Thema:
Contra flat
Autor: Maio4c
Datum:13.10.21 16:52
Antwort auf:Re:Lehrer am Gymnasium - JA! Aber sie kostet Kraft (lang) von StefanK

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, aber irgendwie fühle ich mich ein bisschen missverstanden und ich finde mir wurden die Worte ein bisschen im Mund herumgedreht, bzw. muss ich einiges noch näher ausführen, weil ich es etwas missverständlich ausgedrückt...

>Erstmal: Schön, dass du scheinbar deine Berufung zum Beruf gemacht hast. Jeder top Lehrer ist ja eine Gute Sache.

>Aber, und jetzt mach ich mich unbeliebt - no front an dich - aber es passt gerade so gut, weil es auch bei dir durchklingt:
>
>Dieses permanente Gejammer der Lehrer bzgl. Bezahlung und Freizeit geht mir echt auf den Sack!


Also, ich denke, dass zwischen "permanenten Gejammer" und einer fundierten Meinung schon ein Unterschied liegt.

>
>"Klar schränkt der Stundenplan die Tagesplanung (v.a. am Vormittag) ein" - Also ich seh hier die (Grundschul)Lehrer:in täglich kurz nach 12 entspannt nach Hause radeln! Dazu 65+ Ferientage! Also an Freizeit und work-LIFE-balance sollte es nicht hapern. Niemend in der viel zitierten freien Wirtschaft mit Vollzeitjob hat so viel Freizeit.
>


Wie du sicher unten gelesen hast, habe ich genau die tolle Work-life balance gelobt und ich bin mehr als zufrieden. Die einzige Einschränkung ist eben, dass du auf deinen Stundenplan eben keinen Einfluss hast. Wenn dein Kind z.B. am Freitagnachmittag gerne zum Reiten geht und das hat letztes Jahr noch super geklappt, kann es halt sein, dass es im nächsten Schuljahr nicht für dich möglich ist, weil du in der Oberstufe nachmittags unterrichtet. Einfach mal tauschen oder Gleitzeit ist nicht möglich - das ist ein absolut starres System, auf das man keinen Einfluss hat. Oder an einem "Nicht-Ferien-Tag" mal auf ein Konzert oder ein Länderspiel, ist halt nicht möglich. Aber wie gesagt, dass wird anders kompensiert.


>"dass finanziell die ganz großen Sprünge, wie sie in der freien Wirtschaft möglich sind, einfach niemals stattfinden werden"
>Also die meißten Lehrer die ich kenne, fahren ca. 4x im Jahr in den Urlaub. Das ist nicht nur möglich, weil man so viel Ferien hat, sondern auch weil die Bezahlung sehr gut ist. Und jetzt bitte nicht noch das Märchen, dass Klassenarbeiten am Strand korrigiert werden müssen...


Auch das ist ein Stereotyp, der gute alte "Lehrer fahren so oft in den Urlaub" Dampfhammer. Den könnte man sicher auch für Personen in der freien Wirtschaft schwingen, es kommt halt darauf an, wo man im Leben seine Prioritäten hat. Wir fahren sicher keine 4x in den Urlaub.

Tatsächlich ist es aber so, dass manche "Ferien" tatsächlich keine sind. Zum Teil punktuell, zum Teil auch komplett. Ich sitze in meinen "Herbstferien" zum Beispiel tatsächlich jeden Vormittag vor dem Rechner und korrigiere 18 W-Seminararbeiten mit jeweils 15 Seiten Umfang.

>Hast du dir mal ausgerechnet, wie viel du real brutto verdienen müsstest, damit du dein netto A15 Gehalt inkl. Zulagen erreichst? Sicherlich 80-100K pro Jahr! Und als Hinweis: Damit gehört man dann zu den oberen 10-15% in Deutschland. Wenn wir dann anfangen den realen Stunden Lohn zu berechnen, sind wir wohl noch viel weiter oben.
>Und dann hast du bestenfalls 30 Tage Urlaub. Und die üppige Pension hat man auch nicht. Und ich nehme an, dass es in der Gehaltsregion auch stressig werden kann.
>Ich bin mir sicher, nur die allerwenigsten Lehrer würden in der Wirtschaft, finanziell dass erreichen, was sie als Beamte erreichen.


Auch hier habe ich geschrieben, dass ich nicht "zufrieden", auch nicht "sehr zufrieden", sondern sogar "sehr, sehr zufrieden" mit meinem Gehalt bin. Trotzdem ist es einfach Fakt, dass es keine Gratifikationen in Form von Gewinnbeteiligung, Firmenwagen oder erfolgsorientierte Boni gibt. Wenn man es mal plump sagt, ein Lehrer der keinen Bock mehr hat, auf A15 sitzt und nur das Minimum arbeitet, bekommt das selbe oder sogar mehr, wie jemand, der sich Mühe gibt, innovativ ist und wirklich was bewirkt. Der "Faule" kann weder abgemahnt, versetzt oder gefeuert werden, der kann das Ganze bis zur Pension durchziehen.


>
>Ich finde jeder Lehrer sollte, bevor er verbeamtet wird, vielleicht mal 2 Jahre in der Wirtschaft arbeiten - für den Realitycheck. Besser: Beamtentum bei Lehrern ganz abschaffen.
>


Ja, krasse Meinung, aber ich denke dann wird es noch schwerer sein, Lehrer zu finden. Gerade in den Naturwissenschaften dürfte es dann brutal werden...

>Ein Lehrer hat so viele Privilegien, da wäre etwas mehr Demut und Zufriedenheit angebracht. Und wer mit dem Lehrer Job nicht klar kommt: Einfach was in der Wirtschaft suchen - für die großen finanziellen Sprünge! :-D

Wie gesagt ich bin sehr demütig und vor allem auch dankbar und ich denke, das habe ich auch in meinem post deutlich gemacht. Beim erneuten Durchlesen, empfand ich meinen Text vielleicht sogar so geschrieben, dass ein böswilliger Leser ihn sogar als "stealth bragging" interpretieren könnte, was mir unangenehm ist
- du siehst das ja glücklicherweise komplett anders ;-)


< antworten >