Thema:
Ende gut, alles gut!? flat
Autor: magus
Datum:27.12.21 22:53
Antwort auf:Was ist aus euch geworden... von TOM

Dann will ich auch mal. Besonders weil mich dieser Thread an meine Anfangszeiten hier im Forum erinnert. Ich glaube meine ersten beiden Threads waren sowas wie: "Wo kommt ihr eigentlich alle her?" und "Was macht ihr eigentlich alle?"

Ich wollte mich eigentlich kurz halten, aber aus nem kurzen Abstecher in meine Jungen Jahre, wurde dann ein riesen Block. Normalerweise jage ich meine Texte nochmal durch die Rechschreibprüfung, aber es ist gleich schon 23 Uhr und wer Fehler findet, kann sie behalten. Naja, viel Spaß beim lesen. ;)

Ich fall gleich mal mit der Tür ins Haus. Ich bin Scheidungskind von jugoslawischen Immigranten, mein Vater war Alkoholiker und meine Mutter war Manisch Depressiv.  

Im Prinzip wars der immer selbe Kreislauf. Phasen von Normalität haben sich abgewechselt mit Phasen wo tagelang streit der übelsten Sorte war. Da war eigentlich alles dabei, inkl. Volltrunkenem Vater der vor meinen Augen ne Pistole geladen hat und auf jugoslawisch bei der letzten Kugel sagte: "Die ist für mich" und wir dann zu meiner Halbschwester und ihrem Mann gefahren sind und das Unglück nur nicht stattgefunden hat, weil niemand meinem besoffenen Vater die Tür aufgemacht hat. Wie das damals halt so war, haben die Eltern sich natürlich immer wieder zusammengerauft. Da aber beide Krank waren, wars eigentlich immer nur eine Frage der Zeit, bis irgendwer den anderen getriggert hat und es wieder eskaliert ist. Ich werd auch nie vergessen, wie meine Mutter so ne 0.7 Liter Glasflasche, gegriffen, auf der Fensterbank zerschlagen und ihm ins Gesicht gerammt hat. Ja gut denkt ihr jetzt, sowas vergisst man nicht weil es traumatisch ist. Ich vergesse das aber nicht, weil es das erste mal war, dass ich Verantwortung übernehmen musste für jemand anders. Mein Vater also am bluten wie sonst was und ich musste den Krankenwagen rufen. Ich glaube ich war so 7 oder 8 Jahre alt.

Der Anruf ist schon irgendwie Comedy:

Klein magus wählt 110: Hallo, Hilfe mein Vater blutet.
110: Da biste hier falsch. Du musst 112 anrufen.
Klein magus wählt 112: Hallo, Hilfe mein Vater blutet.
112: Da biste hier falsch. Du musst 110 anrufen.
Klein magus wählt 110: Hallo, Hilfe mein Vater blutet bitte helfen sie mir.
110: Da biste hier falsch. Du mu...
Klein magus: WOLLT IHR MICH VERARSCHEN. ICH HAB GERADE BEI 110 und 112 ANGERUFEN UND JEDER SAGT DIE ANDEREN SIND DIE RICHTIGEN. SCHICKEN SIE SOFORT EINEN KRANKENWAGEN DER VERBLUTET HIER!!!

Naja, der Krankenwagen kam dann auch und Arzt meinte auch, dass es wohl nur knapp an der Schläfe und den Augen vorbei ging und er hätte sterben können.

Mutter hat uns dann irgendwann verlassen als ich 9 war und danach gings immer hin und her zwischen den beiden und ich wollte niemals nie bei Mama bleiben.

