Thema:
Re:bisserl OT flat
Autor: Transistor
Datum:07.10.21 22:45
Antwort auf:Re:bisserl OT von Joschi

>Ich habe meist üblich geschrieben und beziehe mich dabei auf die Generation hier in dem Forum also überwiegend 70er bis 90er aufgewachsen. Dass der Nazisumpf in der BRD einige Jahrzehnte noch aktiv war, bestreite ich nicht.

Er war ja nicht nur einige Jahrzehnte aktiv - es bestand auch gar kein Interesse das staatlicherseits aufzuarbeiten bzw. wurde das Problem komplett geleugnet bis ins neue Jahrtausend hinein wie das Schily Zitat zeigt.

>Aber in unserer Generation war Fremdenhass meiner Wahrnehmung nach ein absolutes Nogo, jedenfalls für Deutsche. Auf dem Schulhof war es dann oft so (und das meine ich rein sachlich auch wenn non-pc formuliert sein mag): die Türken so: Du scheiß Albaner, die Albaner: Du scheiß Russe, die Russen: Du scheiß Pole und alle zusammen: Du scheiß Deutscher. Und die Deutschen dann so voller Überzeugung: ja hast recht, wir waren ja das Nazivolk und schämen uns.

Ausländerfeindlichkeit war an unserer Schule auch ein komplettes Fremdwort - schlicht und ergreifend in Ermangelung selbiger. Von solcherlei Problemen mit den "Brüdern und Schwestern" aus dem Ostblock kann ich ebenfalls nicht berichten aus den Urlauben. Wobei - auf die Russen wurde geschimpft wenns mal wieder zu einer Militärischen Übung ging...

>>Wenn dem DDR Bürger eines eingebläut wurde dann Antifaschismus.
>>Sorry, aber das DDR-Konzept von Antifaschismus teile ich ausdrücklich nicht. Es diente vor allem der eigenen Staatsideologie. Judenfeindlichkeit und Rechtsextremismus wurden so weit ich weiß nicht annähernd so thematisiert und behandelt wie im Westen. Im KZ Bergen-Belsen (wo unser Schulbesuch statt fand) finde ich kein den Kapitalismus ehrendes Monument. Buchenwald legt da z.B. einen eindeutigen Schwerpunkt auf den sozialistischen Widerstand. Aber berichte gerne wie das bei Dir war.


Wem oder was der Antifaschismus in der DDR diente ist ja erstmal egal. Nazi, Faschisten, Rechte - alle Böse und der gute DDR Bürger hat sich davon fernzuhalten und damit nichts am Hut zu haben. Die Sozialisten sind die guten. Jahrzehntelang eingebläut und damit warst du als Rechter definitiv nicht akzeptiert vom Staat und in der Gesellschaft. Aber genau aus dem Grund war es sicherlich so anziehend für die betreffenden Gruppen.
Der Antifaschismus in der DDR hat nach Widerstandskämpfer und Opfer unterschieden und den Schwerpunkt natürlich auf ersteres gelegt, weil es ins Konzept gepasst hat. Behandelt wurde beides. In der BRD wars sicherlich genau andersherum.
Die Auffassung war: Die Sowjetunion hat gemeinsam mit den Kommunisten/Sozialisten den Faschismus besiegt und die DDR befreit. Da passt es auch gut ins Gesamtbild dass die Entnazifizierung in der DDR viel vehementer durchgeführt wurde und auch jahrzehntelang erhebliche Reparationszahlungen an die Sowjetunion geleistet wurden. Die DDR hat sich zu einem (nach dem Selbstbild) nazifreien besseren Deutschland gewandelt.
Den Pflichtbesuch in Buchenwald habe ich zu DDR Zeiten nicht mit der Klasse erlebt da zu jung. In der Nachwendezeit ist er dann ganz ausgefallen.

Transistor


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