Thema:
Beruflich ganz ok, Rest besser flat
Autor: Yeboah17
Datum:22.12.21 14:22
Antwort auf:Was ist aus euch geworden... von TOM

Hallo!

Ich habe nach der Kindheit und Jugend in Norddeutschland auf dem Lande tatsächlich ein mittelmäßiges Abi hingelegt. Da ich bis dahin nur ein Praktikum im örtlichen Kindergarten gemacht hatte (weil er so nahe lag), wusste ich damals noch nicht so richtig etwas mit dem Abi anzufangen. Beim Bund bin ich sehr schnell in der Realität angekommen und wusste definitiv, dass ich das nicht kann. Nach einem Nervenzusammenbruch nach schlaflosen Nächten wurde ich "zurückgestellt" und musste mir nen Job suchen. McD hat zur Restaura Eröffnung in unserer Nähe gesucht und mich gern genommen. Jung und zu jeder Zeit verfügbar war für die top.
Währenddessen habe ich mich auf einen Studienplatz in Wirtschaftswissenschaften in Oldenburg beworben und wurde auch genommen.
In der Zwischenzeit hatte ich mir aber schon durch massiv Überstunden ne Menge Kohle zusammengespart und mir mein erstes eigenes Auto gekauft. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mich wieder einschränken könnte und habe dann lieber eine Ausbildung zum "Fachmann für Systemgastronomie" unter den goldenen Bögen gemacht.

Mit Abi konnte ich verkürzen, gehörte damit zu den ersten in D in diesem Beruf und versuchte mich in der Restaurantleitung. Leider gab es recht schnell nicht mehr zu erreichen und die Bezahlung war - gemessen am Zeitaufwand - mies. Jetzt war ich bereit, doch studieren zu gehen. Ich wollte das machen, was ich schon immer geliebt habe: Englisch. Schnell war klar, dass das nur auf Lehramt hinauslaufen würde, und so nahm ich als Zweitfach Sozialwissenschaften. Studienort Münster, weil dort schon ehemalige Mitschüler studiert hatten und es nicht zu weit von der Heimat entfernt war.

Um nicht komplett abzusaufen, versuchte ich während des Studiums zu arbeiten und habe dank eines sehr netten (ehemaligen) Forumsmitglieds eine Stelle beim Panini-Verlag (Thema Fußball) bekommen. Ich konnte weitgehend von zu Hause arbeiten, aber gelegentlich auch in Europa herumreisen. Und das alles bei angemessener Bezahlung. Das lief so gut, dass das Studium etwas länger als geplant lief. Den Abschluss habe ich dann ganz ordentlich hinbekommen (die bis heute besten Noten in irgendwelchen Abschlüssen) und ging als Referendar nach Lünen / Dortmund. Nach der Zeit dort ging es auf Jobsuche in Niedersachsen, da wir mittlerweile das zweite Kind erwarteten und unsere Wohnung zu klein wurde. Mieten oder Kaufen in MS war schon damals zu teuer, und wie es der Zufall wollte, hatte mein Vater eine leerstehende Immobilie. Die haben wir kernsaniert ud sind dort 2014 eingezogen. Meine Stelle an einer niedersächsischen Schule habe ich erst nach 20 Bewerbungsgesprächen gefunden, kam dann erst in Ganderkesee unter (75 km eine Strecke).

Heute wohne ich wieder in meinem Heimatort mit meiner Frau und 2 Jungs, bin Lehrer an einer 15 km entfernten Schule und engagiere mich im örtlichen Sportverein. Die Kinder sind natürlich das dominierende Thema im Leben, aber für Hobbys und Freunde bleibt auch mal mehr, mal weniger Zeit.
Beruflicher Aufstieg ist in dieser Situation weder gewünscht noch vernünftig realisierbar, das würde ich erst machen, wenn die Boys aus dem Haus sind. (Mein Vater war selbstständiger Alleinverdiener und hat sich echt abgerackert. Mit ihm haben wir höchst selten mal was gemacht.)  Bis dahin lassen wir es uns nach Möglichkeit gut gehen.

Y17


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