Thema:
Re:Supportet unser Pfandsystem (biobasierte Mehrwegbecher) flat
Autor: Rafael
Datum:11.06.21 20:24
Antwort auf:Re:Supportet unser Pfandsystem (biobasierte Mehrwegbecher) von 677220

Danke für den Support! :) Zu deinen Fragen:

>Also warum sollte so ein Cafe den CUNA-Becher nutzen statt einem Porzellan-Becher?

Weil unser Bio-Kunststoff sehr widerstandsfähig und leicht ist. Man kann die Becher besser stapeln durch die im Vergleich dünne Wanddicke. Cafés brauchen Platz und meckern sofort, wenn sie kaum Platz haben auf der Maschine. Und weil Gäste kaum schwere Porzellanbecher mal eben mitnehmen: Sie sind umständlich und außerdem würden wir niemals mit kleinen Pfandbeträgen auskommen, dann vermutlich ab 3-4€ oder so. Viele stöhnen schon bei 2€. Aber mehr dazu weiter unten.

>Die CUNA-Becher machen so wie ich es verstanden habe, nur Sinn, wenn Sie an Euch zurück gesendet werden zum Recycling, sobald sie abgenutzt sind. Anderweitig weggeschmissene Becher wären wie normaler Müll?

Wir können nicht kontrollieren was jemand mit dem Becher macht wenn er ihn mitnimmt (also der Gast). Da Pfand auf den Becher erhoben wird, ist die Idee, dass der Gast ihn zurück bring zu einem der Cafés. Für uns ist es dann ein closed loop: Wir kommen über die Cafés wieder an die Produkte dran, was den meisten Herstellern von Produkten generell nicht gelingt. Aber durch das System können wir allen Teilnehmern anbieten zerkratzte, abgenutzte Becher irgendwann auszusortieren und uns zurück zu geben. Natürlich nicht einzeln, sondern gesammelt. So bleiben sie der gelben Tonne fern, werden nicht weg geworfen und wir kommen wieder an Material.  In Deutschland werden <6% des Mülls tatsächlich recycelt, stattdessen verbrannt. Da wollen wir nicht mitmachen. Ist auch schade um das Material. Sollten sie, trotz unseres Angebots, doch in der Tonne landen, so ist die negative CO2 Bilanz des Materials nicht so schädlich wie wenn man Erdöl-Kunststoff verbrennt.

Es gilt die Abfallhierarchie-Regel: Erst Müll verhindern, dann wiederverwenden und wenn alle Stricke reissen, dann recyceln.

>Du hast erwähnt, dass der einbehaltene Pfand, wenn die Becher nicht zurück kommen, 50:50 geteilt wird. Das Ziel ist ja aber, dass die Becher zurück kommen. Insofern kann der 1 EUR Pfand pro "verschwundener" Becher ja keine relevante finazielle Rolle spielen, hoffe ich. Deswegen schlage ich vor - insbesondere wenn meine Annahme stimmt, das herrenlose CUNAS normaler Müll sind - diese Einnahmen zu "kompensieren" also für irgendwelche Umweltprojekte zu spenden.

Die Gastro-Szene ringt mit sich bei sowas überhaupt mitzumachen. Die meisten sehen bei Mehrweg nämlich nur Arbeit (spülen, erklären, sammeln usw.) und keinen weiteren Sinn. Ein Einwegbecher ist einfach, der Kunde hat dann den Müll um den er sich kümmern soll - etwa so. So sehen das leider viele. Jetzt nach/in Corona erst recht. Deswegen behalten wir nicht 100% des Ertrags, sondern nur die Hälfte. Das kompensiert in etwa unsere hohen Produktionskosten (unser Biokunststoff kostet uns etwa 10x mehr als PP z.B.), insofern sind diese Einnahmen für uns aktuell noch wichtig. Wenn wir 10.000 Teilnehmer hätten, sieht das vielleicht anders aus. Wir haben z.B. gute Cafés in Bochum, die sämtliche Taxifahrer der Gegend mit unseren Bechern ausgestattet haben. Diese Becher werden für immer bei den Taxifahrern bleiben und erzeugen bei den Cafés einen dauerhaften Ertrag, der auch so in der BWA also solcher vermerkt wird. Wenn ein Kunde einen neuen Kaffee kauft, bekommt er einen neuen sauberen Becher und das Pfand bleibt in der Kasse.  

>Ich kann mir keinen Anwendungsfall vorstellen, in dem ein CUNA-Becher gegenüber einer klassischen quasi extrem-langlebigen Mehrweg-Variante wie Porzellan oder Thermobechern eine Option wäre.

Es geht ja um Gäste die ohne einen eigenen Becher daher kommen aber ein Getränk mitnehmen möchten. Anwendungen: Events bei den schwere Gefässe nicht erlaubt sind, Strassenfeste, Mitnahme-Kaffee möchte doch keiner in einer schweren, zerbrechlichen Tasse trinken und dann vorsichtig mit sich rum tragen. S.o. Natürlich spricht nichts gegen einen Thermosbecher, aber den haben eben viele nicht dabei und finden sowas umständlich. Letztendlich ist es eine Frage die jeder selbst für sich klären muss: Wenn schon Convenience dann Pfand oder eben kein Convenience und dafür einen eigenen Becher immer dabei haben just in case. Ich glaube aber dass das erstere ein großer Bedarf ist - nach wie vor.

> Und wenn er weggeworfen wird ist er genauso Müll wie alle anderen Einweg-Becher auch?

So wie alles andere was ein Verbraucher nicht korrekt zurück bringt: Eine Porzellan Tasse ist doch auch Müll wenn sie weg geworfen wird? Eventuell verstehe ich deine Frage nicht. :) Unsere Becher sind nicht zum weg werfen gedacht. Behalten oder nutzen und zurück geben.

Nichts ist perfekt und man merkt wie erklärungsbedürftig das Thema Nachhaltigkeit generell ist - es gibt halt viele Ebenen und viele pros und cons. Wir haben uns für unsere Philosophie entschieden.


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