabend-1944-eine-nacht-des-friedens-mitten-im-krieg_aid-35235197]

Zurück zum Thema: Es stumpft vermutlich ab, wenn Du mitbekommst, wie Dein Kamerad links und rechts abgeknallt wird. Das weckt den Selbsterhaltungstrieb und Du schießt beim nächsten Mal selbst. Kann man sich als ziviliserter, friedliebender Mensch wie wir es sind nicht vorstellen, aber so ist es wohl leider.


< antworten >