Muttern hat halt ihren Hass, den sie auf meinen Vater (zurecht) hatte, auf mich projiziert und das hab ich schon als Kind sehr deutlich gemerkt. Alle anderen Kinder aus der Familie wurden verwöhnt und während meine Nichten und Neffen (Eltern waren schon beide mal verheiratet und haben jeweils 3 erwachsene Kinder mit in die Ehe gebracht. Mein Neffe ist nur 5 Jahre jünger als ich (32) und mit dem war ich in Barcelona auf dem Final Fantasy VII Konzert) alles bekommen haben musste ich mir mein Essen selber machen, hab vor versammelter Manschaft als einziger kein Geschenk bekommen von Mama usw. Sie hat mich gehasst und ich habe deswegen auch angefangen sie zu hassen. Sehr oft gabs auch Streit, weil meine eigene Mutter mich mies behandelt hat. Zum Beispiel wenn ich nach der Schule nach Hause kam und Muttern mir kein Essen machen wollte und ich dann hungrig angefangen habe zu heulen. Vater kam nach Hause und fragte warum ich so verheult aussehe. Muttern dann nur: "Der soll sich selber was zu Essen machen". Tja, ich habs sie jedenfalls nicht vermisst, als sie weg war. Mein Vater aber schon. Liebe...

Wisst ihr wie schwer das ist, als Kind Jugendamt und co. davon zu überzeugen bei Papa bleiben zu dürfen? Ihr glaubt gar nicht was das für eine Tortur war. Jugendamt Mitarbeiter haben mich zusammen von der Schule abgeholt und ich bin immer wieder von Mama abgehauen und zu meinem Vater. (Ich hatte schon als Kleinkind einen unglaublich guten Orientierungssinn. Bin mal aus dem 5 km entfernten Kindergarten und hab nach Hause gefunden). Die hat Jahrelang nicht die Bohne interessiert, dass ich nicht bei Mama bleiben will und das sie mich scheiße behandelt, haben sie mir sowieso nicht geglaubt.

Dann kam irgendwann meine Stiefmama, oder wie ich sie nenne, die Mama die ich mir immer gewünscht habe. Sie musste dann leider auch immer wieder mit meinem Alkoholiker Vater fertig werden. Man war das ein Ritt, aber weil ich sie mich liebt und ich sie angefangen habe zu lieben. Habe ich sie vor meinem Vater immer verteidigt und wir haben uns am Ende auch gegen meinen Vater immer mehr durchgesetzt und er hat dann immer weniger getrunken.

Die letzten Jahre wars eigentlich immer so, dass er zwar heimlich seine Bierchen getrunken hat, aber niemals harten Alkohol angefasst hat um sich richtig wegzuschießen. Alle 2-3 Jahre hatte er zwar einen Rückfall, meistens weils Stress gab wegen mir (Meine 20er waren echt problematisch) oder weil es Stress in der Heimat gab. Mein Vater stammte aus einer großen Familie und die sind alle irgendwo nicht ganz bei klarem Verstand. Vater war halt der reiche deutsche, der quasi das ganze Dorf da unten versorgen musste und wenn er mal nicht mitgespielt hat, gabs Probleme. Sagen wir mal so: ich verstehe wie man in so einem familiären Umfeld zum Alkoholiker werden kann.

Das war dann meine Kindheit und Jugend.

Ich habs trotzdem irgendwie geschafft meinen Realschulabschluss an der Hauptschule zu machen und wollte auf die selbe Schule wie der Chojin hier aus dem Forum. Höhere Handelschule, damit ich mein Fachabi machen kann. Ich wusste eigentlich gar nicht was Fachabi heißt, also das ich damit hätte studieren können. Chojin war damals ein Freund der mich hier mit dem Forum, dem Internet und vielen anderen Dingen bekannt gemacht hat (EDIT: ANIME und DRAGON BALL. ALLEINE DAFÜR SOLL MAN DIR CHOJIN EIN DENKMAL BAUEN. ANIME HAT MIR SO VIELE DEPRESSIVE PHASEN VERSÜßT UND ICH WÜSSTE NICHT WO ICH OHNE HUNDERTE STUNDEN ONE PIECE, NARUTO UND CO. HEUTE WÄRE. SRY, NOT SORRY FOR CAPSLOCK!!) und bei dem ich damals das erste mal Final Fantasy 6 gezockt habe und wenn er so ne Schule macht, dann muss das was richtiges sein.

