Thema:
Re:Nemesis. Lohnt sich das wirklich? flat
Autor: sYntiq
Datum:03.01.22 13:58
Antwort auf:Nemesis. Lohnt sich das wirklich? von Derrick

Achtung, Meinung eines „Kickstarter-Fanboys“. :P

Ich hab damals Nemesis bei Kickstarter entdeckt und fand es sehr interessant. Aliens als Spiel? Cinematische Atmosphäre? Her damit. Da ich zufällig auch gerade meine Gratifikation bekam, bin ich auch gleich All-In gegangen….

„All-In“ lohnt meiner Meinung nach nicht wirklich. Die Gegner-Erweiterungen bringen zwar tatsächlich andere Gameplay Elemente und ein anderes vorgehen mit rein, allerdings spielen wir größtenteils nur mit den Gegnern aus der Grundbox. Lediglich die Charaktere, Räume und Geschütztürme aus der „Aftermath“ Erweiterung werden regelmäßig mit genutzt.

Zum Grundspiel kopiere ich Bier einfach mal mein Review rein  welches ich im Mai geschrieben habe:

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Im Weltraum hört dich niemand schreien. Am heimischen Spieltisch dafür um so mehr....

Nemesis ist der spielgewordene Alien-Film. Die Spieler durchstreifen mit ihrem jeweiligen Charakter das Schiff, entdecken Räume, suchen nach Verbänden, Werkzeug, Munition auf dem Weg ihr eigenes, geheimes Ziel zu erfüllen und am Leben zu bleiben. Das alles möglichst geräuschlos denn da ist noch irgend etwas Unbekanntes auf dem Schiff...

Die Entwickler versprachen ein Spielerlebnis voll mit cineastischen Momenten und genau das bekommt man hier auch. Wenn man hier jemandem zuhört der von einer Spielpartie erzählt, hat man eher das Gefühl er/sie redet über einen Film, Roman oder von etwas was ihm selbst passiert ist und nicht von einem Spiel. Kenne ich so sonst nur von P&P Rollenspielern. :)

Das Regelwerk ist zwar etwas komplexer und man muss vor allem bei den ersten Partien oft nachschlagen, dies aber vor allem weil manche Token, Würfel und Karten in unterschiedlichen Situationen andere Bedeutungen haben. Wenn man aber guckt was der Spieler so alles machen kann, ist es irgendwie im Gegensatz wieder erstaunlich wie ´einfach´ die Regeln sind. So wird aus 4 einfachen Spieleraktionen ein ´Um mich vor dem mich verfolgendem Xeno zu schützen habe ich schnell die defekte Tür mit meinem Plasmaschneider verschweisst. dann habe ich mich in den Computer gehackt und festgestellt dass unsere Pilotin versucht die Triebwerke zu sabotieren. Schnell noch den Raum durchsuchen... Hurra, eine Energieladung für meine Waffe...und dann ab durch den Wartungskorridor direkt zu den Triebwerken´

Jeder Spieler bekommt 2 Zielkarten und muss sich nach der ersten Xeno-Begegnung für eine davon entscheiden. auf dieser steht dann entweder nur ein einziges Ziel, oder ein ´Entweder a oder b´ Ziel. Die Zielkarten das man den Mitspielern nicht zeigen, allerdings darf man, wenn man s denn möchte, den anderen seien Ziele sagen. Allerdings können die anderen Spieler nie sicher sein ob man wirklich die Wahrheit gesagt hat, denn neben Zielen bei denen man durchaus bis zum Ende zusammen arbeiten kann, kann es auch sein dass ein Spieler das Ziel hat einen (oder alle) bestimmten anderen Spieler auszuschalten, oder das Schiff zu zerstören während ein anderer das Schiff heil zur Erde bringen muss usw. usw. Dabei ist nicht, wie bei vielen anderen Spielen mit ´Verrätermechanik´ schnell klar wer nicht im Team spielt denn: Auch wenn man unterschiedliche und sich vielleicht sogar wiedersprechende Ziele hat, muss man gleichzeitig auch zusammenarbeiten um eine Chance zu haben die Albtraum ´Nemesis´ zu entkommen. Und da man sich auch nicht gegenseitig angreifen darf, könnte der Tod eines Spielers durchaus nach einem Unfall und/oder ´Spielpech´ wirken obwohl einer der Spielerlaut seines Ziels genau diesen Spieler ausschalten sollte.... Nemesis ist also ein ´semi-CoOp-Spiel´ Man muss zusammenarbeiten, gleichzeitig sein eigenes Ziel voranbringen und darf niemandem trauen....

Hinzu kommen dann noch viele Spontanereignisse die die Spielern das Leben schwer machen können. Sich ausbreitendes Feuer, der Generator hat eine Fehlfunktion und die Selbstzerstörungssequenz des Schiffes startet, eine Rettungskapsel verselbstständigt sich und startet ohne einen einzigen Spieler an Bord usw usw.....

Selbst wenn man es am Ende des Spieles in die Rettungskapsel oder den Kälteschlaf geschafft hat, heisst es noch lange nicht dass man auch gewonnen hat. Es muss ja noch geprüft werden ob man sich infiziert hat und/oder evtl. sogar unbemerkt einen Xeno in seiner Brust trägt...

Nemesis besitzt eine unheimlich dichte Atmosphäre. Unterstützt auch durch die sehr passenden Illustrationen und die schönen und teils großen Minis. Wenn plötzlich zB. die Alien-Queen aufs Spielfeld gestellt wird verabschiedet sich gleich ein großer Teil der Hoffnung aus den Gesichtern der Spieler. :)
Allerdings ist der Spielplan des Raumschiffs ´Nemesis´ sehr dunkel gehalten. Klar, soll ja auch ein großes, nahezu verlassenes Schiff darstellen, aber bei Kerzenlicht könnte das Spielen ´etwas´ anstrengend werden...

Nemesis ist ein schweres Spiel bei dem eigentlich, wie zB. bei den Arkham Horror Titeln, wirklich alles gegen die Spieler arbeitet. Die Xenos sind übermächtig, die Gefahren zahlreich, Unterstützung begrenzt. Nemesis ist nichts für Spieler die gewinnen müssen und/oder leicht frustriert sind. Bei Nemesis ist tatsächlich der Weg das Ziel. Die Situationen und Erlebnisse während des Spiels. Und wenn man am Ende dann doch überlebt, was selten genug vorkommt, ist die Freude um so größer. :)
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Kleine Anmerkung: Derzeit ist wohl der Nachfolger „Nemesis Lockdown“ in der Auslieferung via Kickstarter.  Spielt auf einer Mars-Basis. Ich habe da nicht mitgebacked weil mir der Erstling bis heute mehr als ausreicht, aber zumindest darauf hinweisen möchte ich. Manche haben ja eine Abneigung gegen „alte“ Spiele egal wie zeitlos sie eigentlich sind.


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