Thema:
Re:Gaspreis mehr als verdoppelt, uff flat
Autor: Telemesse
Datum:03.02.22 12:30
Antwort auf:Re:Gaspreis mehr als verdoppelt, uff von Orrpus

>>>>>>Das ist dann Flüssiggas für 6000 Euro? Wie lange hält die Menge?
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>>>>>Jein. Der Tank ist ja nie ganz leer. Man soll bei 30% anrufen. Zudem wird er aus irgendwelchen Sicherheitsgründen nur zu ~85% aufgetankt.
>>>>>Ergo bekomm ich ne Füllung von 55%, also 3520l*0,94€= 3308€.
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>>>>>Halten wird das bis Oktober oder so. Damit werden aber zwei Häuser bzw 3 Wohnungen mit geheizt…
>>>>
>>>>Schon mal über alternative Heizmethoden nachgedacht?
>>>>Wenn die Preise so bleiben ist eine Zentrale WP sicher recht schnell amortisiert.
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>>>Das Thema hab ich intensiv 2020 durchgekaut. Mit dem Wärmebedarf ist eine Gastherme die sauberste Alternative. Pellets haben mich gar nicht überzeugt. Und eine Wärmepumpe mit den benötigten VL Temperaturen bringt den Stromzähler zum glühen.
>>>
>>Das ist ja exakt der Punkt der mich aufregt. Öl- und Gas sind politisch nicht mehr gewollt und werden daher (auch) künstlich verteuert. Es gibt aber eben für viele Bestandsbauten kaum Alternativen die technisch mit vertretbarem und praktikablem Aufwand und wirtschaftlich umsetzbar wären.
>>Wir haben z.b. in unseren Verwaltungen Mehrfamilienhäuser aus den 70/80ern mit Einrohr Heizungsinstallationen und Gasheizungen. I.d.R sind diese Häuser bereits mit effizienten Gasbrennwertgeräten ausgestattet. Wo jetzt keine Fernwärmeleitungen liegen haben wir aber zu Gas (Brennwert oder BHK) keine praxistaugliche Alternative. Die Radiatorinstallationen erlauben keine wirtschaftliche Nutzung von Wärmepumpen und eine komplette Änderung der Leitungsinstallationen in einem voll bewohnten Mehrfamilienhaus ist praktisch nicht umsetzbar.
>>
>>Weiter gehts mit Photovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäuser von Wohnungseigentümergemeinschaften. Das ist verwaltungsrechtlich dermaßen verkompliziert das das praktisch auch kaum umsetzbar ist. Die WEG müßte eine Gesellschaft zur Stromerzeugung gründen. Die Erträge sind gering und dazu noch steuerpflichtig. Dazu benötigt man einstimmige Beschlussfassungen der Eigentümerversammlungen zu baulichen Veränderungen u.v.m.
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>Wenigstens in dem Punkt gibt es eine gute Nachricht: Bauliche Veränderungen können seit der WEG-Reform zum 1. Dezember 2020 mit einfacher Mehrheit beschlossen werden. Steht in Paragraph 20 WEG.
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>Gruß
>Orrpus
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Das ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Bei baulichen Veränderungen denen nur ein einfacher Mehrheitsbeschluss zu grunde liegt können die Kosten der Maßnahme nur auf die Eigentümer umgelegt werden die der Maßnahme zugestimmt haben. Alle anderen brauchen sich nicht an den Kosten beteiligen. Dass führt in der Praxis dann regelmäßig dazu das solche Beschlüsse nicht umgesetzt werden da die Befürworter i.d.R. nicht bereit sind den Neinsagern solche Maßnahmen mit zu finanzieren.
Kostenübertragung auf alle Anwohner ist nur möglich bei qualifizierten Mehrheiten und selbst hier können unwillige Eigentümer gegen die Beschlüsse vorgehen wenn sie der Meinung sind die Kosten seien "Unverhältnißmäßig". Und da diese Unverhältnißmäßigkeit im Gesetz nirgends definiert ist läuft das auf ein juristisches Hick Hack hinaus.
In der Praxis kannst du daher sowas in der Regel nur dann machen wenn die Eigentümer das Unisono auch wollen. Denn dazu kommt noch das wenn Fremdfirmen technische Anlagen auf dem Dach errichten (Die Photovoltaikanlagen sind ja hier z.b. weiterhin Eigentum der Stadtwerke) sich diese diese Dachnutzungerlaubnis grundbuchamtlich absichern lassen. Hierzu muss also bei jedem Eigentümer auf dessen Grundbuchblatt eine Dienstbarkeit (Dachnutzungserlaubniss) zugunsten der Stadtwerke eingetragen werden. Und spätestens hier brauchst du, unabhängig aller Kostenfragen, die Beteiligung aller Eigentümmer.

Das ganze ist also in der Praxis wesentlich komplizierter als es die, handwerlich äußerst schlecht gemachte, Novellierung des WEG vermuten läßt. Das wollte ich eigentlich hier aber gar nicht so ausufernd erläutern, weswegen ich mich im Ursprungspost mit der Simpel Botschaft begnügt hatte.


>>Dass funktioniert also in dwer Praxis auxch nicht wirklich.
>>Aktuell planen wir Mieterstromprojekte mit den lokalen Stadtwerken. D.h. die Stadtwerke betreiben eine größere Photovoltaikanlage auf dem Dach eines unserer Mehrfamilienhäuser und die Anwohner haben dann die Möglichkeit vergünstigte Mieterstromtarife (etwa 30% unter dem Normalpreis) abzuschließen.
>>Das ist eigentlich eine feine Sache, stockt momentan aber auch weil die Anbieter von Photovoltaikanlagen und die Handwerker komplett am Limit laufen und alle arbeiten sich aktuell deutlich nach hinten verschieben.
>>>gesendet mit m!client für iOS <— Danke dafür!


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