Thema:
Re:Diskussionskultur und eine neue Sub-"Bubble" für mich... flat
Autor: Telemesse
Datum:24.10.21 09:05
Antwort auf:Diskussionskultur und eine neue Sub-"Bubble" für mich... von DS_Nadine

>Also, ich mein... das Problem, dass jedes Thema in den sozialen Medien in einen verhärteten Zweifrontenkampf ausartet ist ja nicht neu. Neu ist, das wir hier keine ethische Diskussion führen, sondern eigentlich über physikalische Tatsachen reden, die nicht verhandelbar sind... was es für einige noch schlimmer macht.
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>Ich halte mich mittlerweile so gut es geht von Diskussionen fern. Alle halbwegs beständigen "Gegenargumente/ Relativierungen" wurden bereits widerlegt und die, die einfach nur so dagegen sind, kann man eh nicht überzeugen.
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>Ich bin dennoch immer wieder auf's neue erstaunt welch abenteuerlichen Ansichten manche Leute vertreten können, und entdecke das dank neuer Sub-Bubble wieder neu!
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>Dadurch das ich selbst im Alltag so gut es geht komplett auf's Rad umgestiegen bin, bin ich jetzt in der Sozialen Medien (folgend: SM) "Radfahrerbubble" gelandet.
>Hier tummeln sich viele Leute die sich über den Zustand der Gegebenheiten beschweren; meist gerechtfertigt aber oft etwas zu... explizit. Der Autofahrer ist eindeutig "der Feind" und mit ihm alle die für ihn Arbeiten (Ordnungsamt, Polizei, etc.). Entsprechend wird sich verhalten.
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>Generell sind fast alle der eigentlichen Kritikpunkte natürlich korrekt und man darf nicht vergessen, der Schaden wenn ein Auto einen Radfahrer überfährt ist größer als umgekehrt, aber... diese Menschen haben die Freude am Leben verloren (und stehlen mir zumindest meinen Enthusiasmus für meine private "Verkehrswende").
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>Nuja, auf jeden Fall gibt es dann ja auch die Gegenseite dazu. Also Autofahrer die jedes Falschparken, Abdrängen oder abenteurliches Manöver damit Rechtfertigen, dass Sie steuern Zahlen, ein Kennzeichen haben (wofür auch immer das ein Argument sein soll), oder man sich halt verpissen soll, wenn man nicht überfahren werden will!
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>Soweit so, äh... "normal".
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>Jetzt habe ich aber dann doch noch eine Bewegung ausgemacht die für Fahrradfreie Städte ist. Das "Freizeitspaßgefährt Fahrrad" soll von der Straße und alle Räder verschrotten werden, für einen besseren Autoverkehr!
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>Das ist immer der Moment wo ich mir denke:
>"Das ist Satire... das MUSS Satire sein. Oder? ODER?!?"
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>Jemand mag ja, aus welchen Gründen auch immer, nie von seinem XXL-SUV ablassen UND sich von Radfahrern gestört fühlen, aber man muss doch dennoch die Zeichen der Zeit erkennen und selbst wenn nicht, nicht eine komplette Personengruppe dauerhaft zum Teufel wünschen!?
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>Also eigentlich alles nicht neu. Morgen kommt sicherlich das nächste "das kann doch nicht sein", aber ich wollte es loswerden! :D


Ich denke es findet einfach eine mediale Überspitzung der beiden Gruppen (Radfahrer/Autofahrer) statt, der dann viele in den SMs folgen. Im realen Leben kenne ich überwiegend Leute, die weder generell was gegen Autofahrer noch generell etwas gegen Radfahrer haben. Die, sowie ich auch, nutzen je nach Witterung, Lust, Laune und Einsatzzweck sowohl Auto als auch Fahrrad. Aufregen tut man sich dabei eigentlich nur über die Idioten, die es auf beiden Seiten gibt, die meinen Regeln gelten nur für andere. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ärgert man sich über rücksichtslose Autofahrer, wenn man mit dem Auto unterwegs ist ärgert man sich über die Radfahrer, die weder rote Ampeln, noch Fußgängerzonen oder Einbahnstraßen kennen oder meinen radeln in schwarzen Klamotten und ohne Licht bei Dunkelheit sei ne coole Sache.
Was mittlerweile immer schwieriger wird, ist dabei ein normaler Umgang miteinander und der Versuch Kompromisse zu finden, die die Bedürfnisse aller Berücksichtigen. Offensichtlich geht es nur noch darum den anderen möglichst schlecht aussehen zu lassen um mal wieder ordentlich losranten zu können.
Beispiel: Hier gibts eine stark frequentierte Straße am Klinikum, deren Bürgersteig und der Fahrradstreifen regelmäßig zugeparkt sind und es dadurch häufig zu gefährlichen Situationen kommt.
Ursache dafür ist imo, das die Straße viel zu schmal für zwei Autospuren und zwei Radstreifen ist und es am Klinikum und den vielen gegenüberliegenden Gewerben (Apotheke, Orthopädiehaus, Ärzte u.s.w.) zu wenig bzw. fast gar keine Kurzzeitparkplätze gibt. Da parkt dann vom DHL Auto über smart, Tesla, Golf oder SUV alles mal den Radstreifen zu. Für das obligatorische, regelmäßig wiederkehrende News Foto wird aber immer eins genommen auf dem ein fettes SUV, bevorzugt Porsche Cayenne dort parkt was dann wieder die Ökoklientel befeuert gegen die bösen Kapitalisten SUVs zu ranten.
Fazit von dem ganzen ist dann das es eigentlich keine brauchbaren Lösungsansätze für die eigentliche Problematik gibt und suggeriert wird dasohne die bösen SUVs alles ganz prima wäre. Wenn ich da allerdings mit dem Rad langfahre macht es für mich keinen nennenswerten Unterschied ob da jetzt ein Porsche, Tesla oder eben der DHL Mann, der pberhaupt keine andere Wahl hat, den Radstreifen zuparkt.


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