Thema:
Re:NATO-Beitrittsverzicht könnte Lösung sein flat
Autor: _bla_
Datum:14.02.22 19:12
Antwort auf:Re:NATO-Beitrittsverzicht könnte Lösung sein von ChRoM

>>Oder "sorry, wir wollen lieber Krieg!"? Russland ist der Aggressor, Putin soll sich bewegen, nicht Ukraine.
>
>Das ist natürlich richtig, aber irrelevant. Die Machtverhältnisse bestimmen, wer sich bewegen muss. Der einzige Trumpf, den die Ukraine in der Hand hat, ist das Kalkül, dass Russland den Krieg selber nicht will. Das heißt aber nicht, dass Putin völlig unverrichteter Dinge wieder abziehen wird (können).


Und warum will Russland den Krieg selber nicht? Doch nicht, weil so nett sind, sondern weil ein Krieg auch für sie ein riesiges Risiko wäre und zwar nicht nur wegen der Sanktionen, sondern auch rein militärisch. Die könnten natürlich von Luftschlägen unterstützt nach Kiew durchmarschieren, aber was dann? Die Ukraine hat 41 Mio. Einwohner, dagegen sind dann 150.000 Soldaten nicht so viel. Und wirtschaftlich wird es den Ukrainern nach einer Invasion auf keinen Fall besser gehen, man kann also kaum davon ausgehen, dass die da begeistert sich unterordnen. Umso grausamer man beim Einmarsch vorgeht, umso mehr Gegenwehr wird man später haben. Nur eine Minderheit der Bewohner ist russischsprachig, eine überwiegende Mehrheit (32 Mio.) spricht Ukrainisch. Die Krim ist die einzige Region in der Ukraine, in der russissch-stämmige Menschen die Mehrheit stellen:
[https://de.wikipedia.org/wiki/Ukraine#/media/Datei:Ukraine_census_2001_Ukrainians.svg]
Und hier auch nochmal Wahlergebnisse von 2010 für Yanukovych:
[https://en.wikipedia.org/wiki/2010_Ukrainian_presidential_election#/media/File:%D0%94%D1%80%D1%83%D0%B3%D0%B8%D0%B9_%D1%82%D1%83%D1%80_2010_%D0%BF%D0%BE_%D0%BE%D0%BA%D1%80%D1%83%D0%B3%D0%B0%D1%85-en.png]

Belarus hatte im Jahr 2010 fast 150.000 Polizisten, hat aber weniger als 10 Mio. Einwohner und ein viel viel kleineres Staatsgebiet und kann immer damit drohen, das Russland zusätzliche Truppen schickt. Eine Besetzung der Ukraine wird da viel schwieriger. Wenn sie das Niveau erreichen müssen, wie in Belarus, dann hätten sie eine halbe Millionen Soldaten in der Ukraine und damit ihre halben Streitkräfte. Es wäre vermutlich auch bei ihrer eigenen Bevölkerung äußerst unbeliebt, denn dennen kann man vielleicht derzeit erzählen, das die Ukraine eigentlich zurück nach Russland will, aber wenn man da Massenproteste und ein blutigen Bürgerkrieg hat, dann ist dieses Narativ halt auch nicht so richtig überzeugend.

Und die USA denken auch darüber nach im Fall der Fälle einen Guerrilla-Krieg zu unterstützen:
[https://www.nytimes.com/2022/01/14/us/politics/russia-ukraine-biden-military.html]
Das würde das Ganze nochmal wesentlich teurer machen.

Imho haben sich die Russen da auch ziemlich in eine blöde Situation reinmanöviert, zu den bisherigen Forderungen passt eigentlich nur eine dauerhafte Besetzung der gesamten Ukraine, aber militärisch realistisch wäre eher sowas wie die Besetzung eines Streifen bis zur Krim.


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