Thema:
Re:Auf Bild.de... flat
Autor: Telemesse
Datum:22.09.21 14:26
Antwort auf:Re:Auf Bild.de... von Lord Chaos

>>Welche Expertise haben denn "Medienschaffende" um hier eine Bewertung abgeben zu wollen? Das ganze beruht lediglich auf der Behauptung ein "rechter Mob" würde Stimmung gegen die Dame machen, damit läßt sich dann sofort die übliche "Wir sind gegen alles was von rechts kommt" Fraktion unreflektiert vor den Karren spannen.
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>Sag mal, hast du ein paar der Namen überhaupt angeschaut? Levit beispielsweise ist Niemand, der Antisemitismus kleinredet, ganz im Gegenteil, ich kann mich da an eine Auseinandersetzung mit einem Redakteur der SZ vor ein paar Jahren erinnern, in dem er ihm Antisemitismus vorgeworfen hat. Denkst du nicht, so Jemand schaut nicht ganz genau hin, bevor er einen Brief unterzeichnet?
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>Was ist mit Leuten in der Holocaustforschung, mit jüdischen Aktivisten, mit Extremismusforschern? Sprichst du denen ernsthaft die Fähigkeit ab, sich ein differenziertes Bild zu der Thematik zu machen, bevor sie einen offenen Brief unterzeichnen? Alle blind, weil es gegen Rechts geht? Auch ein jüdischer Professor an einer Uni in Tel Aviv?
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Hier mal der imo bisher beste Beitrag/Kommentar zu dem Thema. (Zu dem Zeitpunkt waren allerdings noch nicht alle Tweets und Likes bekannt)
[https://uebermedien.de/63671/der-fall-nemi-el-hassan-und-die-blinden-flecke/]
Das Fazit des Artikels teile ich uneingeschränkt. Es geht weder darum El Hassan vorschnell zu verurteilen, noch darum blinde Solidarität zu bekunden. Es stehen Vorwürfe im Raum, für die es valide Anhaltspunkte gibt. Insofern ist es nicht nur legitim sondern auch notwendig hier nachzuhaken und ihr die Möglichkeit zu geben sich zu erklären.

>>Ich habe mir mal die Mühe gemacht und in die veröffentlichten Social Media Aktivitäten der Dame reingeschaut und da zieht sich doch ein roter Faden durch die ganzen Jahre. Sie pflegt gewissenhaft den Mythos vom Volk der Palästinenser als Opfer und von Israel als Täter. In einem Beitrag z.b. erzählt sie die rührseelige Geschichte der Vertreibung ihrer Oma aus Nablus, ihrer palästinensischen Heimat im Jahre 1948. Das Sie dort aber nicht von Israelis bzw. Juden vertrieben wurde sondern von (arabisch-muslimischen) Jordaniern erwähnt sie mit keinem Wort.
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>Was jetzt verwerflich oder "rührselig" ist, wenn sie die Geschichte von der Vetreibung ihrer Oma erzählt, das darfst du mir gern erklären - zu keinem Zeitpunkt stellt sie ja die Behauptung auf, es wären die Israelis gewesen, oder täusche ich mich da? Dass das Thema Vertreibung leider auch ein Thema ist, von dem vor allem auch Palästinser, und inzwischen seit Jahrzehnten auch vor allem aufgrund israelischer Eingriffe, betroffen sind, willst du das wirklich in Frage stellen?
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Ich habe nicht geschrieben das sie das behauptet, es wird aber durch den Kontext ihrer sonstigen Tweets suggeriert. Es war auch meine erste Annahme nach Lesen des Tweets was sich erst widerlegt hat nachdem ich zum Thema Nablus 1948 etwas recherchiert habe.

>>Israelis kommen in Ihren Tweets ausschließlich als gewalttätige Soldaten vor.
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>Auch das halte ich für eine legitime Kritik an der israelischen Politik. Was auch von der UN wie auch der EU mehrfach in der Vergangenheit thematisiert wurde, dass es da Übergriffe gibt, die sich kaum mit einer Verteidungspolitik rechtfertigen lassen.
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Natürlich darf man das machen. Wenn das aber das einzige Bild ist was man von Israel zeichnet und man durch stete Wiederholung suggeriert, das dies wohl exemplarisch für alle Israelis sei, ist das eben genauso verwerflich wie alle Palästinenser als Terroristen zu diskreditieren. Ich werfe ihr also die Verbreitung einer einseitigen und selektiven Darstellung der Thematik vor.

