Thema:
Re:Ende gut, alles gut!? flat
Autor: magus
Datum:28.12.21 11:11
Antwort auf:Re:Ende gut, alles gut!? von Pascal Parvex

>>Wer es ans Ende geschafft hat: Die Pistolen und Glasflaschen Story waren nur wenige von vielen. Jeder der ohne je Depressionen gehabt zu haben was davon erzählt, dass er mich verstehen kann, weil er auch mal Liebeskummer hatte, ist für mich ein Vollidiot. Depressive wollen kein Mitleid. Wir leider selbst schon genug. Wir wollen das man uns akzeptiert und versteht das es nicht in unserer Macht liegt das es aufhört. Einfach zuhören und nicken reicht manchmal aus damit es uns besser geht.
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>Ich war zum Glück nie schwer depressiv, aber 1998 hatte ich eine depressive Verstimmung.


Ich glaube jeder Mensch hatte irgendwie und irgendwo mal ne depressive Verstimmung, wenn z.B. ein Familienmitglied stirbt (würde ich mal behaupten). Selbst da kenne ich Leute die dann Ratschläge wie "Geh mal an die frische Luft" ankamen :)



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>>Bitte keine dummen Ratschläge wie "geh mal mehr spazieren und an die frische Luft.
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>Alles Gute für die Zukunft, nachdem du so gelitten hast.


Danke dir. Aber ich weiß gerade gar nicht ob ich gelitten habe. Ich würde mehr als 20 Jahre meines Lebens eigentlich als ganz cool einstufen.

Als Kid hatte ich nach der Scheidung halt alles was ich wollte. Snes, N64, Playstation und lauter Nerds als Freunde zu haben war schon echt cool.

Später die 00er Jahre waren zwar hart, aber ich hatte echt verdammt viel Spaß mit echt tollen Sachen die ich erlebt habe. Ich hab die zwar in meiner Erzählung komplett übersprungen aber in der Zeit hab ich so viele fantastische Freunde gefunden und Sachen erlebt, dass das die schlimmen Erlebnisse mit Psycho Exfreundinnen oder schlecht bezahlten Jobs locker aufgewogen hat.

Vielleicht würde man das als Tanz auf einer Rasierklinge beschreiben, der dann immer noch gerade so gut verlaufen ist. Bis dann die Psyche nicht mehr mitgespielt hat und die Depressionen eingesetzt haben. Es hatte sich halt viel angestaut über die Jahre.

Die letzten 7 Jahre, von denen ich die meiste Zeit mit Depressionen zu kämpfen hatte, ja das war wirklich leid und ich weiß das ich weiter an mir Arbeiten muss, damit das nicht nochmal passiert. Weswegen ich auch daran Arbeite mich selbst zu festigen und fest im Leben zu stehen. Ich  hab mich halt nie aufgegeben und auch wenn ich mich mehrmals aufraffen musste, hab ich immer weiter gekämpft. Trotz Depressionen in einer andere Stadt zu ziehen, dort ne Umschulung zu machen und neue Freunde zu finden und am Ende sogar noch einen guten Job zu bekommen ist etwas worauf sogar ein wenig Stolz drauf bin.

Ach, was erzähle ich da? Ein wenig Stolz? Ich hab ja von den vielen Schulden erzählt die ich hatte. Letztens brauchte meine Stiefmama einen 4stelligen Betrag und ich konnte ihr ohne Probleme helfen und obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie es zurück zahlen muss, würde es mir nicht weh tun, wenn sie es nicht könnte. Sie war so Stolz auf mich und ich auch auf mich selbst. Der selbe Junge der vor 7 Jahren noch hochverschuldet war, konnte jetzt der Frau helfen die sich quasi für ihn aufgeopfert hat. Sie war so süß, weil sie sich nicht getraut hat zu fragen und ich meinte nur zu ihr dass meine Mama mich alles fragen kann. Die Frau hat mir so oft den Arsch gerettet, wie könnte ich da nur Nein sagen. Ich könnte mir selbst nicht mehr in die Augen sehen.

Ich klinge in manchen Aussagen vermutlich auch sehr Arrogant oder hart. Aber was mich schon immer genervt hat und mir auch Kraft gegeben hat während meinen Depressionen: Jeder ist in der Lage, sein Leben von heute auf Morgen zu verändern, wenn er es auch wirklich will. Davon bin ich fest überzeugt. Auch wenn es keine Kleinigkeit ist, ist die Angst davor das es sich ja verschlechtern könnte ein ganz mieser Ratgeber. Schlechter als die Situation in der man gerade steckt? Unwahrscheinlich in einem Land mit solchen Sozialsystemen wie Deutschland (Allgemein Europa). Hier isses wie Trapezspringen mit doppeltem Boden. Irgendwie wirste schon wieder aufgefangen.

Ich war schon immer, seit ich klein war ein Optimist. Naja, früher war ich das wirklich. Inzwischen bin ich aber mehr der Realist geworden, weil ich mir inzwischen auch selbst nichts mehr vormache. Der Realist in mir sagt aber, dass sich das Kämpfen lohnt, und so lange ich noch die Chance habe irgendwie meine Lebensträume (Irgendwo in den Süden ziehen, nah am Strand mit viel Sonne und wenig Arbeit) zu erreichen, ist aufgeben keine Option. Und das schaff ich auch noch!

Also Danke nochmal für die freundlichen worte. Und ja, du hast nicht unrecht, ich hab auf jeden Fall gelitten. Das wird mir gerade auch klar, nachdem du das geschrieben hast und ich drüber nachdenke. Hätte ich so wahrscheinlich nie gesagt, weil ich mein Leid als nicht so Schlimm angesehen habe. (Hat ja nur mich selbst betroffen und andere Leiden mehr.)

Danke :)


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