Thema:
Mein Dad wurde erlöst. Wie verarbeiten? :-( flat
Autor: aliendeluxe1973
Datum:16.10.21 20:10
Antwort auf:Dad wurde auf die Palliativ verlegt. Frage an die Meds von aliendeluxe1973

Danke zunächst an alle für die Antworten auf meine zuvor gestellte Frage. Die beschriebenen Maßnahmen wurden eingeleitet, um das Leiden zu verkürzen...

Mein Dad wurde Donnerstag Abend endlich erlöst!
Momentan bin ich ein psychisches und physisches Wrack. Das Physische wird sich wieder geben, wenn sich der Schlafmangel gelegt hat, aber wie ich meine Seele wieder auf Spur bringen soll, weiß ich nicht...

Die beiden Nächte vor seiner letzten Reise habe ich komplett an seiner Seite in der Klinik verbracht. Tagsüber wechselten sich meine Mutter, Schwester und meine beiden Nichten in  2er-Teams ab...
Mir wurde für die Nächte ausnahmsweise (Corona) ein Bett in sein Zimmer gestellt. Gebraucht habe ich es nur in der zweiten Nacht, wo ich geschätzt auch mal eine bis 1,5 Std. geschlafen / gedöst habe.
Ansonsten habe ich stets darauf geachtet, dass kein Blutpfropf den Blasenkatheter verstopft und die Blasenspülung sowie Infusion (nach der zweiten Nacht wurde sie ,wie geschildert, abgehängt) noch laufen. Habe ihm die Lippen eingecremt, die Mundhöhle befeuchtet und die Stirn gekühlt als er fiebrig wurde.
Von Zeit zu Zeit (er war in einer Art Dämmerschlaf) verzog er das Gesicht und signalisierte Schmerzen. Daraufhin klingelte ich die Schwester herbei, die dann manchmal ein Schmerzmittel in den Bauch injizierte...

Und genau jetzt kommt mein Problem, auch wenn ich froh bin, dass er von seinem Leid erlöst wurde. Ich bekomme die Bilder seiner Schmerzen nicht mehr aus meinem Kopf und eine Situation macht mich völlig fertig:
Ich saß neben seinem Bett, hielt ihm seine rechte Hand (die schon ganz schmal war und locker Platz in meiner Hand fand, obwohl er zeit seines Lebens kräftigere Hände hatte als ich) und musste schluchzen. Er drehte dann, in seinem Dämmerzustand, mit letzter Kraft seinen Kopf zu mir und hob den linken Arm, so als ob er mich umarmen und trösten wollte. Ich legte dann seine Arme um meinen Nacken, küsste ihn auf beide Wangen und streichelte ihm über den Kopf. Als ich ihm dann wieder ins Gesicht blickte floss ein Tränchen aus seinem linken Auge... :-(

Ich weiß nicht, wie ich all das verarbeiten soll. Vielleicht heilt die Zeit alle Wunden, aber das hilft mir nicht in diesem Moment. Ich hoffe, dass es mir etwas hilft, ihn vor der Einäscherung nochmal in seinen Lieblingsklamotten, mit geschlossenen Augen / geschlossen Mund und einem friedlichen Gesichtsausdruck zu sehen...

Aber ich bin für jeden Tipp dankbar, der mir hilft, das Erlebte zu verarbeiten.

Danke!


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