Thema:
Re:Wer profitiert, wer verliert (um Kohle gehts!) flat
Autor: Phil Gates
Datum:13.07.21 12:17
Antwort auf:Re:Wer profitiert, wer verliert (um Kohle gehts!) von MH

>>>>dass die FDP tatsächlich nicht mehr nur bei Zahnärzten und Rechtsanwälten, die weniger Steuern bezahlen wollen punktet, sondern mit ihrem starken Digitalisierungsfokus und dem Einsatz für Bürgerrechte bei Leuten, denen das wichtig ist,
>>>
>>>Die FDP ist für mich die Partei der "hidden agenda", die Bürgerrechte voranstellt um die Interessen von Wirtschaftstreibenden durchzudrücken.
>>>Die Freiheit die die FDP im Sinn hat ist die Freiheit von Lohndumping und prekären Arbeitsverhältnissen auf Kosten derer, die sowieso schon am absoluten existenziellen Rand leben.
>>>Diese Partei wäre für mich absolut unwählbar, weil sie die Spaltung der Gesellschaft fördert und uns mit Volldampf in soziale Unruhen führen würde.
>>
>>
>>Das wird behauptet, seit es die FDP gibt, komischerweise ist das auch in Zeiten jahrzehntelanger stabiler Zweierkonstellationen mit der CDU nicht passiert. Ist ungefähr so valide wie die Propaganda von Laschet-Fanboys, mit rot-rot-grün (oder grün-rot-rot) bekämen wir nordkoreanische Verhältnisse.
>
>Naja, was ist "nicht passiert"? Die letzten 30 Jahre haben der Mittelschicht nicht gut getan. Anfang der 80er war es völlig normal daß sich Arbeiter ein Eigenheim leisten konnten oder daß Frauen ein Kind bekamen und dann "Hausfrauen" blieben.
>Meine Frau und ich sind beide Akademiker, arbeiten in der Pharmaindustrie und wir werden trotzdem noch 5 Jahre Schulden für unser Eigenheim abbezahlen. Mein Grundstück hab ich von meinem Vater geschenkt bekommen - der konnte sich das und sein eigenes Haus als Alleinverdiener erarbeiten --> ohne Studium.
>


Das willst Du ernsthaft der FDP in die Schuhe schieben? Das Idealbild vom alleinverdienenden Ehemann, der mit seinem Gehalt bequem eine Familie ernähren kann, wohingegen seine Ehefrau daheim bleibt, ist doch gerade das konservative Familienbild der CDU der 50er bis 80er Jahre, erst rot-grün hat es sich zum Ziel gesetzt, dass auch Frauen Karriere machen können. Ich stimme Dir ja im Grundsatz zu - auch wir sind Doppelakademiker, meine Frau ist Legal Counsel in einem Pharmaunternehmen, ich Kanzleianwalt, und dennoch können wir uns kein Eigenheim auf der grünen Wiese leisten. Das liegt aber an einer verfehlten Zinspolitik der EZB, weil bei Negativzinsen in sichere Häfen geflüchtet wird und sich so die Immobilienpreise in den letzten 20 Jahren vervielfacht haben. Letztlich sind negative Zinsen eine verdeckte Vermögenssteuer, die hochverschuldeten Staaten zugute kommt. Gerade die FDP kritisiert diese Zinspolitik seit Jahren!

>
>>Die liberalen Elemente sind bei der FDP entgegen Deiner Behauptungen (oder Deines Feindbildes) nicht auf wirtschaftsliberale Themen beschränkt. Die Mövenpick-Steuer kam übrigens von der CSU, man hat sie nur geschickt der FDP untergejubelt. Schau aber mal bitte, aus welcher Partei zahlreiche Verfassungsklagen gegen den großen Lauschangriff und andere Schweinereien kamen. Auch die Haltung der FDP zur Legalisierung von Cannabis zeigt doch, dass das keineswegs eine CDU auf Crack ist.
>
>Meiner Wahrnehmung nach sind das "Mitnehm-Themen" für die FDP. Die Union spricht auch gerne über das Gendern. Die FPÖ in Österreich spricht gerne über Ausländer. Was sie dann als erstes gemacht haben ist das Kippen des Rauchverbots. Man will ja seine (Wirtschafts-)Klientel bedienen.


Alter... die FDP war niemals Schwesterpartei der FPÖ, auch wenn man das aufgrund der ähnlichen Parteibezeichnung vielleicht denken könnte. Die FDP steht in der Tradition der unterschiedlichen (national- bis linksliberalen) Parteien der Weimarer Republik und führt in BaWü sogar noch den Beinamen "DVP". Die FPÖ wurde von "politisch heimatlosen" Nationalsozialisten gegründet. Wenn die "freiheitlich" meinen, dann hat das nichts mit liberalen Ansichten zu tun. Mit "freiheitlich" haben die wohl gemeint, Freiheit von der Kontrolle durch die Siegermächte, aber die sind bis heute alles andere als liberal. Das österreichische Pendant zur FDP sind die NEOS, bis vor wenigen Jahren hatte Österreich keine liberale Partei. Zurück zur FDP: Mir sind Bürgerrechte sehr wichtig, und ich halte diese Themen für alles andere als "Mitnehmthemen". Steuerentlastungen sind natürlich schön, wenn man viele Steuern zahlt, aber mal ehrlich, 500 Euro mehr oder weniger im Jahr machen den Kohl nicht fett, wichtiger sind mir tatsächlich die Modernisierung der Infrastruktur (digital wie analog), Technologie im Wettbewerb (gerade bei erneuerbaren Energien zum Teil extrem spannendes Feld), Verteidigung der Grundrechte uvm. Daher kommt für ich nur die FDP in Frage, und für mich sieht es eher so aus, als ob Steuerpolitik das "Mitnahmethema" wäre, weil man so halt auch die Wirtschaft anzieht.

>
>
>>Armin Laschet wird mit Christian Lindner und Wolfgang Kubicki noch sehr viel "Spaß" haben ab Herbst. Nach dem gestrigen Artikel in der FAZ dürfte Baerbock nunmehr auch für diejenigen abgemeldet sein, die die Abschreib-"Affäre" für ziemlich irrelevant gehalten haben (dazu zähle ich mich eigentlich sogar selbst). Aber Baerbock offenbart, dass sie wirklich nur ein Fliegengewicht ist.
>
>Hab ich noch nicht gelesen...


Es lohnt sich. Es erfolgt nämlich erstmals eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Buch, und das Ergebnis ist bei Weitem schlimmer als die paar ungekenzeichneten Zitate...


< antworten >