| Ich habe Angst. Eine Scheißangst. |  |
Gerade hasse ich es, ein kleiner Geschichtsnerd zu sein.
Die Geschichte der Menschheit hat mich schon immer fasziniert, und als Kind des Kalten Krieges hielt ich es zudem für eine gute Idee, zurückzublicken und mir einen realistischen Überblick darüber zu verschaffen, wozu der Mensch in Zweifelsfall fähig ist. Und wie gut er die weitreichenden Folgen seiner Taten tatsächlich abschätzen kann. Auch, damit ich mir im Falle einer echten Krise nicht zu lange selbst in die Tasche lüge.
Das hat mich nicht davon abgehalten, mich grundsätzlich eher zu einem Glas-halbvoll-Menschen zu entwickeln. Weil ich mich - bei allem bekloppten Scheißdreck, der überall passiert - nie nahe eines ganz großen Knalls wähnte.
Das kippt gerade erstmals.
Jetzt ertappe ich mich dabei, dass ich noch nie so pessimistisch in die Zukunft geblickt habe wie heute. Ich will gar nicht wissen, wie sich Leute mit Kindern jetzt fühlen. Wenn plötzlich neben akutem Corona-Stress und perspektivischer Angst vor dem Klimawandel auch noch militärische Grenzverschiebungen in Europa wieder ein Ding werden.
Von der Gefühlslage der Menschen in der Ukraine ganz zu schweigen.
Zudem merke ich, wie Social Media mir gerade gar nicht gut tut. Noch mehr als sonst. Vor zwei Jahren war ich auch für ein paar Wochen zu Pandemiebeginn livetickersüchtig. Damals hat mir das aber tatsächlich geholfen, die ganze Krise zu versachlichen und begreifbar zu machen. Ich habe viel gelernt, und das hat mir Angst genommen.
Aber diese Kiste jetzt hier? Ich ertage die ganzen Störfeuer von Apologeten eines Angriffskriegs in Europa nicht. Oder die zynischen "Realisten", die zum Wohle der eigenen Wirtschaft auf Sanktionen verzichten wollen. Und zudem weiß man auch kaum, wie man in der Flut an Augenzeugenberichten und kurzen Clips auf Twitter & Co. den Überblick in Sachen Authentizität und Glaubwürdigkeit behalten soll.
Ich habe die leise Hoffnung, dass der Thread zur Invasion auf ResetEra einen ganz guten, gefilterten Echtzeit-Überblick liefern könnte. Dort haben die Mods vorhin klipp und klar angewiesen, dass Postings ohne verifizierte Quellen nicht geduldet werden. Ob das im Endeffekt funktioniert und umsetzbar ist, bleibt abzuwarten. Falls nicht, bin ich da auch ganz schnell wieder weg.
Ansonsten sehe ich womöglich auch einen Punkt herannahen, an dem ich es meiner eigenen psychischen Gesundheit schuldig bin, soziale Netzwerke komplett zu meiden.
Es fühlt sich alles so surreal an. Ich will das nicht.