Thema:
Drachenlord-Hater mobbten auch Comedy-Autorin flat
Autor: ChRoM
Datum:05.11.21 19:27
Antwort auf:Was ich noch sagen wollte - Nummer 260 von Bandit

Ich hab die seltsame Angewohnheit, öfter alte Spiegel-Ausgaben zu lesen, die aus Zeitmangel liegengeblieben sind. Sehr häufig ist die Lektüre hochspannend durch den Blick dem man mit dem Wissen von heute in die Vergangenheit werfen kann. Eben hab ich ein Heft aus dem April 2021 in Arbeit und stolpere dabei über einen Artikel über einen Fall von Hass im Netz. Titel: #HaltDieFresse. "Rechte Angreifer bedrohen die Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke, ihre Privatadresse wurde im Internet veröffentlicht. Die Polizei wirkt ratlos."

Im Text erfährt man dann, dass die Frau gegen Rassismus und für Antifaschismus twittert. Und dafür massiv angefeindet und bedrohnt wird. Auf ihre Privatadresse wird von Unbekannten Pizza bestellt. Sie erhält rassistische Postkarten. Auf Twitter trendet ein eigener Hashtag gegen sie. Die Polizei ist wenig hilfreich. Man rät ihr, Twitter sein zu lassen. An der Stelle muss ich unweigerlich an die Drachenlord-Story denken. Und dann kommt diese Stelle im Artikel:

Der SPIEGEL hat die Profile analysiert, die den Hashtag erstellten und verbreite-
ten. Fast alle waren Teil der »Sifftwitter«-Szene. Viele von ihnen hatten noch eine
Gemeinsamkeit: Sie verbreiten Fotos und Videos des YouTubers Rainer Winkler alias
Drachenlord. Seit Jahren stellt der Mann online sein Leben zur Schau, so ist er zur
Zielscheibe geworden. Er wurde in seinem Dorf heimgesucht, Sprengsätze wurden vor seinem Haus gezündet, vor dem Grab seines Vaters filmten sich seine Gegner, wie
sie verächtliche Witze machen. Doch der Hass der Drachenlord-Trolle beschränkt sich nicht auf Winkler. In einem ihrer Foren, der »Drachenschanze«, sprechen sie auch über Kuhnke. Schon zwei Wochen vor dem Leak ihrer Adresse wird sie dort rassistisch beleidigt und diffamiert. Später schreibt einer: »Wenn ich Polizist wäre und mir käm Quattromilf oder so ein Antifagesocks unter, würde ich schon bei Sichtkontakt schießen.«

Wenn es überhaupt noch einen Hinweis braucht, dass es dem Drachenlord-Hate-Mob nicht um die Person geht sondern um die Lust am Terrorisieren wehrloser Opfer, dann findet der sich in dem Artikel.

Kuhnke, ihr Mann und ihre Kinder sind vor dem Terror geflohen. Zuerst ins Hotel, dann zu Freunden und als der Wahnsinn nicht aufgehört hat, sind sie umgezogen. Haters win. Aber wie man aus dem Fall Winkler weiß: Es kann immer noch schlimmer kommen in Deutschland.


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