Thema:
Witzig der Thread flat
Autor: Bomber
Datum:24.12.21 22:57
Antwort auf:Was ist aus euch geworden... von TOM

v.a. da ich gerade ein eigenes Projekt gestartet habe: "Briefe an meine Tochter" in der ich ihr von mir erzähle. Sozusagen einen Autobiographie in Briefform.

Aber ich mach auch hier mal mit. Also los geht's: Bomber, die Geschichte einer Legende (so sollte mit 17 meine Biographie lauten)

Beruflich:
Als Kind wollte ich eigentlich mal Jediritter werden. Alternativ wäre auch Astronaut gegangen. Und mit Erscheinen von Tron, wollte ich dann in so einen Computer hinein, egal wie.
Nachdem ich allerdings in der Pubertät das andere Geschlecht kennen gelernt hatte, war Schule irgendwie nicht mehr so der Burner, so dass ich mit 18 vom Gymnasium auf die FOS gewechselt bin. Nach der Schule wollte ich ursprünglich mal als Offizier zum Bund, aber meine damalige Freundin meinte nur "Bund oder Ich". Ich entschied mich für sie und bin bis heute froh. Dann kam halt die Wehrpflicht und was gar nicht so einfach von einer 1er Musterung (für die Aufnahmeprüfung zum Offizier) auf einen 3er zu kommen. Aber Alkohol sei Dank wurden mir "schwere Gleichgewichtsprobleme" bescheinigt und ich verdiente mir in den folgenden 12 Monaten meine goldene Seilerschnurr mit Auszeichnung wirklich hart :)
Nach dem Bund, ich wusste eigentlich nur, dass ich endlich mal Geld verdienen wollte, fing ich eine Ausbildung als Chemikant an, verkürzte, und hab nach 2,5 Jahren als einer von Bayerns besten Azubis abgeschlossen (war da unter den Top 100 oder so, Schnitt 1,2), und das obwohl ich oft betrunken in der Schule war, falls ich war. Jedenfalls gabs dafür ein Stipendium im Wert von 10000 DM (ja, DM, ich bin schließlich alt und das war 98 und ich 24). Also hab ich mich noch zur Meisterschule angemeldet, aber da ich immer noch kein fleißiger Schüler war, am Ende nur mit einer 2,0 abgeschlossen. Wenn man nur 1/3 der Unterrichtstage anwesend ist, macht sich das doch bemerkbar. Aber der Meistertitel war eh für die Katz.
1999 fragte mich mein damaliger Chef nämlich, ob ich SAP machen wollen würde. Das System würde eingeführt und sie bräuchten jemanden für das Modul PPPI und WM (heute LE); lernen würde ich alles bei der Einführung. Ohne zu Wissen, was das eigentlich ist, hab ich zugesagt.
Dadurch entdeckte ich auch wieder die IT für mich (mein erstes Programm im Alter von 10 Jahren, war doch schon etwas her und die Pause von gut 10 Jahren in Sachen Informatik merkte ich dann doch) und begann erste Programmierversuche (in VB) und interessierte mich auch für Datenbanken und SQL.
Fast forward: 2007 wollte ich dann noch einen Titel für meine Job in der IT (war mittlerweile fest in der IT als Application Manager angestellt) und begann ein nebenberufliches Studium zum Wirtschaftsinformatiker (Diplom FH). Das hab ich dann 2012 ganz OK mit einer 2,1 abgeschlossen.
Ja, und heute, nach bisher 1 Arbeitgeberwechsel, bin ich Abteilungsleitung in der IT für Application Management und Support mit insgesamt 3 Teams (2 App-Teams und 1 Supportteam).

Privat:
Meine 2. Erinnerung ist im Alter von ca. 1,5 Jahren an Angst, Braun und einen komischen Geruch. In dem Alter wurde ich operiert und die Decken waren braun im Krankenhaus.
Dann bis ins Alter von 5 eine relativ normale Kindheit mit meinem imaginären Freund Andreas, welcher mir aber noch bis ins Alter von ca. 16 erhalten blieb.
Dann Scheidung meiner Eltern und plötzlich lernte ich kennen, was es heißt arm zu sein. Mein Vater zahlte nichts, meine Mutter hatte aus der Ehe einen Kredit von über 50000 DM "mitbekommen" und da gabs dann öfter mal zu Mittag das gute Nix und zum Abendbrot, hartes Brot mit 1 Kartoffel und Salz. Aber man ist Kind und empfindet das gar nicht so schlimm, dachte ich lange.
Mit 10 hat mein Erzeuger dann den Kontakt nach einem Weihnachtsfest komplett für über 20 Jahre abgebrochen.
Dann eine Erinnerungslücke bis ca. 14 1/2, als ich meine erste Freundin kennen lernte. An Weihnachtsfeste kann ich mich allerdings erst wieder seit gut 15 Jahren erinnern. Nach dieser Freundin sollte noch 4 lange Beziehungen folgen, während denen ich unzählige Affären hatte. 2014 dann der endgültige Zusammenbruch mit meinem 3. Suizidversuch (der erste war mit 16 und dann noch einer mit Ende 20). Dann endlich in Therapie und sehr vieles aufgearbeitet. 3,5 Jahre lang, jede Woche 2 Sitzungen. Erinnerungslücken habe ich immer noch sehr viele, aber ich hab dann 2015 meine jetzige Frau kennen gelernt und war, evtl. auch wegen der Therapie, das erste mal treu und bin es bis heute. Ich hab noch nicht mal Bock auf andere Frauen. Meine Depriphasen wurden nach der Therapie auch leichter, zumindest hab ich ziemlich gutes "Handwerkszeug" an die Hand bekommen um die Phasen gut zu überstehen. Die Diagnose war übrigens lustig zu lesen (ja, lieber Therapeut, wenn man aufs Klo geht, lässt man seine Notizen NICHT liegen):
- Depressiv (aber funktional)
- Soziopathische Züge (hoch manipulativ)
- Empathielosigkeit (zumindest Personen außerhalb meines engeren Umfeldes, also Frau und Kind)
Meine Depriphasen haben sich aber dank der Therapie auf 3 bis 5 pro Jahr (inkl. Suizidgedanken) beschränkt und haben i.d.R. auch nie länger als 3 Wochen gedauert. Und so tief, wie 2014 bin ich seitdem zum Glück auch nicht mehr gefallen.

Naja, Ende vom Lied: 2020 wurde ein Traum endlich war (und das war komplizierter als man vermutet): Ich bin Papa geworden und das was ich nun empfinde, habe ich noch nie empfunden.

Aktueller Zustand (v.a. dank Corona): Die Depriphasen nehmen wieder zu (letztes Jahr waren es gut 20), Suizidgedanken hab ich gut an 5 Tagen die Woche. Aber ich funktioniere, gehe aber mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Meine Frau weiß von meinem Zustand.


< antworten >