Thema:
Re:Ich habe dafür mittlerweile viel mehr Verständnis... flat
Autor: Bomber
Datum:21.07.21 10:23
Antwort auf:Re:Ich habe dafür mittlerweile viel mehr Verständnis... von Pezking

>>>...seit ich für eine Weile mal regelmäßig mit einer älteren blinden Frau zu tun hatte, die hier im Ort ein Bündnis zur Förderung von Barrierefreiheit ins Leben gerufen hat. So hatte ich dann Kontakt zu verschiedenen Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen.
>>>
>>>Und die hatten unter anderem zwei Anliegen, die sich zweifellos auch auf andere Minderheiten und Randgruppen 1:1 übertragen lassen: Sie wollen zum einen die Gesellschaft für ihre Belange sensibilisieren. Dass die Leute sich öfter in deren Haut hineinversetzen und mehr Empathie entwickeln, und so auch schneller von alleine feststellen, dass dies und das womöglich für andere mit bestimmten Handicaps ein Problem oder ein Hindernis sein könnte.
>>>
>>>Und zum anderen finden sie es verletzend, wenn Adjektive und Attribute, die untrennbar mit ihrem Leben und ihrer Existenz verbunden sind, in anderem Kontext immer nur negativ behaftet sind. Von der "blinden Sau" auf dem Fußballplatz bis zum "Lahmarsch" auf der Autobahn. Auch das trägt dazu bei, dass man sich zusätzlich ausgegrenzt und marginalisiert fühlt; es hat Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.
>>>
>>>Ich fand das sehr lehrreich. Weil ich das davor auch immer aus der falschen Perspektive betrachtet habe - nämlich meiner eigenen.
>>>
>>>Es geht überhaupt nicht darum, wie bewusst oder wörtlich es jemand meint, wenn solche Begriffe Verwendung finden. Es geht nicht um Schuldzuweisungen.
>>>
>>>Es geht nicht darum, ob ich bei "blinde Sau" tatsächlich an einen Blinden denke oder nicht. Es geht darum, was der Blinde denkt, wenn er das hört.
>>>
>>>Es geht um Rücksichtnahme, um Empathie und den Abbau von (hier: sprachlichen) Barrieren, die einer aufrichtigen und effektiven Inklusion Menschen aller im Wege stehen.
>>
>>Hinter dem was du da schreibst, kann ich sogar stehen. Aber auch meine schwarze Freunde schütteln den Kopf über das was sich manche mit schwarzfahren ausdenken. Das Adjektiv blind, kann auch der Dümmste mit Blinden in Zusammenhang bringen, aber das Adj. schwarz wird geschätzt in 10% der Fälle mit PoC in Zusammenhang gebracht.
>
>Das kann ich schlicht und einfach nicht beurteilen. Aber es ist ja schon mal gut, dass Du Dich mit schwarzen Freunden darüber austauschst. Fänden die das doof, wäre das bei der Gelegenheit ja sicher zur Sprache gekommen.
>
>Ich verzichte ja auch nicht darauf, weiterhin vom "Schwarzfahren" zu sprechen. Aber es hängt auch nicht mein Seelenheil davon ab, ob der Begriff dauerhaft salonfähig bleibt oder nicht. ;-)


Sorry, wenn ich manchmal wie ein "Dipfalscheißa" daher komme, aber nach meinem Gefühl kommen diese Mißinterpretationen oft von Leuten, die keine Deutschmuttersprachler sind. Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen schwarz Fahren und Schwarzfahren. Genau wie bei umfahren und umfahren ;) Mein liebstes Beispiel ist hier immer "Der Weg ist weg". Das ist auch kein Vorwurf an Nichtmuttersprachler, eher einer Muttersprachler, hier eben nicht die Unterschiede zu erklären, sondern gleich mal darauf anzuspringen und ein Verbot zu fordern und zu mehr Verständnis aufzurufen.
Vielleicht ist es auch Faulheit, oder man kann den Unterschied nicht erklären, mag sein, aber viele Probleme resultieren IMO daher.

----------------------
Gesendet mit M! v.2.7.0


< antworten >