Tja, leider war mein Vater nicht die hellste Kerze auf der Torte und ihm wars nur wichtig, dass ich nicht weiter meine Zeit mit der Schule verschwende (Junge, ich hatte nur 4 Jahre Schule. Das reicht. Geh Arbeiten) und da die Schule halt nicht umsonst war und ich quasi nie gelernt hatte, dass ich die theoretisch auch hätte selbst zahlen können, hab ich 3 Jahre meines Lebens damit verschwendet eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerwirtschaft zu machen.

Die hab ich auch beendet. Mit nem 3er Schnitt. Tja, aber da ich nicht mehr ganz so viel mit dem Chojin abgehangen habe und eher mit den coolen Kids, kam es wie es kommen musste und ich hab kurz vor Ende der Ausbildung mit dem Kiffen angefangen und danach ging es dann auch schlag auf schlag. Zum 18 hab ich das Sparbuch, dass mir meine Eltern angelegt hatten und nur ich mit 18 abheben konnte und welches ich für Führerschein und Auto nutzen wollte, für ne Xbox, nen Gamecube und haufenweise Drogen auf den Kopf gehauen. Es ging aber eigentlich nie um harte Drogen und bei mir wars auch ausnahmslos immer nur zum Party machen am Wochenden da. Ich konnte mir niemals vorstellen, irgendwas auch unter der Woche zu nehmen. Ich denke das kam daher, weil ich meinen Vater sehen musste, wie der abstand, weil er ständig gesoffen hat. So hab ich auch nie irgendeine Abhängigkeit entwickelt, obwohl ich vieles mal ausprobiert habe, außer ekliges Zeug wie H. Naja, außer Gras halt. Scheiß Weed ey. :D

Ich weiß nur, dass es ne verdaaaaaammt lustige Zeit war und ich diese Zeit auf keinen Fall missen möchte, aber auch, da ich nie gelernt habe mir Geld umzugehen oder was Disziplin bedeutet, ich eigentlich Jahrelang nur von der Hand in den Mund gelebt und Schulden ohne Ende gemacht habe. Bei Freunden, bei Banken, bei Mobilfunkanbietern. Irgendwie hat sich das alles so angehäuft und wurde immer mehr.

Durch meine toxische Kindheit, waren meine Beziehungen nie das gelbe vom Ei. Ich bin immer an Frauen geraten, die selbst ein Suchtproblem hatten und denen ich helfen wollte. Ich hatte Jahrelang einen ausgeprägten Helferkomplex und den hab ich inzwischen Gott sei Dank abgelegt. Ich hab mich von Job zu Job gehangelt. Viele Jahre im Vertrieb mit vielen zwielichtigen Typen, wo das gehalt auch mal nicht kam oder wwir mit 20 Mann vor verschlossenen Büros standen, weil Chef sich mit den Firmengelder aus dem Staub gemacht hat. Alles in allem eigentlich alles aber keine Karriere gemacht. Mein Lebenslauf ist für die Jahre eigentlich immer ein schwarzer Fleck gewesen. Naja, bis jetzt.

Fast Forward zu kurz vor meinem 30 Geburtstag. Meine Schwester rief mich an und sagte das Mutter bald stirbt und sie mich nochmal sehen wollte. Ich natürlich hingefahren. Long Story short: Ich bin nach 2 Stunden wieder abgehauen, weil es ihr nicht darum ging mit mir irgendwas ins reine zu bringen, sondern gegen meinen Vater zu wettern. Das Problem ist halt, dass ich ihr über die Jahre immer wieder gesagt habe, das wir uns gerne sehen und miteinander sprechen können, nur das ich nicht über meinen Vater reden will. Die Gespräche verliefen ausnahmslos immer wieder genau so: "Ja mein Junge haste Recht. Dein Vater ist auch so ein schlimmer Vater da wäre ich genau so wie du." "Mama, was hab ich gesagt" "Ja Junge, ich höre auf damit, weil dein Vater hat dich ja immer verprügelt da verstehe ich das ja" (Er hat mich das letzte mal geschlagen bevor uns meine Mutter verlassen hat. Danach NIE WIEDER EGAL WIE BESOFFEN ER WAR) "Mama du lügst jetzt und das mag ich nicht" "Ja Junge, dein Vater hat auch immer gelogen"