>>Es ist imo nicht unauffällig das sie das bekannte Narrativ bedient das eben auch von BDS und anderen Israelfeindlichen Gruppierungen gepflegt wird und in diesen Kontext passen dann auch Ihre Likes für eben diese Gruppierungen.
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>Wie gehabt, ich halte es für vollkommen legitim, dass man israelkritisch ist, das bin ich auch. Aber das macht El-Hassan ebenso wenig wie mich zu einer Antisemitin oder Antizionistin, die Israel ein Existenzrecht abspricht.
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Natürlich darf man Israelkritisch sein. Wenn jemand aber in seinen Äußerungen die eine Seite ausschließlich als Opfer und die andere Seite ausschließlich als Täter darstellt habe ich da ein Problem mit. Denn das ist die Reduzierung eines komplizierten, langwierigen Konflikts auf ein simples schwarz/weiß Schema, das weder korrekt noch sachdienlich ist.

>Und sorry, dass du mit Blick auf die Palästinenser ein sehr einseitiges Bild hast, was ich in Teilen bei dir, und das ist nicht böse gemeint, auch nachvollziehen kann, das hast du auch schon mehr als einmal untermauert. Das geht auch vielen Menschen mit palästinenischen Wurzeln nicht anders, es ist verdammt schwer, objektiv zu bleiben, wenn man davon, direkt oder indirekt betroffen ist.
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Ich würde aber nie soweit gehen alle Palästinenser als Terroristen und alle Israelis als unschuldige Friedensengel darzustellen; und ich glaube das ich auch hier recht häufig Kritik an Netanjahu und an orthodoxen Juden und deren unverhältnismäßigen Einfluß in der Knesset geäußert habe.

>Ich stelle es mir jedenfalls sauschwer vor, nicht einen Brass auf Israel zu haben, wenn Verwandte aus ihren Häusern vertrieben wurden oder durch israelische Angriffe zu Tode kamen, anders herum, wenn Verwandte oder Freunde durch die HAMAS und ihre Terrorangriffe zu Tode kamen oder ständig in Angst vor Angriffen der HAMAS leben muss, allerdings genauso.
>Und genau das ist ja das Fatale an der Thematik - je mehr Gewalt, desto mehr verhärten sich da die Fronten.
>

Natürlich ist es nachvollziehbar Ressintements zu haben. Von einem intelligenten Menschen, und ich halte El Hassan für überdurchschnittlich intelligent, kann ich aber auch erwarten Narrative und Mythen zu hinterfragen und beide Seiten der Medaille erkennen zu können.

