Thema:
Re:Es gibt tatsächlich zu wenig Sony User Vehicles flat
Autor: Xtant
Datum:06.01.22 06:21
Antwort auf:Re:Es gibt tatsächlich zu wenig Sony User Vehicles von Akima

Das ist ein (zu) komplexes Thema.

Historisch betrachtet ist der Range Rover das erste (europäische) SUV. Er wurde von der englischen gehobenen Schicht für den Landausflug verwendet, konnte innen sehr luxuriös sein und war - bis auf den zu großen hinteren Überhang - ein richtiger Geländewagen. Also die vollen 1000 Credibility-Punkte.

Generell gehört zur Geschichte des SUV schon, dass er zuerst von typischen "Geländewagen-Firmen" gebaut wurde. Und vor allem in den USA sind spätestens seit den 1980ern "komfortablere" Abwandlungen von typischen Geländewagen üblich. AMC Eagle, Toyota 4Runner, Nissan Terrano etc. Schon ab den 60ern baute Jeep Modelle (Wagoneer/Cherokee), die man irgendo unter SUV verbuchen kann.

In Europa war das halt ziemlich unbekannt. Da kannte man vor allem "zivilere" Versionen richtiger Geländewagen wie etwa den Suzuki Vitara als Gegenstück zum Samurai (kurz hieß er Eljot, wer sich noch erinnert... :)).

Der erste "richtige" SUV hierzulande dürfte der Toyota RAV4 gewesen sein. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, was er für eine "Verwirrung" auslöste...

Der einschneidenste Punkt, mit dem (für mich zumindest) das Schlamassel so richtig begann, war halt Ende der 90er der erste BMW X5. Der Premium-Panzer wurde erfunden. Aber was heißt schon Panzer.... er war unter 4.70 Meter lang, damit würde man heutzutage als Spitzenmodell komplett baden gehen... da passt ja nicht mal das Wochenendgepäck rein... ;-) (inzwischen ist auch sogar der X3 länger...)

Je nach Hersteller und Klasse wurde halt Feigenblatt-mäßig noch mehr oder weniger Geländewagen-Technik reingebaut. Das durfte ich selbst 2002 auf dem Porsche-Gelände in Leipzig mit dem damals nagelneuen Cayenne erleben. Der konnte noch richtig was. Im Vergleich sieht so ein 2002er-Cayenne, wenn man ihn mit einem heutigen Modell vergleicht, aber auch fast noch aus wie ein richtiger Geländewagen.

2006 kam dann der Nissan Qashqai. Wird allgemein als Pionier der sogennanten "Crossover" angesehen. Also ein leicht ver-SUV-iertes Autos als eigenständige Modellreihe; immer mehr mit null Geländewagen-Technik, es geht einfach nur noch darum, dass alles ein wenig höher ist. Bis dahin gab es ja eher vergeländewagenisierte Versionen normaler Autos; man erinnere sich an den aus heutiger Sicht fast schon skurrilen Golf II Country.

Ja, und seit dem vermischt und verschmiert sich das alles komplett. SUV, Crossover - wer weiß das schon. Eh egal. Hauptsache der eigene Arsch hats bequem. Wahrscheinlich bin ich inzwischen ein extremer Exot, weil ich es mit meinen immerhin schon 50 Jährchen noch schaffe, ohne Ächzen und Stöhnen in meinen winzigen Suzuki Swift zu sinken (und auch wieder rauszukommen). ;)

Was mich halt (und da bin ich wohl nicht der Einzige) an der ganzen Sache in den letzten gut 10 Jahren extrem stört, sind zwei Punkte: Die enorm wuchernden (Aus-)Maße vieler Kisten. Inzwischen sind das echte Panzer; selbst ein BMW X1 als "Kompakt-SUV" (rofl) wirkt ziemlich furchteinflößend.
Und die extreme, nunja, "Vereinheitlichung" des Geschmacksempfindens. Innerhalb einer Marke (bzw. eines Konzerns) sind die einzelnen SUV-Modelle fast identisch. Konzernübergreifend folgen sie inzwischen so gut wie alle dem gleichen Styling-Duktus.

Mit Freude erinnere ich mich noch an den Skoda Yeti. Der war nicht nur konzeprzionell was eigenes - sozusagen ein Crossover aus Crossover und "richtigem" (Gelände-)SUV, sondern hatte auch eine komplett eigene Formensprache. Und jetzt? Kodiaq, Karoq, Enyak, Kamiq usw. - alles die gleiche Soße. Gähn.


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