Thema:
Für die Perspektive ... flat
Autor: the_korben
Datum:11.07.21 02:37
Antwort auf:China von Pfombo

China hat ca. 1.4 Milliarden Einwohner. Die USA hat nicht mal ein Viertel davon. Die Sowjetunion hatte zum Schluss sogar weniger als das. Die 27 EU-Staaten kommen auch nicht mal auf 500 Millionen. Das halte ich mir immer wieder gerne vor Augen, wenn ich mich dabei ertappe, über China zu urteilen.

Für die westliche Weltordnung ist das sicher eine gefährliche Sache. Für Demokratien, egal ob jetzt turbokapitalistisch oder sozial-marktwirtschaftlich nach westlichem Verständnis sowieso, ein richtiggehendes Feindbild (aber produzieren lassen wir dort natürlich trotzdem ...).

Aber krass ausgedrückt: Krieg mal ein Land mit 1.4 Milliarden Menschen gemanagt, mache es zur Wirtschafts- und Weltmacht, und dann lass dir noch sagen, du hättest irgendwie unrecht.

Ich bin ein Linker, hab zwei kleine Kinder und möchte eigentlich weder, dass die in einem USA-ähnlichen Friss-oder-Stirb-Turbokapitalismus mit Dreiklassengesellschaft, noch in einem verrückt-autoritären Einparteienstaat mit Sozial-Credit-Stasi alt werden, von der Bedrohung durch den Klimawandel ganz zu schweigen. Aber all diese Dinge entwickeln sich halt, wenn Menschen versuchen, sich andere Menschen und den ganzen Planeten auszubeuten. Wer am Ende überbleibt, wird wie immer in den Geschichtsbüchern Recht behalten haben.

Wir im Speziellen haben halt jetzt nur das Problem, dass wir in gut ausgebauten Sozialstaaten in Europa und in einer Zeit groß geworden sind, als uns alle vom Ende der Geschichte, vom ewigen Wohlstand und Frieden erzählt haben. Nur haben gerade wir uns gerade in dem Moment dann doch wieder oder weiterhin für mehr Gier und Profitjagt und Konkurrenz und Wettbewerb entschieden, anstatt für Zusammenarbeit und Wohlstand und Nachhaltigkeit und Bildung und so weiter ... Und die ganze restliche Welt hatte und hat sowieso nie so richtig etwas von unseren großen demokratischen Vorbilds-Leistungen, dort herrscht ja für die meisten Menschen noch immer der historische Materialismus und nicht unsere irre, wackelige und vielleicht zeitlich sehr kurz begrenzte Konsum-Postmoderne.

Und deshalb immer wieder: Geschichtsbücher (ok, und vielleicht ein Buch über Astronomie und eines über Evolution) sind wahrscheinlich das wichtigste Mittel, um ein bisschen Perspektive vom eigenen Alltag und den eigenen Ängsten zu bekommen. Was gerade auf der Welt passiert, ist kein Hollywoodfilm mit Bösewicht Winnie und Bösewicht Vladimir, sondern eben Geschichte, wie sie seit tausenden von Jahren auf der Erde passiert, weil immer irgendwer Macht über irgendjemand anderen ausüben will.

Das sind nur so ein paar Gedanken, die sich bei mir schon länger zusammensammeln zu dem ganzen Thema. Kann man natürlich auch alles anders sehen ...


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