So ging das 20 Jahre lang nachdem sie uns mit 9 Jahren verlassen hat und selbst kurz vor ihrem Tod, war sie nicht in der Lage sich mit mir über normale Dinge zu unterhalten. Einmal wollte ich meine Eltern überzeugen das Haus in Serbien, worum sie sich immer gestritten haben, zu verkaufen und mir ein Studium zum Audio Engineer zu finanzieren. O-Ton Mama "Wenn dein Vater dafür ist, kann das keine gute Schule sein, also bin ich dagegen!"

Naja, es kam wie es kommen musste und ich hab die gute Frau zu grabe getragen mit meinem Halbbruder auf dem Bergdorf in Serbien wo sie geboren wurde, ohne mir ihr frieden schließen zu können.

Das hat mir damals einen Knacks gegeben, weil ist ja doch irgendwie meine Mutter. Ich kam aus Serbien wieder und bin direkt zu meiner Stiefmama und meinem Vater und hab denen gesagt, dass ich nicht mehr so weiterleben kann wie bisher. Ich kann nicht ein Leben leben, dass nicht für mich gemacht ist. Also hab ich mir Geld geliehen zum 100sten mal (Ich hab mir echt ne Menge leihen müssen, weil scheiß jobs wo keine kohle, schulden bei Vermietern usw usf.) um meinen Führerschein zu machen, aus der damaligen WG auszuziehen und mir ne Wohnung einzurichten.

Das hat alles geklappt. Führerschein in einem Monat geschafft. Geile Wohnung am Rand von Bielefeld (110 m2) die ich selbst renoviert habe, bevor mir bei der Küche das Geld ausging und das geilste überhaupt ich hab eine Freundin gefunden, die quasi aussah wie meine Traumfrau. Zierlich, klein, gleiches alter am ganze Körper tattoowiert und im Bett genau so krank wie ich. Jackpot!

Tja, jetzt könnte man vermutlich meinen, dass es ab hier das schöne Kapitel meines Lebens aufschlagen könnte. Leider noch nicht. Aber es dauert nicht mehr lang.  

Die Traumfrau hatte ein Drogenproblem, welches sie vor mir bis zum letzten Tag verheimlicht hat und war psychich extremst labil (ich hab ihr mal die ganze Story erzählt und bei ihr ist nur die Story von einer Exfreundin kleben geblieben und danach gings nur um diese Exfreundin von vor 8 Jahren und um nix anderes mehr) und ich entwickelte ne Depression, weil ich gemerkt habe, dass, obwohl ich gerade alles hatte was ich glaubte haben zu wollen, nicht glücklich war.

Als ich dann am 29 Juni 2015 einen kleinen Unfall hatte und mir das Schlüsselbein gebrochen hatte. Merkte ich im Krankenhaus bei dem Gedanken "Alter, du bist hier fast in Bielefeld verreckt. Das gibt's doch gar nicht!!!" hab ich dann innerhalb von einem Monat alle Zelte abgebrochen und hab endlich das gemacht was ich schon Anfang 20 machen wollte. Ich bin weg aus Bielefeld und ab nach Berlin gezogen. Am 3 August war mein erster Arbeitstag und ich hatte auch 2 Tage ein Zimmer, dass ich dann aber direkt wieder verlassen habe.

