Thema:
Re:Die GDL sollte sich mal einen neuen Chef suchen flat
Autor: Xtant
Datum:05.09.21 11:46
Antwort auf:Re:Die GDL sollte sich mal einen neuen Chef suchen von Koepi


>Das ist u.a. der Sinn einer Gewerkschaft. Ziel ist es, möglichst einen hohen Grad an Organisation der Mitglieder in der EIGNEN Gewerkschaft zu erreichen.

Ja, natürlich. Doch damit ist es ja in Deutschland in vielen Zweigen von Industrie und Wirtschaft nicht allzuweit her.

Wenn aber in der GDL geschätzt mindestens dreiviertel aller Lokführer organisiert sind, stellt sich die Frage weniger. Natürlich vertritt sie dann vorwiegend die Interessen der Mitglieder. Wäre dennoch interessant zu wissen, wie dann die restlichen Lokführer gestellt sind. Vermutlich auch/trotzdem nach GDL-Tarif.

>Jeder Arbeitnehmer kann sich aussuchen, bei welcher Gewerkschaft er organisiert ist. Wenn die GDL besser verhandeln kann als die EVG dann sollte der Mitarbeiter einfach mal nachdenken, wer ihn besser vertritt.

IMO widerspricht aber eine Kampfhaltung gegenüber konkurrierenden Gewerkschaften dem vorrangigen Ziel, für Arbeitnehmer das Beste herauszuholen. Das kann sich vielleicht eine stark "abgekapselte" Gewerkschaft wie die GDL mit ihrer sehr speziellen Berufsgruppe leisten. Dass sie es dann prompt stutenbissig tut, wie kaum eine andere Gewerkschaft, macht sie für mich ziemlich unsympathisch.

Immerhin gilt es, den drittgrößten Arbeitgeber Deutschlands zu beackern. von dem die GDL nicht mal 25% der AN vertritt. Die EVG wird da schon wissen, was sie tut.

Letztendlich gehts der GDL doch vor allem um ihr eigenes Überleben. Hier steht's schön zusammengefasst:
[https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tarifeinheitsgesetz-funktioniert-nicht-100.html]

>Nein. Die Masse macht es.

Nein, zwei in etwa gleich große Gewerkschaften als Tarifgegner des AG wären eine ziemlich ungute Situation.

>Das Ziel ist entscheidend. Eine berechtigte Forderung ist immer erfüllbar.

Darum geht es ja. Die EVG als deutlich größere Gewerkschaft sieht das anders und hat letztes Jahr halt einen angesichts des Zustands der DB deutlich AG-freundlicheren Vertrag abgeschlossen. Mit eben diesem pikanten Zusatz in Bezug auf das GDL-Ergebnis (siehe Artikel). Darum das ganze Gepolter, darum das Getöse.

ICH als Lokführer wäre sogar eher sauer. Es geht doch niemand letztendlich darum, ob ich nun zwei Prozent mehr oder weniger bekomme. Ich bin nur ein Spielball der Machtinteressen - eben nicht zuletzt eines Herrn Weselskys.

Bei der Deutschen Post als nächstgrößeren Arbeitgeber ist es übrigens ganz normal, dass gemeinsam um einen Tarif gekämpft wird, der für alle gelten soll.

Hier spiegelt sich die Konkurrenzsituation eher im täglichen Kleinkrieg um Betriebsräte, Betreuungskompetenzen usw. ab. Und das ist mitunter schon nervig genug.


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