Thema:
Stephen King - Billy Summers flat
Autor: Matze (deaktiviert)
Datum:04.09.21 08:25
Antwort auf:Bücher Thread #6 von Matze

(Keine Spoiler, die über Verlagswerbung und die ersten Buchseiten hinausgehen)

Billy Summers ist ein Profikiller Mitte 40, der sich nach einem letzten, sehr lukrativen Job zur Ruhe setzen will. Dieser Job erfordert es, dass er ein paar Monate irgendwo in der Knüste verbringt, bis das Opfer an einem unklaren Termin an die dortige Justiz ausgeliefert wird. Seine Auftraggeber mieten ihm ein Büro in einem Turm, von dem er freies Schussfeld hat und denken sich die Geschichte aus, dass er ein Schriftsteller ist, der einen Vorschuss für seinen ersten Roman bekommen hat, diesen aber auf zu vielen Partys verjuxt hat, so dass sein Agent ihn jetzt in der Provinz untergebracht hat, damit er sich auf die Arbeit konzentrieren kann.

Um die Tarnung glaubwürdig zu gestalten, fängt er dort tatsächlich an, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, was praktisch ein Buch im Buch darstellt, das alle paar Kapitel wieder aufgegriffen und (auch im ebook) in einer anderen, etwas kleineren Schriftart dargestellt wird. Man sollte auf die Schrift achten, da sie noch wichtig wird.

Als später die halbe Welt hinter ihm her ist, werfen drei Männer direkt vor seinem Unterschlupf in einem weitgehend verlassenen Stadtteil eine junge Frau aus einem Truck, die sie betäubt und brutal vergewaltigt haben. Billy muss ihr helfen, da sie zu erfrieren droht, was die Polizei direkt vor seine Haustür führen würde. Dies verändert sein Leben und seine Pläne auf vielfältige Weise.

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Sind bestimmt auch schon wieder zehn Jahre seit meinem letzten King. Eigentlich wollte ich was ganz anderes lesen aber da ich meistens die Stephen-King-Bücher am liebsten mag, in denen wenig bis nichts Übernatürliches vorkommt (es gibt immerhin eine kleine "The Shining"-Referenz), hat mich die Geschichte spontan angesprochen. Ich hatte damit gerechnet, dass ich für die gut 700 Seiten etwa einen Monat brauche - es wurde nicht ganz eine Woche und das ist ganz klar das Verdienst des Buches.

Das Buch geht es eher gemächlich an und schildert penibel die Vorbereitungen auf den Hit. Den Leserrezensionen nach für einige ZU gemächlich - ich kann das nicht nachvollziehen, da ich keine Seite langweilig fand. Die meisten Charaktere sind glaubwürdig mit Stärken und Schwächen und das Buch nimmt sich genug Zeit für sie. Auch das "Buch im Buch" fügt sich gut ein - ich habe bei sowas oft das Problem, dass mich eine der beiden Handlungen erheblich weniger interessiert aber das war hier nicht der Fall.

Später wird das ganze zu einem rasanten Road Trip durch die halben USA, der ungemein packend erzählt ist. Für mich ist es nach dem hier ebenfalls schon besprochenen "Project Hail Mary" der zweite Pageturner in diesem Jahr, ich habe praktisch jede freie Minute mit Lesen verbracht. Was das Ende angeht, besteht ja bei King immer mal die Gefahr, dass er es in den Sand setzt aber auch da kann ich Entwarnung geben, ich fand es durchweg angemessen.

Klare Empfehlung von mir, wer mal wieder einen packenden Thriller mit lebendigen Charakteren lesen möchte, sollte zugreifen.

PS: Sprechen sich die Rechten eigentlich irgendwo ab, um Amazon-Rezensionen hochzuvoten? Das fällt mir jetzt schon zum zweiten Mal in diesem Sommer auf, dass eine Ein-Stern-Rezension die meisten "nützlich"-Votes hat (und dementsprechend ganz oben steht), die totaler Schrott ist und nur dem Buch eine politische Absicht unterstellt, die es definitiv nicht hat.

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Davor:

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Sicher erlaubt sich King ein paar Seitenhiebe wie dass die Hauptfigur einmal zur Tarnung eine Halloweenmaske von Melania Trump trägt aber sowas wie MAGA-Caps gehörte eben auch zur Realität der USA im Jahre 2019, in dem der Roman spielt und wird auch überhaupt nicht übermäßig strapaziert.


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