Die ersten 18 Monate in Berlin waren eine echte Achterbahnfahrt. Ich hatte irgendwie das Glück, dass irgendwie gleichzeitig 3 sehr gute Freunde bzw. bekannte auch zeitgleich hergezogen sind und wir dann zusammen in einem Zimmer gewohnt haben 6 Monate lang. (Sommer 201 Flüchtlingskrise hier ne Bude zu finden war echt Hardcore)

In den 6 Moanten hab ich aber immer gesagt, dass ich was eigenes brauche und außerdem waren die 2 nicht nach Berlin gezogen um ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, wie ich, sondern weil Berlin ja so Hip und Geil ist und man sich hier schön aus dem Leben ballern kann. Die eine Dame war auch nach Berlin gekommen um ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Das lief auch erst richtig gut, aber als dann eines Tages ihr bester Freund und Drogendealer vor ihrere Tür stand mit den Worten: "Ich wohn jetzt auch hier" ist sie innerhalb weniger Wochen abgestürzt. Sie wollte sich selbstständig machen und hatte ne Menge Geld gespart. Geendet ist sie inzwischen so: https://www.mimikama.at/aktuelles/pflegerin-postet-leere-intensivbetten/

Keiner von den dreien ist noch hier. Ist auch nicht schlimm. Ich bin ja nicht wegen denen her gezogen. War nur schön am Anfang mit guten Freunden hier zu sein und ich hatte meine Depressionen echt ne Zeitlang vergessen.

Im Spätsommer 2016 starb dann mein Vater.

Oh, das hat mich dann richtig umgehauen. Besonders weil ich mich gerade auf dem Weg ins Krankenhaus gemacht habe, als meine Stiefmama mich anrief um mir zu sagen, das er gestorben ist. Ich hatte meinen Vater wirklich sehr lieb. Ich weine auch gerade wo ich diese Zeilen schreibe. Es tut weh, dass ich mich nicht vom ihm verabschieden konnte und besonders dass der letzte Kontakt ein kleiner Streit war. Nicht wildes. Die harten Zeiten hatten wir schon lange hinter uns. Es ging um belangloses Zeug. Das hat mich echt vernichtet und auch ihn musste ich zu grabe tragen ohne mich jemals mit ihm aussprechen zu können.

Tja, es kam wie es kommen musste. Nach einer kurzen Phase von Kopf in den Sand stecken kam der Burnout. Es ging gar nichts mehr. Gott sei Dank hatte meine Vorgesetzte damals den richtigen Blick dafür und ich bin Problemlos aus meinem Vertrag gekommen und weil der Geschäftsführer ein HuSo und Vollidiot war, gabs sogar noch 3 Monate Monate als Abfindung und da ich ja aus Krankheitsgründen der Aufhebung des Vertrages zugestimmt habe, gabs auch keine Sperre beim Arbeitsamt.

Ich sag zwar jetzt das der GF ein Huso und Vollidiot war, aber dank seiner Dummheit hab ich dann beim Arbeitsamt gemerkt, wie leitende Angestellte behandelt werden. Ich hatte gar nicht die Position die in meinem Vertrag stand aber das musste ja keiner wissen. (Das war auch der Tropfen der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Falsch Verträge wollte er zu unserem Nachteil verändern bzw. uns unterjubeln. Deswegen auch die Abfindung. Ich hätte die verklagen können meinte mein Anwalt und viel mehr rausholen können. Ich wollte aber einen Strich drunter machen)

Da stand ich nun mit nem Burnout beim Arbeitsamt. Lost Case? Nö. Meine Sachbearbeiterin war die beste. Sie hat mir alle tricks verraten, die im Buche stand und mir auch die ganze Zeit den Rücken freigehalten. Ich konnte mir ne Auszeit gönnen. Ich hab mich vier Wochen eingesperrt und Tot gekifft und danach mit dem Kiffen aufgehört.

Das war die beste Therapie die ich machen konnte. Wie der ein oder ander vielleicht schon mal gehört hat, können sich Kiffer nicht an ihre Träume erinnern bzw. man sagt sich, das Kiffer nicht träumen.

