Thema:
Re:Gendern ist nur der Anfang - geschlechtslose Pronomen flat
Autor: JPS
Datum:21.07.21 18:50
Antwort auf:Re:Gendern ist nur der Anfang - geschlechtslose Pronomen von Link

>Das eigentliche Problem ist doch, dass das generische Maskulinum erwiesenermaßen nicht funktioniert, wie es soll.

Offenbar schon, sonst könnte man sich nicht seit Jahrhunderten mit dieser Sprache problemlos verständigen ohne dass es dabei zu ernsthaften Geschlechtsirritationen käme. Und auch schon vor hundert Jahren gab es weibliche Ärzte.

>Weil man sich unter "Arzt" halt erst mal einen Mann vorstellt und keine Frau.

Wenn jemand unter der allgemeinen Berufsbezeichnung "Arzt" überwiegend einen Mann vermutet, dann ist das auch noch der Fall, wenn man ein "Innen" anhängt (was in dem Fall ohnehin schon wieder das nächste Problem wäre, da es bei dem Wort nicht funktioniert).

Ist doch nicht so, dass man im Jahr 2021 jemanden noch damit überraschen könnte, dass es weibliche Ärzte gibt und man das daher durch solche unschönen Eingriffe in die Sprache besonders herausstellen müsste.

Welchen Prozentsatz man pro Geschlecht hinter einer Berufsbezeichnung vermutet, geht doch nicht aus dem Begriff, sondern aus bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen hervor.

Wenn mir jemand sagt er muss zum Arzt, stelle ich jedenfalls keine Vermutung über dessen Geschlecht an, da die Chance heutzutage im deutlich 2stelligen Prozentbereich liegt, dass es sich um eine Frau handelt.

Wenn jemand hingegen sagt er bringt sein Kind in der Kindergarten, dann stelle ich mir ganz ohne weiteren Bezug vor, dass er sein Kind dort in die Hände von mehreren, überwiegend jungen Frauen gibt und dazwischen vielleicht mal ein etwas femininerer Mann oder ein Hippie mit langen Haaren, aber eher nicht der Ali aus der Muckibude herumrumläuft.

Diese Einschätzung kommt dann aber schlicht aus Erfahrungswerten - der Begriff "Kindergärtnerin" muss dafür nicht fallen und auch ein Kindergärtner*in würde nichts an meiner Erwartungshaltung ändern.

Ist es dann doch der Ali aus der Muckibude falle ich auch nicht vor Schreck rückwärts aus der Tür, sondern passe meine Erfahrungswerte an und beziehe das in künftige Einschätzungen mit ein. Durch solche realen Begebenheiten ändert sich eine Wahrnehmung und Erwartungshaltung in der Gesellschaft nicht durch erzwungene Wortspielereien.


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