| Re:Puh… das will man sich gar nicht ausmalen… |  |
>Naja, ich denke da hängt viel an der mangelhaften Bildung, vor allem in ländlichen Gebieten die immerhin 3/4 der Bevölkerung ausmachen. Auch das kann man den Leuten nicht zum Vorwurf machen, aber das lässt sich halt leider nicht Mal eben so beheben. Und in einer Kultur wo viel von Stammesältesten abhängt dürfte das noch länger dauern bis sich eine neue, nodernere WeltAnschauung durchsetzt.
Ich frage mich immer, ob der Punkt, um den es mir geht, vielleicht so offensichtlich ist, dass ihn deshalb niemand anspricht. ;o) Und zwar halte ich deine Perspektive für „teilweise“ richtig, in dem Sinn, dass eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation natürlich notwendig ist. (Wie zutreffend jetzt deine konkrete Position zu Afghanistan ist, kann ich nicht beurteilen.)
Was mir jedoch häufig fehlt und imho ebenso elementarer Bestandteil der Auseinandersetzung mit Krisenherden sein muss, ist ein Bewusstsein für die historischen und geopolitischen Umstände, die zu der gegenwärtigen Situation geführt haben. Und da habe ich den Eindruck, dass es bei beängstigend vielen Menschen echt zappenduster aussieht.
Da kommen dann Sprüche wie „Ja, die sind halt zurückgeblieben und frauenfeindlich und rennen lieber irgendeinem bärtigen Imam hinterher, als die gloriosen Segnungen der westlichen Zivilisation anzunehmen.“ oder „Ja, einmal mehr ist Religion der Wurzel(gnom) allen Übels. Jesus hat ja schon John Lennon erschossen.“
Um diese simplen Narrative zu bedienen, werden massive, ausbeuterische Eingriffe in die natürliche Entwicklung ganzer Völker und Kulturkreise, die seit Jahrhunderten an der Tagesordnung sind, unter den Tisch gekehrt, die aber maßgeblich für die heutigen Lebensumstände und Weltanschauungen dieser Menschen verantwortlich sind.
Deshalb bin ich für jeden Zeitungsartikel, Nachrichtenbeitrag, Dokumentarfilm oder Forenpost dankbar, der daran erinnert, dass derartige Kisten ein bisserl differenzierter betrachtet werden sollten.