Thema:
West Highland Way + Ben Nevis flat
Autor: tak
Datum:14.09.21 23:14
Antwort auf:Der OUTDOOR Thread, Nature und so von sidekick-x-

Hat trotz Corona-Richtlinien ganz gut geklappt, die ganzen Voraussetzungen hatten so ein erfüllendes "Achievement unlocked"-Feeling. Btw. der Kaffee bei Ryanair ist geil.

WHW ist gerade für Anfänger sehr zu empfehlen, Versorgungspunkte sind gut verteilt, ich war noch nie bei einer Wandertour so sauber - jeden Tag geduscht oder im Fluss gebadet. Pfui.
Hotels, Restaurants, mehrere Campingplätze, Einkaufsmöglichkeiten. Auch ist die Anreise einfach super - Flughafen Edinburgh + Zugfahrt und schon gehts los.

Der Vorschlag kam von einem Kumpel der nicht so viel mit Wandern zu tun hatte, aus Rücksicht wurde viel auf Hotels und Restaurants zurückgegriffen.
Während des WHWs 4 Mal Hotel/Hostel Vs. 3 Mal Zelt + einmal Zelten vorm Ben Nevis als der Kumpel bereits weg war.

War nicht ganz was ich erwartete, aber da ich von UK wenig weiß, war es ganz lehrreich auch mehr als die Natur mitzunehmen. Alleine im Badezimmer: abschaltbare Steckdosen, "Shavers only"-Steckdosen, Ewig weitliegende Wasserhähne? Verrücktes Land.
Wir hätten sonst auch nie die absurden Muthu-Hotels kennengelernt.
Auf den ersten Blick Grand Hotels mit Teppichen, Marmor und kitschigen Möbeln. Aber alles nur Attrappe, da hilft auch kein Altar mit dem Bild des Gründers und seinem Lebensmotto um Erfolg zu erreichen: "Truth, Hardwork, Integrity, Character, Hope". Dafür geräumige Zimmer mit teilweise Badewanne. "Bauer sucht Frau" der Hotelwelt, ich bin ein absoluter Muthu-Fan.

Die Highlands sind super, zwar war man selten wirklich allein, die Route ist schon sehr beliebt, trotzdem schnupperten wir auch genug Wildnis. Die leere Landschaft gerade vor Kingshouse-Hotel ist schon verrückt. Hat mich schon tief beeindruckt. Als wäre man in einem Film gelandet.

Und das 1,5 Stunden (oder so) von Glasgow entfernt, da keine Zeit für die Städte blieb ist ein Stadtausflug nebst Ausflug in die Highlands per Bus / Zug fest vorgenommen. Man kann ja zu dem Trainspotting-Bahnhof rausfahren^^

Die Einstellung zum Campen ist verrückt, in Deutschland bauen wir die Zelte aus Angst vorm Förster immer kurz vor Dunkelheit heimlich auf, dank Jedermannsrecht zeltet man in Schottland teilweise 2 Minuten vor dem Hotel beim Fluss und macht Feuer um sich vor den lieben "Midges" Stechmücken zu retten. Die waren zum Glück nur an einem Tag nervig, aber wie - dunkle stechende Wolken, habe es mir nie so schrecklich vorgestellt brrrrrrr.
Die Hotels auf der Strecke haben teilweise Wasserhähne mit Trinkwasser an der Fassade, beim Kingshouse gibts sogar öffentliche Duschen.

Natürlich standen auch nach so 1/3-Aufstieg auf dem Ben Nevis auch Zelte rum.
Der Berg war durch Massen an Charityveranstaltungen-Teilnehmern sehr überlaufen, aber trotzdem beeindruckend. Der höchste Berg UKs hat natürlich nur Ruinen auf dem Gipfel, anderswo würde man Touristen-Infrastruktur hinbauen^^

Wir sind nicht die kommunikativsten, aber so eine Tour ist auch ein soziales Event. Lose Reisebekanntschaften sind toll, man sieht sich aller paar Stunden oder Tage wechselt paar Worte, unterhält sich über andere Wanderer, läuft teilweise auch 1-2 Tage zusammen bis sich die Wege wieder trennen.
Und ob Engländer oder Schotten es waren wirklich alle unglaublich nett.

Der Weg mag zwar auch späteren Verlauf regelmäßig Zivilisation kreuzen, doch gerade da sieht man deutlich, dass da sonst wirkliche Wildnis ist.
Deswegen auch der Tipp für Anfänger, man kann Wildnis schnuppern ohne die Gefahr in einem Buswrack zu enden^^ Bestimmt gehen auch richtige Wildnistouren planen, einmal den Weg verlassen und schon sieht man über Tage keine Menschen.

Kleine Tipps:

Den Umweg zum Conic Hill kurz vor Loch Lomond mitnehmen, da teilt sich der Weg in eine spannendere und langweiligere Alternative.

Bei Rückreise von Fort William sich überlegen ob man den Zug - soll sehr schöne Strecke sein oder wie wir dank Bahnstreik den Bus nimmt - auch sehr tolle Strecke mit dem Vorteil, dass man viele besuchte Orte nochmals sieht - "Sieh, da haben wir vorm Regen Schutzsuchend unter der Eisenbahnbrücke zu Mittag gegessen".

Die Übernachtung in einer der beiden Schutzhütten "Bothys" beim Loch Lomond könnte interessant sein um mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen.

Diese Gesichtsnetz-Hauben wirken lächerlich und vielleicht wird man sie auch nie brauchen. Aber wenn die Midges wirklich kommen, sind die Hauben Gold wert.

Ruhig Ben Nevis mitnehmen, im Zweifelsfall ist direkt am Fuße des Berges ein riesiger Campingplatz.

[https://bilderupload.org/image/efdf52730-img-20210908-193933.jpg]


< antworten >