Thema:
Was für ein unglaublicher Scheiss einem manchmal... flat
Autor: Infinity
Datum:12.11.21 20:51
Antwort auf:Was ich noch sagen wollte - Nummer 260 von Bandit

...passiert.

Ich fliege morgen in die USA. So weit, so gut. Alles durchgeplant, Pass ist verlängert, Impfausweis bereit, der Schweiz Bescheid gesagt dass ich über Zürich reise und entsprechende Online-Formulare ausgefüllt, die US-Regierung über meinen Impfstatus informiert, Flugplan ausgedruckt, Parkplatz am Flughafen reserviert...alles generalstabsmäßig durchgeplant.

Dann wollte ich mir heute Morgen meinen Reisepass und mein US Portemonnaie sowie meine US-Haus- und Autoschlüssel aus dem Kellertresor holen, in dem wir Papiere und Wertsachen feuer- und einbruchssicher aufbewahren.

Dieser Tresor hat ein Tastenfeld zur Eingabe einer 6stelligen Zahl. Dann dreht man an einem schweren Metallhebel und die Tür geht auf. Heute allerdings leider nicht.

Den Tresor habe ich von meiner Mutter übernommen, als sie umgezogen ist und da keine Verwendung mehr für hatte. Ein recht neues Teil, von 2015, 380kg schwer. Und jetzt geht er nicht auf.

Da ist bestimmt nur die Batterie leer, dachte ich mir. Wurde noch nie gewechselt. Da meine Mutter mir keine Anleitung für das Ding mitgegeben hatte und nirgends sichtbar der Hersteller draufsteht habe ich kurz überlegen müssen wo wohl die Batterie sein könnte. Bestimmt hinter dem Tastenfeld, wo denn sonst. Also geschaut und tatsächlich, da sind so kleine Einkerbungen an der Seite für einen Schraubendreher, um die Plastikabdeckung aufzuhebeln.

Gesagt, getan. Dann hatte ich die Abdeckung in der Hand und ziehe vorsichtig am Tastenfeld selbst. Das Tastenfeld löst sich, und die einzelnen Tasten, die Platine und mehrere lose Kabel fallen mir entgegen. Außerdem piepst das Tastenfeld laut und hochfrequent, weil das Lösen desselbigen wohl einen Manipulationsalarm ausgelöst hat.

Ich versuche also alles hektisch wieder zusammen zu stecken und breche dabei einen kleinen Chip von der Platine ab sowie den Melder für den Manipulationsalarm.

Großartig. 7:30 Uhr und der Tag war gelaufen.

Dann habe ich den Schloss- und Sicherheitsdienst angerufen, mit dem ich alle Schließanalagen etc der Häuser, die ich baue, mache. Den Chef auf dem Handy, weil der Laden erst um 9 aufmacht. Der konnte mir auch nicht weiterhelfen, empfahl mir aber eine Firma ca. 35km außerhalb Kiels, die sich ausschließlich auf Tresore spezialisiert haben. Mittlerweile ist es 8, und die Tresorfirma macht laut Internet auch erst um 9 auf. Trotzdem angerufen, zum Glück ging jemand ran. Dem das Problem geschildert und wunschgemäßmäß Fotos von dem Massaker geschickt.

Ne halbe Stunde später rief er - schallend lachend - zurück und meinte, er könnte jemanden schicken der sich mit so was auskennt. Falls er das nicht hinbekomt, dann schickt er ein Team bestehend aus 4 Leuten, die den Tresor zur Notöffnung in die Firma transportieren und dort knacken.

Wiederum eine halbe Stunde später war dann ein Mitarbeiter der Firma da - würde ich dem im Dunkeln begegnen,
ich würde die Strassenseite wechseln. Typ halbseidener Ganove. Fummelt hier rum, fummelt da rum, überbrückt irgend was, fragt mich nach der Kombination....und hat den Tresor 10 Minuten später auf.

Was war ich erleichtert. Aber der Spaß ging noch weiter. Warum ich denn nicht einfach mit dem Notschlüssel aufgeschlossen hätte, wollte der Typ wissen. Notschlüssel? Hab ich nicht. Wo sollte man den auch reinstecken? Da ist kein Schlüsselloch. Der Typ zeigt auf ein kleines, unscheinbares Feld rechts unten an der Tür. Eine kleine Klappe, die man zur Seite schieben und einen Schlüssel reinstecken kann. Hatte ich leider noch nie gesehen, aber war ja euch egal, da ich ja eh keinen Schlüssel zum Tresor dazu bekommen hatte.

Wobei....da fiel mir etwas ein. Ich hab eine kleine Box mit unidentifizierten Schlüsseln, die ich mich nicht traue wegzuschmeissen. Da ist ein kleiner, aber sehr langer Schlüssel bei, erinnerte ich mich. Die Box geholt, dem Ganoven den Schlüssel gezeigt....er probiert ihn, und er passt. Prima. Jetzt erinnere ich mich, dass ich beim Aufräumen helfen des Hauses meiner Mutter vor ihrem Umzug ein paar Schlüssel mitgenommen hatte die meine Mutter nicht zuordnen konnte.

Ende gut, alles gut - ich hab meinen Pass, der Tresor kriegt nach meiner Rückkehr eine neue Elektronik und ein neues Tastenfeld für ungefähr 500€, und bald sitze ich endlich, das erste mal seit knapp zwei Jahren, im Flieger Richtung USA.

Passt auf euch auf!


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