Thema:
Re:Gendern... flat
Autor: sYntiq
Datum:14.06.21 15:16
Antwort auf:Gendern... von TOM

Ich merke bisher das ich selbst nicht gender und mich diesbezüglich auch nicht bemühe es zu tun sondern halt das lang gelernte benutze, dass es mir aber oftmals in Texten nicht mehr sonderlich störend auffällt, ich mich also beim Lesen schon irgendwie dran gewöhnt habe. (Hängt halt davon ab welche Genderlösung verwendet wird...)

Wenn ich allerdings bewusst übers Gendern nachdenke, bin ich zur Zeit gegen gendern, obwohl es mich im tatsächlichen Alltag eher wenig stört. Allerdings bin ich auch nicht gegen das gendern per se sondern vermutlich eher die Art und Weise sowie die ganze Kommunikation und das Gehabe drum herum.

a) das Geschlecht in der deutschen Sprache in Form von der, die, ein, eine etc. hat eigentlich absolut nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun. Sprich: Nur weil zB. ein Nomen männlich oder weiblich ist, ist damit nicht auch nur die männliche oder weibliche Form des menschlichen Geschlechts gemeint. "Der Torbogen" ist kein männlicher Torbogen sondern immer noch eine Sache. Es wurde nur über die Zeit bei vielen Begriffen zu einem Synonym rein für ein Geschlecht. "Der Doktor" ist eigentlich ein grammatikalisch neutraler Titel. Heisst dann halt "Frau Doktor" oder Herr Doktor". Nur wir Menschen haben irgendwie während der letzten Jahre/Jahrzehnte ein "Der Doktor meint nur männliche Doktoren" draus gemacht... Da frage ich mich ja, ob wir da nicht auch einfach mit der Zeit wieder den neutralen Doktor draus machen können ohne uns unzählige neue Lösungen und Wörter auszudenken... womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären.

b) Sprache entwickelt sich natürlich. Jede aufgezwungene Veränderung der Sprache hat bisher eigentlich eher zu Chaos geführt. Ich denk da nur an die Rechtschreibreform....

c) Es ist soweit ich weiss eine Minderheit, die das bisherige nicht-gendern als Problem sieht. Hier soll/muss sich also eine Mehrheit einer lauten Minderheit anpassen.

d) Selbe diese laute Minderheit ist gespalten und jeder präferiert eine andere Gender-Lösung. Gendersternchen, Gender-X, für alles "das" etc pp.... Wenn ich gar nicht gender fühlen sich Menschnegruppen angegriffen. Wenn ich nach der einen Lösung gender fühlen sich Menschen angegriffen, gender ich nach der andere Lösung, dann ebenfalls. Warum also gendern wenn das Ergebnis eh das Gleiche ist?

e) Manche Genderlösungen kommen mir vor wie "Ist doch egal ob es Sinn ergibt oder nicht. Hauptsache anders!" Früher hatten wir, wenn wir beide Geschlechter (Ja, ok, auf 3 würde ich mich evtl. noch einlassen, aber welche Rolle wer in einer zB. lesbischen Beziehung übernimmt oder ob er/sie beim Sex eher dominant oder eher unterwürfig ist, macht für mich noch lange KEIN neues Geschlecht!) ansprechen wollten für die schriftliche Form zB. "Lehrer/innen" Ausgesprochen wurde es dann als "Lehrer und Lehrerinnen". Allerdings regten sich viele Feministen drüber auf dass die weibliche Form beim schriftlichen quasi nur ein Anhängsel des "Mannes" ist, und beim Sprechen die "Frauen" zuletzt genannt werden, die Männer also als wichtiger angesehen werden würden.  Statt "Lehrer/innen"  haben wir jetzt "Lehrer*innen". Und das ist jetzt also was völlig anderes und ok? Naja, es wird anders ausgesprochen. Halt "Lehrer <pause> Innen". Nun hab ich aber schon selbst in diversen Feministen-Podcasts und Videos mitbekommen das die Pause von Gender-Beführwortern sehr gern einfach weggelassen wird. "Lehrerinnen" Bei einem gesprochenen"Lehrer" fühlen sich also Frauen nicht abgesprochen, bei einem gesprochenen "Lehrerinnen" sind aber ja auch die Männer inkludiert weil da ja schriftlich und auch gedacht schliesslich das Gendersternchen zwischen wäre? Hmm..okay... (Und überhaupt" Lehrer <Pause> Innen".. Und was ist mit den Lehrern Draussen? :P )

f) Bei manchen Lösungen werden sprachliche Begrifflichkeit einfach umgebogen und dem gleichen Wort quasi eine neue Bedeutung zugeordnet. Allerdings ist die alte trotzdem weiterhin gültig, nur halt nicht immer....Sollte man die Sprache nicht eher vereinfachen als verkomplizieren?
Beispiel das zB. von Heise oder Spiogelonline verwendete "Studierende" statt "Student/Studentin", "Malende" statt "Maler/Malerin" EIGENTLICH beschriebt dass die Tätigkeit die man jetzt gerade ausübt und nicht die "Berufsgruppe/Bevölkerungsgruppe" So ist nach bisheriger Art ein "Student" nicht immer auch ein Studierender", denn wenn er zB. auf Malle am Strand liegt, studiert er ja gerade nicht. Wenn er dort im Hotelpool schwimmt wäre er also nach dieser Genderlösung ein "Studierender Schwimmender" wobei sich das erste darauf bezieht dass er halt generell Student ist, das zweite aber auf die Tätigkeit die er jetzt gerade ausführt. Oder um komplett zu verwirren: Wenn ich zu Hause sitze und irgendwelche Miniaturen bemale, bin ich zwar ein "Malender" (Tätigkeit die ich jetzt gerade ausübe) aber noch lange kein "Malender" (Maler).

In sofern: Wer unbedingt gendern will, soll es halt tun, aber derjenige soll anderen auch die Freiheit lassen es nicht zu tun, denn gerade zur Zeit gibt es noch nicht DIE allgemeingültige und anerkannte Genderlösung. Und auch wenn s tatsächlich Genfer-Verfechter gibt die das Nicht-Gendern unter Strafe stellen wollen: Gerade bei den älteren Semestern bekommt man Sprachgewohnheiten die seit 40, 50 oder mehr Jahren gelernt und genutzt wurden, nicht von heute auf morgen raus.


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