| Immer dieser Opfergeheule |  |
Ganz im Ernst: Die Teilnehmer wissen, was sie erwartet, denn seit es Reality TV gibt, geht es in den entsprechenden Formaten um Seelenstriptease und psychischen Voyeurismus. Der Pöbel schaut die Scheiße genau deswegen und macht sich über die schlimmen Leute im Psychocamp lustig, um die eigene Bedeutungslosigkeit zu vergessen. Ich weiß nicht was speziell im Sommerhaus passiert ist, aber das ständige Geheule von Promis und der Opferkult im Netz gehen mir echt auf den Sack.
Überall nur noch Leute in den Medien, die rumheulen, weil sie mal traurig waren oder sich früher hässlich fanden oder wegen ihrer Herkunft gemobbt wurden – und zufällig immer gerade dann, wenn sie ein neues Werk veröffentlichen oder einen Publicity-Push benötigen. Und im Web bekommen sie tonnenweise Likes und Zuspruch von Gesinnungsethikern, die sich damit toll fühlen, weil sie glauben, die Welt zu verbessern.
Ich bekomme das auch Job-technisch verstärkt mit, wenn ich Pressemitteilungen o. ä. schreibe und es ständig über Opfer der Urbanisierung, Opfer der gesellschaftlichen Verrohung, Opfer der Digitalisierung usw. geht. Interessanterweise verdienen die Opfer immer einen Haufen Kohle mit ihrem Opfer-Business-Modell und werden wie Promis hofiert. Bin ich der Einzige, der das schäbig findet und das Gefühl hat, dass damit den wirklichen Opfern kein bisschen geholfen wird?