Thema:
Re:Drachenlord für 2 Jahre in Haft flat
Autor: Lord Chaos
Datum:26.10.21 12:42
Antwort auf:Re:Drachenlord für 2 Jahre in Haft von Phil Gates

>Worauf ich hinauswill ist: Man muss strafmindernd berücksichtigen, dass dem Mann vermutlich die intellektuelle Fähigkeit fehlt, alternative Möglichkeiten der Deeskalation zu bestreiten. Selbst Menschen, die normal intelligent sind, können durchdrehen, wenn sie täglich gemobbt werden. Dass er das selbst befeuert hat - naja. Man ertappt sich doch selbst dabei, wenn man bspw. im Straßenverkehr unterwegs ist. Es gibt einen kleinen Zwischenfall, der andere Verkehrsteilnehmer brüllt "Idiot", man selbst antwortet mit "Arschloch" - nicht zuletzt deshalb sind Beleidigungen dann nicht strafbar, wenn sie wechselseitig erfolgen.

Meine Erfahrungen beziehen sich jetzt rein auf das Jugendgericht - aber zumindest wurde es auch nicht als strafmildernd gesehen, wenn sich Jemand nicht an Bewährungsauflagen gehalten hat. Die Sozialstunden okay, da kann man tatsächlich einräumen, dass er aufgrund seiner Bekanntheit diese nicht ableisten konnte, aber dass er an einem Antiaggressionstraining nicht teilgenommen hat, weil er sich die Fahrkarte nicht leisten konnte (bei Einnahmen von inzwischen 4000-5000 Euro lt. seiner Aussage) so etwas wird normal nicht als strafmildernd gewertet, ganz im Gegenteil. Auch mit Blick auf die verminderte Intelligenz.
Und er hatte ja eine Bewährungsstrafe wegen schwerer Körperverletzung & es ist sehr selten, dass ein Richter nochmal darauf eine Bewährungsstrafe ansetzt, in den Fällen, die ich auf dem Tisch hatte, wurde dies nicht einmal in Erwägung gezogen, selbst bei einer positiven Sozialprognose. Da sind Leute wegen kleinerer Vergehen in den Knast gerückt, beispielsweise Ladendiebstahl oder Schwarzfahren, wenn noch die Bewährung offen war.
Und eine positive Sozialprognose war ja bei dem Drachenlord nicht wirklich der Fall, dafür ist "ich verkaufe mein Haus und mache meine Streams künftig von unterwegs" auch viel zu vage.

Und lassen wir mal die wechselseitigen Beleidigungen außer Acht, dann würde immer noch auch Beleidigungen in Richtung Polizei im Raum stehen, die er ja teils live in den Äther gesendet hat und jetzt auch nicht selten war - er hat ja auch direkt nach dem Urteil gleich wieder gegen die Cops geschossen in seinem Livestream.

Anyhow, der ganze Fall ist halt nicht so einfach, weil er sich über Jahre zieht und da verschiedene Dinge auch hineingreifen, die sich nicht so einfach auflösen lassen.
Ich glaube auch, dass es sich die Richterin alles andere als leicht gemacht hat mit dem Urteil, Sie hat ja auch in einem sehr scharfem Tonfall die Zeugen kritisiert, aber sie lässt halt, und IMHO zurecht, auch nicht aus dem Blick, dass der Drachenlord von sich aus auch nichts unternommen hat, um irgendwie auch deeskalierend zu wirken, sondern damit sogar noch ordentlich Geld verdient.

Wie man die Geschichte auflöst, ohne dass der Lord das selbst auch zurückschraubt, da habe ich nicht die leiseste Idee, aber offen gesagt habe ich hier auch nicht wirklich einen konstruktiven Vorschlag gelesen, sondern zum Teil nur wilde Behauptungen über die bayrische Justiz oder unseren Rechtsstaat an sich.


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