>Was die Vertreibung der Palästinenser betrifft:
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>[https://www.efam-aachen.de/fileadmin/_migrated/pics/Ausstellung_Nakba.pdf]
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>IMHO sehr lesenswert, auch weil jüdische Stimmen da zu Wort kommen. Auch wenn Initiator und Herausgeber der Schrift ein Verein für libanesische Flüchtlingshilfe ist.
>Das Thema ist, hochkomplex und sicher nicht so einfach in s/w aufzuteilen.
>
>>>>Was du hier schon wieder tust ist, wie so oft, wieder mit whataboutism zu kommen und klassisches Derailing zu betreiben. Zum einen haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun und zum anderen kann ich auch nicht erkennen das die Tankstellen Tragödie nicht die mediale Aufmerksamkeit bekommen hätte, die man erwarten durfte. Hier geht es jetzt eben darum die Hintergründe und Motivationen zu eruieren. Ich bin mir sicher das dies sorgfältig getan wird und das sich da Fachleute mit beschäftigen werden, die das eventuell besser abschließend beurteilen können als der M! Stammtisch.
>>>
>>>Nope. Hier war das Thema, dass die BILD in Fällen, in denen der Täter ein Nichtdeutscher war, das Thema deutlich länger bedient als in Fällen, in denen der Täter muslimische Wurzeln hatte - und das habe ich dadurch untermauert, dass nicht eine Silbe zu dem Mord zu finden ist, dafür aber eben Themen, die in die Agenda der BILD passen - dazu passt auch das hier:
>>>
>>Da kann ich nichts zu sagen weil ich ehrlich gesagt nicht darauf achte wie lange irgendwelche Themen bei Bild & Co präsent sind.
>>
>>>[https://bildblog.de/131371/dieser-fall-zeigt-im-wahlkampf-verzerrt-bild-heftig/]
>>>
>>>Und was war nochmal der Hintergrund? Ein mögliches Attentat.
>>>
>>>Frage - wieso greift die BILD, im Gegensatz zu anderen Medien, den Vorfall in Idar-Obenstein nicht auf diesselbe Art und Weise auf und beschäftigt sich mit der Thematik, vor der schon lange Experten gewarnt haben, dass sich innerhalb der Querdenkerszene die Leute mehr und mehr radikalisieren? Ist ja nicht so, dass es der erste Vorfall ist, es gab vor wenigen Tagen einen versuchten Brandanschlag auf ein Impfzentrum in Sachsen.
>>>
>>>Also?
>>>
>>>>Darüberhinaus finde ich es schon bemerkenswert, daß ich von Bild Headlines zu 99% aus dem M! Forum erfahre und dann zumeist von Leuten, die das Blatt am liebsten verbieten würden.
>>>
>>>Weisst du, ich stell ungern eine These auf, ohne diese auch zu untermauern - deshalb habe ich mir die Mühe gemacht & in die Printausgabe der BILD (Readly sei Dank) reingeschaut und habe eben festgestellt, dass da nicht ein Wort zu dem Mord mehr zu finden ist - dafür eben zu den Dingen, die ich oben erwähne.
>>
>>Erster Treffe bei meiner Google Suche mit den Schlagworten Bild Tankstelle:
>>
>>[https://www.bild.de/bild-plus/regional/frankfurt/frankfurt-aktuell/tankstellen-killer-toetete-wegen-maskenpflicht-nachbarn-war-er-als-querdenker-be-77736284.bild.html]
>>
>>Als die Behauptung das die Bild hier nicht berichten würde, kann ich nicht nachvollziehen.
>
>Auch hier schön im Regionalteil mit Plus Schranke, während der Artikel über El-Hassan frei zugänglich im Teil der Innenpolitik ist - und natürlich wird die Dame wieder mit Kopftuch abgebildet, obwohl El-Hassan das seit Jahren nicht mehr trägt.
>
>Im Grunde hast du damit meine These untermauert, dass die BILD da sehr wohl mit zweierlei Maß misst, vielen Dank. Wobei das nichts Neues ist, diesbezüglich gab es schon mehr als einmal fundierte Kritik von Medienwissenschaftlern und Medienschaffenden. Nicht ohne Grund gibt es wohl keine Publikation in Deutschland, die so oft sich Rügen vom Presserat einfängt wie die BILD.
>
>Und - du darfst dir gern die Mühe machen und selbst eruieren, ob du in der Printausgabe, auf die ich mich anfangs bezogen habe, auch nur ein Wort zu der Tat findest - im Gegensatz zu zig anderen Zeitungen, bei denen das nach wie vor ein großes Thema ist.
>

Ich habe leider kein Bild Print Abo ;-)

>EDIT: Anyhow. Wenn es für dich mehr gesellschaftliche Relvanz hat, dass eine Muslima vor ein paar Jahren auf einer ziemlich fragwürdigen Demo teilgenommen hat und sich israelkritisch äußert und man deswegen in Frage stellen muss, ob Sie eine Wissenschaftssendung in den ÖR moderiert als ein Mord, bei dem sehr vieles dafür spricht, dass genau das geschehen ist, vor dem der VS, Medien, Extremismusforscher und weiß der Kuckuck wer sonst noch alles, gewarnt haben und wie man damit umzugehen hat, auch mit Blick darauf, dass in einschlägigen Gruppen die Tat relativiert oder sogar gefeiert wird, dann ist das eben so.
>

Warum sollte ich die beiden Vorgänge miteinander vergleichen wollen und auf einer Skala der gesellschaftlichen Relevanz werten?

>Ich setze da meine Prioritäten anders, einfach auch, weil ich befürchte, dass uns das Thema noch deutlich länger begleiten wird und ich, wie auch an anderer Stelle schon erwähnt, die Aggressivität von COVID Leugnern und VT live erlebt und so geballt in 20 Jahren Einzelhandel so noch nicht erlebt habe.

Das kann ich durchaus bestätigen. Ich sehe da jetzt aber keinen zwingenden kausalen Zusammenhang zwischen Coronaschwurblern und rechter Gesinnung.


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