Thema:
Amazon macht einen super Eindruck flat
Autor: mat
Datum:14.07.21 23:50
Antwort auf:Was ich noch sagen wollte - Nummer 258 von Bandit

Eigentlich versuche ich es nach Möglichkeit zu vermeiden, bei Amazon zu bestellen. Da ein bestimmter Artikel aber sonst in Deutschland nicht erhältlich ist (echt!), habe ich die Tage über Amazon.de beim Händler Amazon.com bestellt. Nachdem sich drei Tage lang trotz Produktverfügbarkeit zum Zeitpunkt der Bestellung nichts am Status „Wir senden Ihnen eine E-Mail, sobald wir ein voraussichtliches Lieferdatum haben.“ getan hat, hab ich es gestern mal beim telefonischen Support probiert.
Der Mitarbeiter am Telefon musste dann erstmal das Formular finden, mit dem er die .com-Kollegen erreichen kann und hat dabei fröhlich von diversen anderen lustigen Formularen erzählt, auf die er währenddessen stieß: Melden von Vulgaritäten seitens anderer Amazon-Mitarbeiter. Melden von grammatikalischen Fehlern im gesprochenen Wort anderer Amazon-Mitarbeiter. Melden von Umgangssprache seitens anderer Amazon-Mitarbeiter. Melden von Vulgaritäten seitens des Kunden. Und zu guter Letzt: Melden von Bombendrohungen seitens verärgerter Kunden.
Da hat er sich komplett drüber beömmelt. Als würde das jemand rechtzeitig lesen bevor es knallt, meinte er.
Irgendwie hat das Telefonat dann zwanzig Minuten gedauert. Ich hab vorgeschlagen, er könne von mir aus melden, ich hätte „wo bleibt meine verfickte Bestellung“ gesagt, das würde von der Stimmung her hinkommen. Er zog das amüsiert in Betracht.
Er erzählte, dass Support-Mitarbeiter sich Aliase geben können und er eine Zeit lang unter einem lustigen Wortspiel-Alias firmierte, das sich „JK“ abkürzt. Ich nehme an, er wollte darauf hinaus, dass es für „just kidding“ steht. Er sei aber zu ehrlich für falsche Namen und würde jetzt nur noch seinen Richtigen benutzen.
Nach all dem Trash Talk hab ich dann angemerkt, dass es wohl gut sei, dass ich bei Beginn des Anrufs der „Aufzeichnung des Gesprächs zu Schulungszwecken“ widersprochen hatte. Ihm schien das recht egal zu sein und er erzählte noch die interessante Anekdote aus seinem Arbeitsalltag, dass er immer erst nach dem Gespräch gucken könnte, ob das Gespräch aufgezeichnet wurde.
Ich habe seiner Support-Leistung dann noch während des Gesprächs eine Top-Bewertung dagelassen und ihn auch darüber informiert, woraufhin er noch berichtete, die könne er gut gebrauchen, man brauche nämlich zwölf positive Bewertungen, um eine negative auszugleichen.
Letzten Endes hat er dann das Formular nach Philadelphia geschickt und ich musste ihn richtig abwimmeln, was ich zugegebenermaßen schon länger versucht hatte, aber echt nicht besonders gut drauf habe. Ihm war wohl sehr nach Quatschen zumute und er hätte wahrscheinlich noch zig Anekdoten rausgehauen, zumindest machte er nicht unbedingt den Eindruck, dringende Dinge vorzuhaben, aber ich musste auch mal weiter arbeiten.
Vierundzwanzig Stunden später war der Status meiner Bestellung immer noch derselbe, so dass ich heute nochmal nachhakte und an eine junge Dame geriet, die vermutlich nicht so ausschweifend erzählen konnte, weil sie anders als der nette Herr gestern gerade nicht im Home Office arbeitete. Sie versicherte mir, dass mein Paket schon fertig gepackt im Lager in Philadelphia liegt, die amerikanischen Kollegen aber noch rausfinden müssten, wie man es nach Deutschland versenden kann. Seit vier Tagen.
Ich wies sie darauf hin, dass man angesichts der Namen der genutzten Plattform und des verkaufenden Händlers eine engere Verflechtung vermuten könnte und dass dem ominösen Händler bekannt sein sollte, wie er an die Kunden der Plattform, auf der er seine Angebote darbietet, Pakete schicken kann, aber da hatte sie keine rechte Antwort drauf, abgesehen von einem 5€-Gutschein.
Letzten Endes musste ich es also dabei belassen und muss nun weiter auf die Versandbestätigung meines heiß erwarteten Produkts warten, und hoffen, dass der Laden besser ist als der kuriose Eindruck, den er hinterlassen hat.


< antworten >