Als ich aufgehört habe, habe ich so viel von meinem Vater geträumt und es waren so viele schöne Träume. Das war echt unfassbar. Ich bin manchmal lachend wach geworden, weil wir so viel Spaß zusammen hatten und auch über viele Dinge gesprochen haben. Ich konnte mich mit ihm aussprechen und auch wenn ich weiß, dass es nur in meinem Träumen war, so glaube ich ganz fest, dass er das alles weiß, wo auch immer er jetzt ist.

Ich konnte dann Energie sammeln und hab dann endlich das gemacht worauf ich lust hatte. Der Nerd hat sich entschieden ne Umschulung zum Fachinformatiker zu machen und das war die zweitbeste Entscheidung nach der Entscheidung nach Berlin zu ziehen. Während der Umschulung hab ich nämlich herausgefunden, das ich leicht autistisch bin und Datenmodellierung bei mir quasi automatisch vor meinem geistigen Auge stattfindet. Dinge die andere Jahre üben, passiert automatisch. Jackpot.

Ich hab auch echt tolle Freunde während der Umschulung gefunden und lieben gelernt. Ich hab mir auch so über die Jahre einen tollen Freundeskreis aufgebaut mit so fantastischen Menschen, so das ich nur selten den sehr guten Freunden, mit denen ich noch immer Kontakt habe, aus der Heimat hinterhertrauere. Mein Erbe (Ihr erinnert euch an das Haus von dem ich vorhin kurz erzählt habe) habe ich mit der Hilfe meiner Stiefmama sehr gut an tolle Menschen verkaufen können und hab das ganze Geld (50k) genutzt um alle meine Schulden abzubezahlen und nochmal mit der toxischen Ex in den Urlaub zu fahren, damit ich sie danach in den Wind schießen konnte (Das in den Wind schießen war nicht geplant, aber im Urlaub wars dann klar).

Ich depp hatte 1 Bitcoin damals vom rest vom Erbe gekauft und für den Urlaub zu Geld gemacht, weil die alte kein Geld hatte und ich alles bezahlen musste. Damals stand er bei 6.000 €. Liebe halt. Sie war mir wichtig.

Das war auch schlussendlich das größte Problem. Damals dieser Moment, wo ich meine persönlichen Gefühle als Kind wegstecken musste um den Krankenwagen für meinen Vater zu rufen, war der wo ich meine eigenen Bedürfnisse weg geschobenen habe und Jahrelang war ich mir selbst nicht mehr wichtig genug.

Immer war wer anderes wichtiger. Die Freunde, der Vater, die (noch kaputtere) Freundin, der Job und und und.

Erst als ich das realisiert habe, dass ich mich mehr um mich und meine Bedürfnisse kümmern DARF (Ja magus, du darfst auch mal egoistisch sein) und muss, war der erste Schritt getan und es konnte sich etwas verbessern. Das zweite was ich realisiert habe, war letztes Jahr nach dem ersten Lockdown. Da hatte ich meine letzte depressive Phase und die war echt Hardcore. Also echt kurz davor alles aufzugeben, aber auch weil ich Depp mich in die falsche verknallt habe und ich mit dem Korb nicht umgehen konnte.

Da hatte ich einen Moment der Erleuchtung.

Alle um mich herum, haben genau so wenig einen Plan wie das Leben funktioniert, also darf ich auch keinen haben.

Das war echt ein Geistesblitz und ich werde nie den Tag vergessen, wo ich im Sommer 2020 am Spreeufer mit Freunden saß und ein dickes Grinsen im Gesicht bekommen habe, weil ich das erste mal seit 6 Jahren, obwohl ich es echt versucht hatte, ich nicht in er Lage war einen echten negativen Gedanken mehr zu bilden.

Damit meine ich so Hardcore Negative Gedanken, wie das Leben hat keinen Sinn, Triggerwarnung: und nicht so harmlose dinge wie: "Oh nein, warum bin ich Single?"

Als ob der Teufel seine Umarmung um mich gelöst hätte.

Ja, jetzt sitz ich hier und teile die Story mit euch allen. 2 Jahre nach Ende meiner Umschulung, hatte 18 Monate keine depressive Phase mehr, verdiene mehr Geld als ich ausgeben kann, hab gerade mein ganzes Esszimmer (Zähne) neu machen lassen und vor 3 Monaten einen Megagut bezahlten Job angefangen (Aktuell noch Salesforce Admin aber wie es aussieht werde ich den Standort in Berlin bald leiten) und bin hier eigentlich dreh und Angelpunkt des ganzen Unternehmens. Meine 13 Jahre Vertriebserfahrung sorgen dafür, dass jeder Vertriebler mich mit Respekt behandelt und mir zuhört. Meine Umschulung und die letzten 3 Jahre in einem der erfolgreichsten Start Ups in Berlin sorgen dafür, dass meine Chefs mir zuhören und meinen Rat schätzen.

Das war echt witzig, als ich im Oktober hier angefangen habe und die Leute in den ersten gemeinsamen Meetings mich dann fragend angeschaut haben. Das war so witzig in meinen Gedanken wie in so einer Scrubs folge "Warum schauen die mich alle so an? Ach ja, du wurdest eingestellt um dein Wissen zu teilen. Sag was schlaues, sag was schlaues" und als ich dann was schlaues gesagt habe und ich die planlosen Gesichter gesehen habe, die mich verstanden haben und GF so "Ohh ja, stimmt. Daran haben wir noch gar nicht gedacht. Danke galaktischer Overloard von und zu magus." und nun alles mit mir abgesprochen wird. Herrlich.

Ich liebe meinen Job jetzt schon und freue mich hier mit einem geilen Team ein richtig geiles Produkt zu bauen und mir einen Namen in der StartUp Welt zu machen (bzw.: Den hab ich wohl schon durch meinen letzten Arbeitgeber.). Das einzige was mich gerade noch ein wenig stört, ist die Tatsache das ich noch Single bin, aber nach den ganzen toxischen Beziehungen in meinem Leben, will ich mich die nächsten Jahre weiterhin auf meine Bedürfnisse konzentrieren und lass das auch auf mich zukommen.

Eine wichtige Lektion die ich gelernt habe, war die, dass man sich nicht dafür schämen muss wer man ist und offen mit allem umzugehen eine Wohltat sein kann. Das hab ich damals das erste mal gemerkt, als ich meinen Burnout hatte und ich anfing mit Fremden darüber zu sprechen und ich sehr viel Feedback (positiv wie negativ) bekommen habe. (Freunde und Family sind absolut für die Tonne was das betrifft weil die parteiisch sind. Die sagen dir eignentlich nur das was du hören willst und geben dir kein echtes Feedback. Bis auf wenige Ausnahmen)

Ich brauche mich für nix Schämen, weil ich für vieles auch einfach nichts konnte und selbst wenn ich dafür verantwortlich war, kann ich es heute eh nicht mehr ändern. Trotzdem bin ich da wo ich jetzt bin, nur wegen dem was ich alles erlebt habe. Früher dachte ich: Wäre ich vielleicht mal doch bei Mama geblieben. Heute weiß ich, dass es egal ist, weil es eh außerhalb meiner Macht liegt daran was zu ändern.

Puh, jetzt hab ich doch viel mehr geschrieben als ich wollte.

Wer es ans Ende geschafft hat: Die Pistolen und Glasflaschen Story waren nur wenige von vielen. Jeder der ohne je Depressionen gehabt zu haben was davon erzählt, dass er mich verstehen kann, weil er auch mal Liebeskummer hatte, ist für mich ein Vollidiot. Depressive wollen kein Mitleid. Wir leider selbst schon genug. Wir wollen das man uns akzeptiert und versteht das es nicht in unserer Macht liegt das es aufhört. Einfach zuhören und nicken reicht manchmal aus damit es uns besser geht. Bitte keine dummen Ratschläge wie "geh mal mehr spazieren und an die frische Luft.

Danke für die Aufmerksamkeit! :)


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